Sonnen-Offensive vom Bund stockt Surses GR sagt Nein zu Zürcher Solarprojekt

aru

30.1.2024

Blick auf die Testanlage «Tschers» des geplanten Grossprojektes Nandro Solar des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich. Die Gemeindeversammlung von Surses GR lehnte die Solar-Grossanlage am Montagabend ab.
Blick auf die Testanlage «Tschers» des geplanten Grossprojektes Nandro Solar des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich. Die Gemeindeversammlung von Surses GR lehnte die Solar-Grossanlage am Montagabend ab.
sda

Der Solarpark mit einer Grösse von 93 Fussballfeldern ist vom Tisch. Das Bündner Dorf Surses schickte das Projekt bachab. Der Solarexpress des Bundes gerät damit ins Stocken.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mit 378 von 553 Stimmen erteilt das Bündner Dorf Surses einer Mega-Solaranlage der Elektrizitätswerke Zürich eine wuchtige Abfuhr an der Gemeindeversammlung von Montag.
  • Besonders die lokale Tourismusorganisation hatte sich an den Plänen gestört.
  • Gerät nun der Solarexpress des Bundes ins Stocken?

Die Bündner Gemeinde Surses zeigt den Zürcher Elektrizitätswerken die kalte Schulter. An der Gemeindeversammlung von Montagabend sagten 378 von 553 anwesenden Stimmberechtigten Nein zum Projekt mit Namen «Nandro Solar». Es habe eine lange und intensive Diskussion gegeben, wie mehrere Medien berichten.

Die Anlage wäre auf 66,5 Hektaren Land erstellt worden, was einer Fläche von 93 Fussballfeldern entspricht. Jährlich wären 66 Gigawattstunden Strom produziert worden, womit etwa der Strombedarf von 20'000 Haushalten gedeckt hätte werden können. 

Nein trotz grosser Einnahmen

Pro produzierter Kilowattstunde hätte Surses einen Rappen erhalten. Jährlich wäre dies auf einen Zustupf von 400'000 bis 660'000 Franken hinausgelaufen. Auch hätte die Gemeinde «solidarisch einen Beitrag an die Versorgungssicherheit in der Schweiz leisten können», wie es im Botschaftstext zur Abstimmung heisst. Der Gemeindevorstand setzte sich vergeblich für ein Ja ein.

Gegen die Vorlage war die lokale Tourismusorganisation. Man befürchtete, dass durch die Anlage das Landschaftsbild leidet und in der Folge weniger Touristen den Weg nach Surses finden. Darüber hinaus produziere man bereits mit dem Stausee genügend sauberen Strom und bei dem Projekt handle es sich um einen Schnellschuss.

Die Zürcher Elektrizitätswerke bedauern den Entscheid

In einer Stellungnahme der EWZ heisst es, dass man den Entscheid bedauere. Man habe die Anliegen der lokalen Gruppen ernst genommen, Wünsche berücksichtigt und Kompromisse gemacht. «Leider ist es uns nicht gelungen, die Bevölkerung von den Vorteilen und der Dringlichkeit der Anlage zu überzeugen», sagt Philippe Heinzer, Leiter des Geschäftsbereichs Energie der EWZ, in der Mitteilung.

Der Solarexpress des Bundes gerät damit ins Stocken: «Ich gehe persönlich davon aus, dass die 2 Terawattstunden, die vom Bund erwartet werden, unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht erreicht werden können», sagt Heinzer dem «Blick».

Trotz des Entscheids gegen die Nandro-Solaranlage sei die EWZ von den Vorzügen und der Notwendigkeit hochalpiner Solaranlagen überzeugt. Man setze sich weiter für den Zubau von Photovoltaikanlagen ein – «auf hochalpinen Freiflächen ebenso wie auf Infrastrukturen, Stadtzürcher Immobilien und Arealen in der ganzen Schweiz».

Die Gemeinde Surses sagte innert weniger Tage zum zweiten Mal Nein zur EWZ. Denn am 21. Januar verwehrten die Stimmberechtigten an der Urne eine Verlängerung der Wasserrechtskonzession aus dem Marmorera-Stausee. Deutliche 70 Prozent der Bevölkerung wollten diese Verlängerung für die Zeit nach 2035 nicht.

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