50 Jahre MondlandungArmstrong, Aldrin, Collins und der lange Schatten des Mondes
Von Christina Horsten, dpa
21.7.2019
Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins: Die drei Männer der «Apollo 11»-Mission haben gemeinsam Geschichte geschrieben – und dennoch ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Millionen Menschen verfolgten vor einem halben Jahrhundert die erste bemannte Mondlandung live. Das Ereignis am 21. Juli 1969 brannte sich in das kollektive Gedächtnis ein wie kaum ein zweites. Im Mittelpunkt standen diese drei Männer:
Der erste Mann auf dem Mond: Neil Armstrong
Wohl kaum ein Zitat ist so bekannt wie jenes von Neil Armstrong: «Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Sprung für die Menschheit», sagte der Astronaut, nachdem er als erster Mensch den Mond betreten hatte. Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat er sich damit gesichert.
Geboren wurde Neil Alden Armstrong am 5. August 1930 in Wapakoneta im US-Bundesstaat Ohio. Schon als Kind begeisterte er sich für das Fliegen und machte mit 16 Jahren den Pilotenschein – noch vor dem Führerschein. An der Purdue University studierte er Luftfahrt-Ingenieurwissenschaften, wurde später Marineflieger und stand unter anderem im Koreakrieg im Einsatz.
1962 kam Armstrong zur US-Raumfahrtbehörde Nasa. Vier Jahre später absolvierte er seinen ersten Raumflug als Kommandant der Raumfähre «Gemini 9». Nach der Mondlandung beendete Armstrong seine Astronautenkarriere, war einige Jahre lang Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Cincinnati und zog sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Interviews gab er nur sehr selten, sogar Autogramme verweigerte er oft – nachdem er erfahren hatte, wie viel Geld einige Menschen mit deren Verkauf machten.
Im August 2012 starb Armstrong an den Folgen einer Herzoperation. Wenige Monate zuvor hatte er eines seiner seltenen Interviews gegeben – und betont, wie schwierig die Mondlandung war. «Ich würde sagen, die Chance, dass wir zurück zur Erde kommen würden, lag bei 90 Prozent. Aber die Chancen für eine erfolgreiche erste Landung auf dem Mond standen nur 50:50.»
Der ewige Zweite: Buzz Aldrin
Die Mondlandung machte Buzz Aldrin weltberühmt. Aber für den zweiten Mann auf dem Mond ist sie bis heute auch ein Fluch. Aldrin betrat 19 Minuten nach Armstrong den Erdtrabanten und sollte die Rolle des ewigen Zweiten nie wieder loswerden.
Geboren wurde Edwin Aldrin 1930 im US-Bundesstaat New Jersey als jüngstes von drei Kindern. Weil seine Schwester «brother», das englische Wort für Bruder, immer wie «buzzer» aussprach, wurde aus Edwin Buzz. Er studierte Maschinenbau an der Militärakademie West Point, ging zur Air Force und promovierte. 1963 rückte er ins Nasa-Mondprogramm auf.
Die Mondlandung war sein beruflicher Höhepunkt, zurück auf der Erde geriet die Karriere ins Stocken. Aldrin erlitt einen Nervenzusammenbruch, wurde depressiv und alkoholsüchtig. Drei Ehen scheiterten. «An einem Tag bist du der grosse Held, und am nächsten Tag sitzt du im Auto und bekommst von einem Polizisten einen Strafzettel, weil du zu schnell unterwegs warst», sagte er einmal. «Es ging in meinem Leben also nicht so sehr um die Reise zum Mond, sondern um die Rückkehr zu Erde.»
Einschüchtern oder unterkriegen liess sich Aldrin aber nie. Stattdessen setzt er sich noch im hohen Alter öffentlich für den Kampf gegen Depression und Alkoholismus ein. «Das ist zwar nicht das, was ich für mein Leben erwartet hatte, aber wenn die Dinge auseinanderfallen, muss man sie wieder zusammensetzen.»
Der vergessene Dritte: Michael Collins
Es gibt wohl kaum einen undankbareren Job in der Raumfahrtgeschichte als den von Michael Collins: Während seine Astronauten-Kollegen Armstrong und Aldrin den Mond betraten, drehte er in der Kommandokapsel Warteschleifen.
