Adresse irrtümlich gelöschtPost treibt Zürcher KMU fast in den Ruin
dmu
24.7.2024
Ein Modellflugladen in Bülach ZH steht wegen eines Fehlers der Post kurz vor der Insolvenz. Die Adresse des Geschäfts wurde fälschlicherweise deaktiviert.
dmu
24.07.2024, 18:55
24.07.2024, 19:00
Dominik Müller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Weil die Post die Adresse irrtümlich deaktivierte, erhielt ein Modellflugladen in Bülach ZH monatelang keine Post mehr.
Der Fehler flog zunächst nicht auf, weil Zeitungen, Werbung und Pakete von Kurierdiensten trotzdem eintrafen.
Das KMU leidet nun stark unter den Folgen des Irrtums.
Der Modellflugladen «Aviation Market» in Bülach ZH hat monatelang keine Post mehr erhalten. Der Grund: Die Post hat fälschlicherweise die Adresse deaktiviert, wie SRF berichtet.
Das hat weitreichende Folgen für Inhaber This Wolfensberger: Weil Rechnungen und Mahnungen nicht bei ihm eintrafen, gilt das KMU nun als unzuverlässiger Zahler. Und weil eine grosse Lieferung in China liegen bleibt, haben einige Kunden zur Konkurrenz gewechselt.
Zeitungen, Werbung und Paketlieferungen von Kurierdiensten landeten dennoch im Briefkasten der Firma. Deshalb sei Wolfensberger die ausstehende Post zunächst auch nicht aufgefallen.
Als der Fehler schliesslich erkannt und behoben wird, ist es schon zu spät. Wolfensberger muss einen Umsatzeinbruch von mindestens 20'000 Franken verkraften.
Entschädigung deckt Schaden nicht
Die Post bietet ihm zunächst «aus grosszügiger Kulanz» 1500 Franken Entschädigung an. Eine «lächerliche» Summe, wie Wolfensberger zu SRF sagt. Nachdem SRF bei der Post wegen des Falls nachfragt, erhöht das Unternehmen ihr Angebot. Man habe aufgrund der eingereichten Belege etwas besser nachvollziehen können, «welche Unannehmlichkeiten der Kunde hatte», wird eine Post-Mediensprecherin zitiert.
Über die Höhe der neuen Entschädigung wurde Stillschweigen vereinbart. Gemäss Wolfensberger würde aber auch diese Summe den erlittenen Schaden bei Weitem nicht abdecken. Seinem Laden drohe der Ruin. «Dabei bin ich ja nicht schuld daran, dass der Briefkasten geschlossen wurde. Das Ganze ist extrem frustrierend für mich», so der KMU-Inhaber.
Bei SRF meldeten sich auch weitere Betroffene von deaktivierten Adressen. Trotzdem will die Post nicht von einem Systemfehler sprechen. Sie deaktiviere Adressen dann, wenn Pöstler*innen feststellen würden, dass ein Briefkasten nicht mehr angeschrieben ist. «Leider lassen sich trotz aller Sorgfalt Fehler nicht ausschliessen», so die Mediensprecherin. Es gebe allerdings nur wenige solcher Fälle pro Jahr.
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