EPFL-Präsident «Pandemie hat Digital-Defizite der Schweiz offengelegt»

sda

25.3.2021 - 05:53

Nach Ansicht von Martin Vetterli, Präsident der Eidg. Technischen Hochschule Lausanne, hat die Corona-Pandemie die Schweiz kalt erwischt. Die Krise habe Schwächen in der Digitalisierung schonungslos offen gelegt. (Archivbild)
Nach Ansicht von Martin Vetterli, Präsident der Eidg. Technischen Hochschule Lausanne, hat die Corona-Pandemie die Schweiz kalt erwischt. Die Krise habe Schwächen in der Digitalisierung schonungslos offen gelegt. (Archivbild)
Keystone

Die Corona-Pandemie hat nach Ansicht von Martin Vetterli, Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), die Defizite der Schweiz in der Digitalisierung offen gelegt. Die Schweiz habe ein Problem und sei in der Krise kalt erwischt worden.

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Eine Pandemie zeige die Schwächen einer Gesellschaft wie unter einen Brennglas – nicht nur gesellschaftlich, politisch und medizinisch, sondern auch technologisch. «Wir müssen jetzt ehrlich sein, die Defizite benennen und besser werden», sagte Vetterli in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Dabei spiele Geld nur bedingt eine Rolle. Die Schweiz verweigere sich der Realität aus Bequemlichkeit. «Wir sind reich, traditionell und träge. Haben wir ein IT-Problem, holen wir uns Hilfe, etwa bei Experten im Ausland. Das sind schlechte Voraussetzungen dafür, digital neue Wege einzuschlagen», sagte Vetterli weiter.

Wie eine Gesellschaft im Nu digitalisiert werden könnte, habe Estland vorgemacht, ein relativ junger Staat. Die Schweiz sollte die Krise daher auch als Chance verstehen. Das fange im Kleinen an. Als Beispiel erwähnte Vetterli die Einführung einer elektronischen Signatur, die jahrelang ohne zählbares Resultat gedauert habe, mit dem ersten Lockdown jedoch plötzlich problemlos möglich gewesen sei.

Vetterli nahm auch zum Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU Stellung, das für den Forschungsstandort Schweiz von zentraler Bedeutung ist, jedoch zu scheitern droht. «Wir sollten nicht naiv sein. Die EU hat inzwischen genug von unseren Sonderwünschen. Sie wird kein zweites Mal zu Konzessionen bereit sein. Die Verhandlungsposition der Schweiz ist deutlich schwächer als früher.»