Pest, Grippe, CoronaWie Gesellschaften auf Pandemien reagieren
Von Lennart Stock, dpa/uri
2.4.2020
Wie die Spanische Grippe die Schweiz erschütterte
Nach dem Ersten Weltkrieg grassierte die Spanische Grippe, eine Virus-Pandemie, die Millionen Todesopfer forderte. Die Schweiz traf es besonders hart. Der Bund reagierte mit ähnlichen Massnahmen wie heute.
07.11.2020
Restaurants schliessen, Schulkinder lernen zuhause und wer kann, arbeitet im Homeoffice. Das Coronavirus bringt viele neue Erfahrungen. Dabei sind einige Massnahmen zur Eindämmung von Pandemien schon lange erprobt.
Eine ansteckende Krankheit breitet sich aus, eingeschleppt von Reisenden aus Asien. Als eine der ersten ist die Hafenstadt Venedig in Norditalien betroffen. Schon bald erlassen die Stadtoberen Quarantäne-Massnahmen und riegeln den Zustrom von Fremden und Händlern ab.
Was womöglich klingen mag wie ein Szenario aus der aktuellen Corona-Pandemie, ist tatsächlich aber ein Rückblick auf die Pest im 14. Jahrhundert. Kaum eine andere Seuche hat in der Geschichte so viel Angst und Schrecken ausgelöst wie der «Schwarze Tod» und in Europa zig Millionen Menschen dahingerafft.
«Mit Seuchenbedrohungen hat man in der Geschichte bis in unsere eigene Gegenwart immer wieder zu tun gehabt», sagt der Medizinhistoriker Karl-Heinz Leven. Die Pest, die durch ein Bakterium ausgelöst wird, und das neue Coronavirus lassen sich zwar medizinisch nicht vergleichen. Doch die Geschichte biete ein «Reservoir von Beispielen» im Umgang der Gesellschaften mit Seuchen, erklärt der Professor der Universität Erlangen-Nürnberg.
Quarantäne als Vorsorge
So war etwa die Bekämpfung der Pest einer der Startpunkte für den Ausbau eines öffentlichen Gesundheitswesens in Europa. «Die Seestädte im Mittelmeer haben, unmittelbar als der Schwarze Tod 1347 aus dem Orient mit Schiffen eingeschleppt wurde, gar nicht reagieren können», erklärt Leven. Todesraten von 30 bis 40 Prozent seien die Folge gewesen.
Doch bei Epidemien in den Folgejahren entwickelten Städte wie Florenz, Venedig und Marseille Gegenmassnahmen: Etwa wurden Waren und Reisende auf vorgelagerten Inseln eine Zeit lang in Obhut genommen. Die Dauer der Internierung variierte, häufig waren es um 40 Tage Quarantäne – abgeleitet von dem französischen Wort «quarante» für die Zahl 40.
Häuser wurden versiegelt und Kranke in spezielle Pest-Lazarette gebracht. «Auch dort bestand also so eine Art Ausgangssperre wie heute, bei der die Leute zuhause blieben und das öffentliche Leben erstarrte – wenngleich die Umstände andere waren», sagt Leven. Unmut regte sich über solche Einschränkungen bei der Kirche und der Wirtschaft.
Doch auch Solidarität und Hilfsbereitschaft wurden in Krisenzeiten gelebt. Leven erinnert etwa an den Mailänder Erzbischof Carlo Borromeo, der bei einer späteren Pest im 16. Jahrhundert die Kranken und unter Quarantäne Stehenden aufrief, die Messe von ihren Fenstern aus zu verfolgen. «Heute sehen wir die Bilder aus Italien, die zeigen, wie Menschen auf ihren Balkonen stehen und singen. Das ist quasi die säkulare Form der damals eingeführten Messen», sagt Leven.
Auch während der Cholera in Hamburg 1892 war Solidarität zu beobachten. «Es gab Bürgerkomitees, die die Gesundheitsfürsorge in die Hand nahmen», sagt der Direktor des Medizinhistorischen Museums der Hansestadt und Professor Philipp Osten. «Die haben Desinfektionskolonnen organisiert und abgekochtes Trinkwasser ausgegeben.»
Transparenz als Gebot der Stunde
Auch Gerüchte und Verschwörungstheorien kennt die Seuchengeschichte zur Genüge. Aufklärung und Transparenz sehen Historiker daher als wichtige Lehren. Beispiel Spanische Grippe, die Schätzungen zufolge im März 1918 zwischen 25 und 50 Millionen Menschen das Leben kostete. «Das Bagatellisieren oder das Wegschauen und Verleugnen einer Seuchengefahr ist ein Problem», sagt der Medizinhistoriker Volker Roelcke. Berichte zeigten, dass die zuständigen Behörden die Gefahr in Amerika, wo die Grippe ausbrach, zunächst ignorierten.
«Erst zwei, drei Monate später, als es eine grössere Zahl von Betroffenen gab, haben die Behörden reagiert – aber nicht davon abgesehen, zum Beispiel amerikanische Soldaten nach Europa zu schicken», erklärt der Professor der Universität Giessen.
Die Kurve abflachen
Und auch die «soziale Distanz» feierte während der Spanischen Grippe schon erste Erfolge. In St. Louis kam es nach Angaben des Münchner Historikers Nicolai Hannig zu Schulschliessungen und Isolationen. Eine US-Studie belegte später: Während dort die Zahl der Infizierten nur langsam anstieg, schnellten in Philadelphia, wo es selbst nach den ersten Fällen noch öffentliche Paraden gab, die Zahlen in die Höhe.
Die Vorsorgemassnahmen, die man damals ergriffen hat, sind recht vergleichbar mit unseren heutigen, sagt Hannig, der zur Geschichte von Naturkatastrophen und ihrer Bewältigung forscht. Er plädiert allerdings dafür, künftig noch genauer auf Probleme zu achten, die erst aus der Vorsorge entstehen – etwa die langfristigen Folgen von Quarantäne und Kontaktverboten für Wirtschaft und Gesellschaft.
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Bild: Cecilia Fabiano/dpa
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Bild: Keystone
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Bild: John Minchillo/AP/dpa
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Bild: Armando Franca/AP/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Bild: Mar Granel Palou/dpa
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Bild: APA/Keystone
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Bild: Keystone
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Bild: Rodrigo Abd/AP/dpa
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Bild: Peter Dejong/AP/dpa
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Bild: KEYSTONE
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
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