Kampf ums wirtschaftliche ÜberlebenOmikron-Welle stellt vor allem kleine Firmen vor Personalprobleme
SDA
11.1.2022 - 00:00
Die Omikron-Welle hat die Schweiz fest im Griff und stellt die Wirtschaft vor grosse Herausforderungen. Während etwa die grossen Detailhändler die Personalausfälle gut wegstecken, fällt es kleineren Firmen aus der Gastrobranche schwer, den Betrieb am Laufen zu halten.
11.01.2022, 00:00
11.01.2022, 09:22
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Besonders angespannt sei die Lage über alle Branchen hinweg derzeit bei KMU mit nur wenigen Angestellten, sagte Cristina Gaggini, Leiterin Westschweiz des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, am Montag zu AWP. «Für diese Firmen ist es sehr schwierig oder teilweise gar unmöglich, bei kurzfristigen Personalausfällen raschen Ersatz zu finden.»
Dasselbe gelte für Firmen, die Fachpersonal für hochspezialisierte Berufe benötigten, sagte Gaggini weiter. «Sie können nicht auf die Schnelle fehlendes Personal einarbeiten.» Und auf Dauer sei es auch nicht möglich, von den bestehenden Mitarbeitenden zu verlangen, Überstunden zu leisten und/oder auf Ferien zu verzichten.
Als Folge der Personalengpässe komme es zu Verzögerungen sowohl in den Produktionen als auch beim Bereitstellen von Dienstleistungen, so Gaggini. Das spürten nicht nur die Endverbraucher, sondern habe auch Auswirkungen auf die Lieferketten anderer Firmen. Je nachdem wie viele Mitarbeitende ausfallen, müssten Betriebe Abstriche bei den Öffnungszeiten vornehmen oder gar Schliessungen in Betracht ziehen.
Gastrobranche leidet
Die aktuelle Corona-Lage belastet die Hotel- und Gastrobranche wiederum mit am stärksten. «Die Quarantänemassnahmen stellen Hotels und Restaurants vor grosse organisatorische Probleme», sagte Philippe Attia, Mitgründer und Präsident der Westschweizer Hotelgruppe Vertu Hotels & Resorts, die luxuriöse Häuser im freiburgischen Greyerz oder auch in Annecy oder Paris betreibt.
«Wir können Gäste zum Teil nicht bei uns aufnehmen. Nicht weil wir keinen Platz hätten, sondern weil das Personal fehlt, um unseren Service zu gewährleisten.» Eine Lösung könnte laut Attia darin bestehen, die Quarantänezeit «auf ein Minimum zu reduzieren» und gleichzeitig den Schutz für die von Corona besonders gefährdeten Personen zu verbessern.
Restaurants müssen derweil nicht selten ihren Betrieb schliessen, wenn das Personal coronabedingt ausfällt. Davon berichtet Maurice Paupe, Chef des Café-Restaurants La Poste im jurassischen Saignelégier. Wegen Covid-Fällen beim Personal blieb seine Gaststätte in der Vorweihnachtszeit während Tagen zu, was zu Umsatzverlusten und Zwangsferien fürs Personal führte.
Lebensmittelversorgung steht
Grossverteilern wie Coop oder Migros setzt die derzeitige Personalkrise weniger stark zu. «Wir haben genügend Personal. Unsere Supermärkte sind weiterhin alle geöffnet und wir können unseren Versorgungsauftrag erfüllen», erklärte ein Coop-Sprecher. Allerdings habe sich die Gesundheitssituation innerhalb des Konzerns wie im gesamten Land ebenfalls verschlechtert.
Ähnlich tönt es beim Rivalen Migros: Dabei hätten die zahlreichen Firmen der Migros-Gruppe Vorkehrungen treffen müssen, um ihren Betrieb sicherzustellen. Dazu zählten etwa die Verlängerung von Arbeitszeiten, Anpassungen in den Schichtplänen oder der Einsatz externer Arbeitskräfte, wie es beim «Orangen Riesen» heisst.
ÖV läuft trotz angespannter Lage
Von einer «angespannten Situation mit zahlreichen Absenzen» berichtet die SBB. In den vergangenen Tagen hätten etwa auf den Strecken des Léman Express um Genf einige Zugsverbindungen wegen Personalmangel gestrichen werden müssen, sagte ein Sprecher zu AWP. Am Montagabend teilten die SBB mit, dass der Verkehr der Linien L2 und L4 zwischen Coppet VD und Annemasse F bis zum 25. Januar ausfallen. Weil die Lage wegen coronabedingter Ausfälle immer angespannter werde und es und in einigen Einheiten keine Personalreserven mehr gebe, fahren die Léman-Express-Züge vorübergehend nur im Halbstunden- statt im Vierteltakt.
Die Fluggesellschaft Swiss muss im Flugbetrieb wegen Krankheitsfällen beim Personal nach wie vor «keine grösseren Ausfälle» hinnehmen, wie es heisst. Und die Post verzeichnet laut eigenen Aussagen beim Personal «zwar einen Anstieg von Infektionsfällen», was allerdings den Betrieb nicht wesentlich beeinträchtige.