Ernüchternde KlimastudieForscher halten Erreichen des 1,5-Grad-Ziels für «unplausibel»
dpa/toko
20.9.2024
Ein Hamburger Forschungsvorhaben untersucht gesellschaftliche Entwicklungen, die den Klimaschutz beeinflussen. In dem diesjährigen Bericht beschäftigen sich die Forscher zudem mit Klimaanpassung.
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20.09.2024, 00:00
Oliver Kohlmaier
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Der «Hamburg Climate Futures Outlook 2024» hält das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels für weiterhin für «unplausibel».
Die Autorinnen und Autoren verweisen unter anderem auf das Verhalten von Unternehmen, die Konsumentwicklung und die Investitionen in fossile Energien.
«Es wird wieder massiv in Öl, Gas und Kohle investiert», sagte Mitautorin und Soziologieprofessorin Anita Engels.
Eine Studie eines Forschungsvorhabens an der Universität Hamburg hält das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels unverändert für unplausibel. Die Autorinnen und Autoren verweisen unter anderem auf das Verhalten von Unternehmen, die Konsumentwicklung und die Investitionen in fossile Energien. Das geht aus dem «Hamburg Climate Futures Outlook 2024» hervor, der seit 2021 erscheint und gesellschaftliche Entwicklungen untersucht, die den Klimaschutz beeinflussen. «Es wird wieder massiv in Öl, Gas und Kohle investiert», sagte Mitautorin und Soziologieprofessorin Anita Engels.
Im Pariser Klimaschutzabkommen hatte sich die Staatengemeinschaft 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten und sie möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle nicht zu halten ist.
Neu ist, dass die Autoren sich umfassend mit Klimaanpassung beschäftigt haben. Die Forscher haben mehrere Beispiele vorgestellt, darunter sind Hamburg, der Nordosten Niedersachsens und São Paulo in Brasilien. Die Studie teilt die Qualität von Anpassungsmassnahmen in drei Kategorien ein: Krisenbewältigung sowie präventive und nachhaltige Anpassung.
«Wo Anpassung nicht durchdacht wird, können Nebenwirkungen die Erfolge zunichtemachen», sagte Mitautorin und Geografieprofessorin Beate Ratter. Massnahmen im Küstenschutz könnten zunächst bei Hochwasser helfen, langfristig aber Sedimente fortspülen und Korallenriffen schaden. Auch seien mit Monokulturen aufgeforstete Wälder besonders anfällig für Schädlingsbefall.
Zur letzten Kategorie, der nachhaltigen Anpassung, heisst es: «Solche Massnahmen wirken langfristig, reduzieren Risiken und werden durch die lokale Bevölkerung mitgestaltet und getragen.» Die Wissenschaftler stellten in keinem der Fälle die sogenannte nachhaltige Anpassung fest. Allerdings gebe es an drei Standorten erste Ansätze: Genannt werden Hamburg, Nordfriesland und Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon, Vietnam).