Einsam sei er trotzdem nicht gewesen, sagte Collins einmal. «Ich habe mich als Teil dessen gefühlt, was auf dem Mond passiert. Ich weiss, dass ich ein Lügner oder Blödmann wäre, wenn ich sagen würde, dass ich den besten der drei Sitze von 'Apollo 11' hatte, aber ich kann ehrlich sagen, dass ich zufrieden mit dem bin, den ich hatte. Die Unternehmung war für drei Männer angelegt und ich sehe mich als genauso notwendig wie die beiden anderen.»
Geboren wurde Collins 1930 in Italien als Sohn eines US-Militärattachés. Seinem Highschool-Abschluss in den USA folgte die Aufnahme in die Militärakademie West Point, wo er sich zum Kampfflieger und Testpiloten ausbilden liess. 1963 schaffte es Collins in die Astronautenauswahl der Nasa. 1966 wurde er Pilot der «Gemini 10»-Mission – der ersten, bei der das Raumschiff an gleich zwei Satelliten nacheinander andockte.
Nach der Mondlandung verliess Collins die Nasa und wurde Ministerialdirektor im Aussenministerium. 1971 übernahm er den Direktorenposten im Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington. 1980 ging er in die Wirtschaft und gründete später seine eigene Firma. Ausserdem schrieb Collins, der insgesamt mehr als elf Tage im All verbracht hat, mehrere Bücher. Der dreifache Vater hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, und unter anderem wurden ein Mondkrater und ein Zwergplanet nach ihm benannt.
Im Alter zog sich Collins zurück. «Grummelig» sei er geworden, sagte er einmal. Seine Zeit verbringe er mit «Laufen, Velofahren, Schwimmen, Angeln, Malen, Kochen, Lesen, mir Sorgen um die Börsenkurse machen und der Suche nach einer guten Flasche Cabernet für weniger als zehn Dollar». Aber er habe Glück gehabt im Leben – und sei glücklich gewesen: «Schreibt 'Glücklich' auf meinen Grabstein.»
Nicht erst seit der Mondlandung vor 50 Jahren hat sich einiges an Fakten und unnützem Wissen zum Erdtrabanten angesammelt. «Bluewin» hat eine Auswahl zusammengetragen.
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Das Wetter auf dem Mond ist nichts für Sensibelchen: Wenn die Sonne auf die Oberfläche trifft, steigen die Temperaturen bis auf 130 Grad Celsius an. Auf der dunklen Seite wiederum wird es bis zu minus 160 Grad kalt.
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Auf dem Mond ist es totenstill: Weil die Atmosphäre sehr dünn ist, überträgt sie keine Schallwellen. Man könnte auf dem Mond also gar nicht miteinander reden – sofern man denn erst das Problem löst, ohne Helm zu überleben.
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Wegen der fehlenden Atmosphäre schlagen auch viele Asteroiden auf dem Mond ein, statt in dessen Lufthülle zu verglühen. Hunderttausende Krater überziehen die Oberfläche.
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Diese Krater sind auch für die dunklen Stellen verantwortlich, die viele ein Gesicht erkennen lassen. Dieser Mann im Mond soll laut christlicher Überlieferung Kain sein, der nach dem Mord an seinem Bruder Abel sprichwörtlich auf den Mond geschossen wurde.
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Die Menschen in asiatischen Ländern erkennen keinen Mann, sondern einen Hasen im Mond. Ein Mond-Rover, der von der chinesischen Sonde Chang’e-3 hochgetragen wurde, trägt deshalb den Namen «Jadehase».
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Der Mond hat seit jeher Künstler inspiriert. Von Schriftsteller Mark Twain ist folgendes Zitat überliefert: «Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er nie jemandem zeigt.»
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Die vielzitierte «dunkle Seite des Mondes» gibt es übrigens gar nicht. So wird jeder Teil des Mondes im Verlauf eines Monats von der Sonne beschienen.
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«The Dark Side Of The Moon», das Meilenstein-Album der Rockband Pink Floyd, tut das Seine, um den Irrglauben an eine immerdunkle Mondseite am Leben zu erhalten.
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Der bekannte Astrophysiker Neil deGrasse Tyson würde sogar in der Zeit zurückreisen, um Pink Floyd davon zu überzeugen, das Album umzubenennen. «Ich habe Jahrzehnte damit zugebracht, diesen Fehler zu beheben», meinte er einmal.
