Neue Studie bestätigt Herzinfarkte sind bis zu 17 Mal häufiger bei Grippe

SDA

16.7.2024 - 10:35

Wer an Grippe erkrankt ist, soll ein grösseres Herzinfarktrisiko haben, wie eine neue Studie bestätigt.
Wer an Grippe erkrankt ist, soll ein grösseres Herzinfarktrisiko haben, wie eine neue Studie bestätigt.
IMAGO/Zoonar II

Während einer Influenza-Infektion haben Menschen ohne sonst schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Das bestätigen die Ergebnisse einer neuen Studie.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine neue Studie eines niederländischen Forscherteams belegt, dass eine Influenza-Infektion das Herzinfarktrisiko erhöht. 
  • Menschen, die noch nie wegen einer koronaren Herzkrankheit im Spital waren, haben mit einem Faktor von 16,6 ein grösseres Risiko.
  • Ein tieferes Risiko besteht bei vorheriger Herzerkrankung. Möglicherweise wegen der Einnahme von Medikamenten.

Dass eine Influenza akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen kann, ist seit Langem bekannt. Doch erstmals haben Annemarijn de Boer von der University Medical Center Utrecht und ihre Co-Autoren den wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen einer Influenza und der Herzinfarktwahrscheinlichkeit ganz exakt bei Menschen belegen können. Bei den Erkrankten war die Infektion in 16 medizinischen Labors in den Niederlanden eindeutig per PCR-Test belegt worden. 

Die Risikoabschätzung erfolgte für den Zeitraum von einem Jahr vor und einem Jahr nach der Influenza-Erkrankung (Kontrollperiode) im Vergleich zu bis zu sieben Tagen nach dem positiven Labortest (Risikoperiode).

«Zwischen 2008 und 2019 identifizierten wir in der beteiligten Studienpopulation 158'777 PCR-Tests auf Influenza, von denen 26'221 positiv ausfielen und 23'405 einzelnen Influenza-Erkrankungen entsprachen», schrieben die Experten.

Die relative Häufigkeit eines akuten Herzinfarkts während der Risikoperiode habe im Vergleich zur Kontrollperiode bei dem Faktor 6,16 gelegen. Die relative Häufigkeit eines akuten Herzinfarkts bei Menschen ohne vorherigen Spitalaufenthalt wegen einer koronaren Herzkrankheit habe beim 16,60-Fachen gelegen.

Die Ergebnisse wurden vor Kurzem im «New England Journal – Evidence» veröffentlicht und die Studie wurde vom niederländischen Forschungsfonds finanziert.

Tieferes Risiko bei vorheriger Herzerkrankung

Menschen mit einem vorangegangenen Spitalaufenthalt wegen einer Erkrankung der Herzkranzgefässe hatten hingegen «nur» eine um den Faktor 1,43 erhöhte Infarktgefährdung. Möglicherweise schützt sie die Einnahme von blutgerinnunghemmenden Medikamenten, die bei solchen Patienten oft vom Arzt verordnet werden.

Auch bei Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus oder anderen viralen Atemwegserkrankungen zeigte sich eine höhere Infarktgefährdung.

Impfung zur Minderung des Risikos

Die britische Epidemiologin Raina MacIntyre schrieb dazu in einem Kommentar, dass die Ergebnisse mit der Beobachtung übereinstimmten, dass bei zehn Prozent der Infarktpatienten zumindest in der Grippesaison auch eine Influenza diagnostiziert wird.

Man sollte die Influenza-Impfung auch als Möglichkeit sehen, die mit einer solchen Erkrankung einhergehende Infarktgefahr zu verringern. 


Mehr Videos aus dem Ressort

Corona-Welle: Was bedeuten die aktuellen Zahlen?

Corona-Welle: Was bedeuten die aktuellen Zahlen?

Berlin, 24.08.2023: Der internationale Corona-Gesundheitsnotstand ist seit Monaten beendet. Was haben da der Anstieg der gemeldeten Corona-Fallzahlen in Deutschland und auffällige neue Virusvarianten zu bedeuten? Vorweg die gute Nachricht: Fachleute sehen immer noch eine sehr breite Grundimmunität aus Impfungen und Infektionen in Deutschland. Das heisst aber nicht, dass man sich nicht mehr anstecken kann. Sondern, dass man als grundsätzlich gesunder Mensch in der Regel nicht so schwer erkrankt, dass man in eine Klinik oder gar auf die Intensivstation muss. Entscheidend ist daher die Frage, ob womöglich doch noch mal eine Variante entsteht, die unser Immunsystem wieder austricksen kann. Aber auch hier kann, Stand jetzt, Entwarnung gegeben werden. Weder das RKI noch der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, sehen hier kein Grund zur Panik. Weitere Prognosen über den Verlauf von Grippe- und auch Corona-Wellen sind allerdings schwierig. Viren entwickeln sich weiter. Der Zeitpunkt und das Ausmass ihrer Zirkulation werden zudem von vielen verschiedenen Parametern beeinflusst, wie das RKI erklärt. Im Herbst und Winter ist aber wieder mit einem Anstieg der Fallzahlen zu rechnen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt aber nur noch bestimmten Gruppen Auffrischimpfungen. Dazu gehören etwa Menschen ab 60, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten. Gesunden Erwachsenen unter 60 und Schwangeren wird dies nicht mehr empfohlen

24.08.2023

SDA