Novartis vorne mit dabei Gibt es schon bald Medikamente gegen Herzinfarkt?

tgab

8.7.2023

Technologische Fortschritte im Bereich der Gentherapie versetzen Kardiologen in Euphorie im Kampf gegen Herzinfarkt, Schlaganfall und chronische Herzschwäche.
Technologische Fortschritte im Bereich der Gentherapie versetzen Kardiologen in Euphorie im Kampf gegen Herzinfarkt, Schlaganfall und chronische Herzschwäche.
IMAGO/YAY Images

Neue RNA-Wirkstoffe könnten Herzinfarkte und Schlaganfälle enorm reduzieren. Auch Novartis hat eine Studie mit guten Aussichten auf Erfolg am Laufen. Doch die Medikamente wären sehr teuer.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Blutfett-Typ Lipoprotein (a) birgt ein erhebliches Risiko für Arteriosklerose, die Herzinfarkte oder Schlaganfälle auslösen kann.
  • Mit neuen RNA-Wirkstoffen soll er nun per Gentherapie blockiert werden.
  • Die Wirkstoffe erweisen sich in den Studienphasen als aussichtsreich, eine Zulassung könnte bald möglich sein.
  • Der Basler Pharmariese Novartis ist eines der Unternehmen, die daran arbeiten.

Das Herz ist die Schwachstelle des menschlichen Körpers. Herzinfarkte, Schlaganfälle, chronische Herzschwäche oder Herzstillstand führen weltweit die Statistik der Todesursachen an. Das soll sich jetzt ändern.

Möglich wird das durch neue Erkenntnisse und die enormen technologischen Fortschritte im Bereich der Gentherapie, insbesondere bei den Gen-Botenmolekülen, den RNAs. Ausserdem wurde die Genschere Crispr/Cas weiterentwickelt. Gentherapeuten können damit einen Punkt im Erbgut exakt ansteuern und dort einen bestimmten DNA-Baustein durch einen anderen ersetzen.

So hat das Biotechnologie-Unternehmen Amgen den neuartigen RNA-Wirkstoff Olparisan entwickelt, der dafür sorgt, dass der Lipoprotein (a)-Gehalt im Blut gesenkt wird. Das Medikament ist in der Studienphase, um Daten für die Zulassung zu generieren.

Ein erhöhter Spiegel dieses Blutfett-Typs birgt ein erhebliches Risiko für Arteriosklerose, die Herzinfarkte oder Schlaganfälle auslösen kann. Zwanzig bis dreißig Prozent der Bevölkerung in der Schweiz sind wahrscheinlich davon betroffen. Wieviel Lipoprotein (a) im Körper zirkuliert, ist genetisch festgelegt. Dagegen tun kann man bislang nichts.

Schweizer Forscher sind vorne mit dabei

Novartis hat schon vor Amgen mit einer Zulassungsstudie für seinen eigenen RNA-Wirkstoff begonnen: Pelacarsen wirkt in den Leberzellen zwar auf andere Weise als das Amgen-Mittel, doch auch dieser Wirkstoff blockiert das schädliche Lipoprotein (a). Relevante Nebenwirkungen wurden bislang zwar nicht beobachtet, das Mittel steckt aber ebenfalls noch in der Studienphase.

Falls die beiden Lipoprotein-Hemmer in den Studien erfolgreich sind und eine Zulassung erhalten, wäre das «ein Gamechanger in der Kardiologie», sagt Lipid-Expertin Ursula Kassner, die an der Berliner Charité in der Lipid-Ambulanz Betroffene betreut, der Wochenzeitung «Zeit».

Doch billig wären die Medikamente nicht. Jede Person mit zu hohen Lipoprotein-Werten zu versorgen, wäre kaum möglich.

Eine elegante Lösung wäre es, per Gentherapie das entscheidende Gen für Lipoprotein (a) in der Leber einfach ganz abzuschalten. Das Biotech-Unternehmen Verve Therapeutics in Allianz mit dem Pharmariesen Eli Lilly arbeitet bereits daran.