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Der Mann im Mond wendet uns immer sein Gesicht zu. Wir sehen nämlich immer nur dieselbe Seite des Mondes, die Rückseite ist von der Erde aus nie zu sehen.
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Unser Mond ist der zweitdichteste der Milchstrass – nur Jupters Mond Io hat noch mehr Masse.
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Erst zwölf Menschen waren bisher auf dem Mond – allesamt US-Astronauten. Als erster setzte am 21. Juli 1969 Neil Armstrong Fuss auf die Oberfläche. Als vorerst letzter war Harrison Schmitt im Dezember 1972 dort.
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Eines der bekanntesten lunaren Lieder ist «Bad Moon Rising» von Creedence Clearwater Revival. Die Textzeile «there's a bad moon on the rise» wird so oft missverstanden als «there's a bathroom on the right», dass Bandsänger John Fogerty die falsche Version spasseshalber an Konzerten übernahm.
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Der Mythos von Menschen, die sich bei Vollmond in Werwölfe verwandeln, ist uralt. Er könnte auf Fälle von Tollwut zurückgehen. (Im Bild: Heidi Klum im Werwolf-Kostüm.)
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Nach dem Werwolf ist auch die Lykanthropie benannt – eine Wahnvorstellung, die Betroffene glauben lässt, sie würden sich in ein Tier verwandeln. Doch zurück zum Mond…
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Moonshine heisst in den USA schwarzgebrannter Schnaps. Das Wort soll von Moonrakers stammen, einer Bezeichnung für Leute aus der englischen Grafschaft Wiltshire. Sie sollen im 18. Jahrhundert beim Alkoholschmuggel Talent bewiesen haben.
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Auf dem Mond ist die Anziehungskraft sechsmal geringer als auf der Erde. Heisst: Wer auf der Erde 120 Kilo auf die Waage bringt, wiegt auf dem Mond nur 20 Kilo. Rein optisch ändert sich leider trotz dieser Schlankheitskur nichts.
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Zum Schluss: der Mondgruss. Das ist keine Form der abendlichen Verabschiedung, sondern eine Bewegungsabfolge im Yoga. Diese soll zu einer tiefen Entspannung führen, innere Blockaden lösen und Stress abbauen. In diesem Sinne: Gute Nacht!
US-Firma will erste kommerzielle Mondlandung schaffen
Houston, 22.02.2024: Es ist ein bedeutender Moment für die Raumfahrtindustrie und könnte Geschichte schreiben:
Nach zahlreichen gescheiterten Anläufen verschiedener Unternehmen will eine US-Firma erneut die erste kommerzielle Mondlandung der Raumfahrtgeschichte versuchen. Klappt die Landung, dann wäre es auch die erste – wenn auch unbemannte – US-Mondlandung seit den «Apollo»-Missionen vor mehr als 50 Jahren.
Der Lander «Nova-C» des US-Unternehmens Intuitive Machines ist etwa so gross wie eine altmodische britische Telefonzelle, hat Aluminium-Beine, wiegt rund 700 Kilogramm und kann etwa 130 Kilogramm Ladung mitnehmen.
Die Mission ist Teil des Programms «CLPS» (Commercial Lunar Payload Services) der Nasa. Mit diesem Programm will die US-Raumfahrtbehörde auf ihrem eigenen Weg zurück zum Mond vergleichsweise günstig und effizient so viel Wissen sammeln wie möglich, indem sie Verträge für Mondlandungen an private Firmen vergibt und mit diesen zusammenarbeitet.
Mondlandungen gelten als technisch höchst anspruchsvoll und gehen häufig schief. Allein in diesem Jahr liefen schon zwei geplante Landungen anders als erhofft.
23.02.2024
50 Jahre Mondmission Apollo 17
Kennedy Space Center, USA 50. Jahrestag der Apollo 17 Mondmission Am 7. Dezember 1972 startete die Saturn-V-Rakete in Florida Insgesamt waren 12 Astronauten auf dem Erdtrabanten Seit Apollo 17 ist niemand mehr auf dem Mond gewesen Das Nasa-Artemis-Programm soll erneut Menschen dorthin bringen.
08.12.2022
US-Firma will erste kommerzielle Mondlandung schaffen