So wird die Kauflust nicht zum finanziellen Alptraum Wie viel Wohneigentum können wir uns noch leisten?

Danica Gröhlich

12.4.2018

Die weiteren Kosten, die anfallen werden, sind bei einer Hausbesichtigung noch meist weit weg.
Die weiteren Kosten, die anfallen werden, sind bei einer Hausbesichtigung noch meist weit weg.
Keystone

Der Frühling weckt die Lebensgeister – und die Kauflust beim Wohneigentum. Was gilt es zu beachten, damit der Traum nicht zum finanziellen Alptraum wird?

«Bluewin» gibt in Zusammenarbeit mit der Budgetberatung Schweiz Tipps rund ums Thema Geld.

Vollkosten im Blick

Die historisch tiefen Zinsen führen sowohl bei Wohneigentümern wie auch bei Mietern oft zu falschen Schlüssen. Gleichzeitig sind die Preise beim Wohneigentum hoch. Die damit verbundenen Schulden können gut und gern den Zinsvorteil teilweise oder ganz zunichte machen. Denn die Hypothek muss bis zur Pensionierung zu einem, von der Bank definiertem Anteil, wieder abgebaut werden. Ganz zu schweigen von Wohneigentümern, die Pensionskassengelder aufgelöst haben, um das Wohneigentum zu erwerben. Können diese Gelder vor der Pensionierung nicht wieder einbezahlt werden, fehlen sie in Form von Rente bzw. Kapital im Alter. Sie stehen für die Lebenshaltungskosten nicht mehr zur Verfügung. Dies kann auch Konsequenzen in Bezug auf die Frage haben, ob die Bank das Wohneigentum noch für tragbar hält.

Bei den Nebenkosten gibt eine Überschlagsrechnung in Form von 1% des Kaufpreises meist die Richtung vor, in die es gehen wird. Doch das muss nicht sein - vor allem bei älteren Objekten. Es kann sich lohnen, diese zu veranschlagen und soweit wie möglich vor dem Kauf Erkundigungen einzuziehen. Denken Sie dabei an Energiekosten, Heizungswartung, Gebäudeversicherung, Liegenschaftssteuern (je nach Kanton keine), Gebühren für Diverses wie Kehricht, Wasser, Abwasser etc. und Unterhalt bzw. Reparaturen im üblichen Ausmass.

Zu berücksichtigen ist auch, dass der Eigenmietwert als Einkommen versteuert werden muss und, dass eventuell Lebensversicherungen, als Sicherheit für die Bank und zum Schutz der Familie, abgeschlossen werden müssen.

Werterhaltende Erneuerungen

Wer den Wert seines Wohneigentums erhalten will, muss daran denken, dass früher oder später Kosten für die Gebäudehülle, die Fenster, das Heizsystem, die elektrischen Anlagen und für die Warmwasseraufbereitung entstehen können. Die Rücklagen für diese Gebäudekomponenten gilt es realistisch zu veranschlagen und dafür monatliche Rückstellungen bis zum voraussichtlichen Erneuerungszeitpunkt zu bilden. Auch wenn sie erst in 20 Jahren anfallen: Steter Tropfen höhlt den Stein. So liegt das benötigte Geld bei Bedarf auf den Konten und Sie können den Erneuerungen gelassen entgegensehen. Bei Stockwerkeigentum kann die Verwaltung Auskunft darüber geben, in welcher Höhe die Einzahlungen in den Erneuerungsfonds zu veranschlagen sind.

Auch das Innenleben des Wohneigentums braucht früher oder später eine Auffrischung. Wasch- und Abwaschmaschinen, Wände, die gestrichen werden wollen oder Böden, die erneuert werden müssen. Ganze Bäder bzw. eine Küche, die komplett sanierungsbedürftig geworden sind. Es empfiehlt sich auch hierfür die Kosten rechtzeitig zu veranschlagen, den voraussichtlichen Erneuerungszeitpunkt festzulegen und das Geld in regelmässigen Tranchen beiseite zu legen.

Dies alles mag zum Zeitpunkt des Kaufes, vor allem bei einem neuen Objekt, weit weg scheinen. Doch es ist wichtig, dies von Anfang an in die Überlegungen miteinzubeziehen, wenn das Wohneigentum vom Traum nicht zum Alptraum werden soll und es lange gehalten werden will.

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Wohneigentum, Monatsbudget und Lebensplanung

Zu guter Letzt: Budgetberatung Schweiz empfiehlt, die gesamten Wohnkosten im Verhältnis zu den Nettoeinnahmen und den anderen Budgetposten zu betrachten. Müssen die Wohneigentumskosten auf lange Sicht hinaus tragbar sein, auch im Hinblick auf die Lebensplanung, so spielt dies eine Rolle. Ist eine Familie noch am Wachsen, so braucht es mehr Spielraum, als wenn alle Kinder die Berufsbildung bereits abgeschlossen haben.

Auch beim Wohneigentum gilt: Nicht alle Menschen haben gleiche Bedürfnisse und Prioritäten. Die Rechnung muss für Sie aufgehen. Am Schluss entscheiden Sie – und die Bank – ob das Wohneigentum die Verwirklichung eines Traums darstellt oder eine Belastung.

Andrea Schmid-Fischer ist Vize-Präsidentin der Budgetberatung Schweiz und Budgetberaterin, Frauenzentrale Luzern.

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