Projekt in Oregon Wie «Magic Mushrooms» gegen psychische Krankheiten helfen 

AP

23.9.2023

Halluzinogene Pilze können auch für psychotherapeutische Zwecke eingesetzt werden.
Halluzinogene Pilze können auch für psychotherapeutische Zwecke eingesetzt werden.
Bild: Georg Müller/Pilzepilze.de/dpa

Mit seinem neuen Psilocybin-Projekt testet Oregon, der US-Staat im Pazifischen Nordwesten, einen halluzinogen wirkenden Stoff. Die «Zauberpilze» können bei psychischen Erkrankungen helfen.

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  • Sogenannte «Magic Mushrooms» sind als halluzinogene Drogen bekannt, können laut Studien jedoch auch gegen psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Zwangsstörungen helfen.
  • Der US-Staat Oregon hat ein Psilocybin-Projekt auf den Weg gebracht.
  • Dort steht das erste zugelassene Psilocybin-Zentrum der USA.
  • Anfragen kommen aus allen Ecken der Welt.

Windspiele, Matratzen mit Batik-Bezug – und «Magic Mushrooms»: In einem Bürogebäude in Eugene im US-Staat Oregon erwartet die Gäste all das ganz offiziell. Es ist das erste zugelassene Psilocybin-Zentrum der USA. Die Warteliste ist lang.

Psilocybin, der halluzinogen wirkende Stoff aus den «Zauberpilzen», kann Studien zufolge möglicherweise bei Depressionen, Zwangsstörungen und anderen psychischen Erkrankungen helfen. Oregon hat sich dafür entschieden, die bewusstseinserweiternde Droge geregelt anzubieten, und das «Epic Healing Eugene» öffnete im Juni seine Türen.

Kommen dürfen Erwachsene über 21 Jahren. Weder Rezept noch Überweisung sind nötig. Doch Interessierte müssen sich in Geduld üben. Mehr als 3000 Namen stehen nach Angaben des Zentrums bereits auf der Warteliste, darunter viele, die sich einen Ausweg aus Depressionen und Ängsten erhoffen.

«Hunderttausende Anfragen aus der ganzen Welt»

Der Psilocybin-Dienst von Oregon, die für die Regulierung der «Magic Mushroom»-Industrie zuständige Behörde, hat sogar schon «Hunderttausende Anfragen aus der ganzen Welt», wie Leiterin Angela Allbee erklärt. Und über den Vorstoss ihres Staates sagt sie: «Bis jetzt haben wir nur gehört, dass die Kundinnen und Kunden positive Erfahrungen gemacht haben.»

In den meisten Teilen der USA ist Psilocybin weiter illegal. Die Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde FDA stufte es 2018 aber für medizinische Zwecke als «bahnbrechende Therapie» ein. In diesem Sommer folgte der Entwurf eines Leitfadens für klinische Studien.

Die Forschung geht davon aus, dass Psilocybin die Art und Weise verändert, wie sich das Gehirn organisiert. Das kann möglicherweise Konsumierenden helfen, neue Einstellungen zu gewinnen und psychische Probleme zu überwinden. Zwar sprach sich der Psychiater-Verband Oregons 2020 gegen die damals zur Abstimmung stehende Maßnahme zur Legalisierung von Psilocybin aus, äusserte Sicherheitsbedenken und warnte vor irreführenden Versprechungen. Doch Albee betont, dass die Sicherheit für ihre Behörde an erster Stelle stehe.

Betreuer überwachen die Einnahme

Um zu sehen, ob die Zauberpilz-Gabe schaden könnte, müssen die Interessierten zunächst zu einer vorbereitenden Sitzung kommen. Begleitet werden sie von einem lizensierten Betreuer, der auch dabei ist, wenn das Psilocybin dann verabreicht wird. Bis die Wirkung der Droge nachlässt, müssen die Kundinnen und Kunden im jeweiligen Zentrum bleiben. Und mit nach Hause nehmen dürfen sie «Magic Mushrooms» sowieso nicht.

Mittlerweile gibt es in Oregon vier Pilzzuchtbetriebe, zwei Testlabore, zahlreiche betreuende Vermittler und zehn lizensierte Psilocybin-Zentren. Die Omnia Group Ashland etwa bietet ihren Service seit diesem Monat an. Mitgründer Brian Lindley spricht von grossem Kundeninteresse. Und «Lucid Cradle» in Bend plant, sich jede Woche gezielt nur um eine Kundin oder einen Kunden zu kümmern. Sie seien bereits bis Dezember ausgebucht, sagt Inhaberin Jeanette Small.

Nicht überall ist allerdings Zugang möglich. Den gesetzlichen Vorgaben zufolge kann das Psilocybin-Geschäft auf lokaler Ebene verboten werden. Mehrere ländliche Bezirke in Oregon haben sich dafür entschieden.

Millionen von Steuergeldern fliessen ein

Ein Knackpunkt sind auch die hohen Kosten für die Kundschaft. Die können sich auf bis zu 2000 Dollar (1813 Franken) belaufen. Ihre Behörde verlange von jedem Lizenznehmer, im Preismodell soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen, betont Allbee. Einige hätten bereits eine Staffelung eingeführt. Derzeit fliessen noch Millionen an Steuergeldern in das Psilocybin-Programm des Staates. Bis Mitte 2025 soll es Allbee zufolge dann komplett aus den Lizenzgebühren finanziert werden.

Cathy Jonas vom «Epic Healing Eugene» geht derweil davon aus, dass ihr Zentrum in absehbarer Zeit noch keinen Gewinn machen wird. Für sie sei es aber ein innerer Auftrag, den legalen Zugang zu den Pilzen zu ermöglichen, sagt sie.

Einer der lizensierten Züchter ist Gared Hansen. In seinem Ein-Mann-Betrieb in der Nähe von Springfield baut er Pilzsorten mit klingenden Namen wie «Golden Teacher», «Blue Meanies» oder «Pink Buffalo» an. Manchmal, so sagt er, meditiere er mit seinen Pilzen, in der Hoffnung, sie mit heilender Energie zu erfüllen. In seinem früheren Leben hingegen hatte Hansen den «Magic Mushrooms» den Kampf angesagt – als Polizist in San Francisco.