Gute GründeDarum kommt Nestlé viel besser durch die Krise als die Konkurrenz
SDA/tafi
2.8.2020
Geschlossene Restaurants, Cafés und Läden haben auch bei den Nahrungsmittelkonzernen Spuren hinterlassen: So brachen die Verkäufe von Wasser und Schokolade ein. In diesem Umfeld sticht Nestlé mit solidem Wachstum hervor.
Nestlé hat sich in der Coronakrise bislang deutlich besser geschlagen als seine Rivalen. Während der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller in der ersten Jahreshälfte organisch um 2,8 Prozent wuchs, gingen die Umsätze bei der französischen Danone um 1,1 Prozent zurück.
Beim niederländisch-britischen Konsumgüterkonzern Unilever traten die Umsätze mit -0,1 Prozent insgesamt mehr oder weniger auf der Stelle. Hier stabilisierte das Körper- und Haushaltspflegegeschäft, während das Lebensmittelgeschäft um 1,7 Prozent nachgab.
Für das Gesamtjahr haben sowohl Unilever als auch Danone ihre Prognosen zurückgezogen, Nestlé hingegen hält an einer konkreten Wachstumsprognose fürs Gesamtjahr fest – wenn die Prognose zusammen mit den am Vortag publizierten Semesterzahlen auch etwas gesenkt wurde.
Flaschenwasser unter Druck
Grundsätzlich zählen Lebensmittelkonzerne zu den krisenfesteren Unternehmen in der aktuellen Coronapandemie. Gegessen und getrunken wird auch während eines Lockdowns. Doch während manche Produkte in der Krise sogar gefragter sind, wird auf andere verzichtet. Und auch die Verkaufskanäle machen einen grossen Unterschied.
So brach etwa wegen des Lockdowns das Ausser-Haus-Geschäft ein. Aufgrund geschlossener Restaurants und fehlender Impulskäufe unterwegs wurde deutlich weniger Mineralwasser und Schokolade verkauft. So brachen bei Danone etwa die Verkäufe mit Wassermarken wie Volvic oder Evian im ersten Halbjahr organisch um fast ein Fünftel ein. Nestlé hielt sich zwar besser, doch auch beim Westschweizer Konzern mit Marken wie Pure Life, S.Pellegrino oder Perrier gingen die Umsätze um rund zehn Prozent zurück.
Die Marken von Danone waren dabei stärker vom Rückgang der Impulskäufe an Flughäfen und Bahnhöfen betroffen. Dazu kommt: Bei Danone fällt der Einbruch bei einem Umsatzanteil des Wassers von noch 18 Prozent im Vorjahr deutlich stärker ins Gewicht als bei Nestlé mit gut acht Prozent. «Die breite Aufstellung von Nestlé ist ein Vorteil in der Krise», sagt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann.
Katzen- und Hundefutter hoch im Kurs
Kompensieren konnte Nestlé den Einbruch beim Wasser unter anderem mit Tierfutter: Dieses behauptete sich bei dem Konzern einmal mehr als der wichtigste Wachstumstreiber. Mit einem Plus von 12,5 Prozent liess es alle anderen Kategorien mit grossem Abstand hinter sich. «Das ist ein Phänomen», sagt Schwendimann. Hunde und Katzen seien bei Familien sehr beliebt, und hier werde in der Krise nicht gespart. Allerdings habe nicht nur das Tierfutter Nestlé geholfen.
Auch Milch- und Fertigprodukte waren stark gefragt. Während das Tierfutter schon vor dem Lockdown im mittleren bis hohen einstelligen Bereich gewachsen sei, hätten die Fertigprodukte nun klar über dem historischen Schnitt zugelegt, sagt Andreas von Arx von Baader Helvea. «Meiner Meinung nach macht das Nestlé-Management strategisch einen besseren Job als die Konkurrenten, ein Teil des Erfolgs kommt aber auch von den weniger stark betroffenen Kategorien.»
Bewährt hätten sich zudem in der Krise starke Marken, sagt Schwendimann von der ZKB weiter. In der Krise setzten die Konsumenten eher auf bewährte Namen. Die Newcomer, die etwa in den USA den Grossen zuletzt Markanteile abgeknöpft hätten, seien hier und da eher Verlierer der Krise. Allerdings sei das umgekehrt kein Selbstläufer für grosse Konzerne: «Die Marken muss man auch pflegen.» Das habe Nestlé getan. Es zahle sich aus, dass der Konzern eine langfristige Geschäftspolitik und keinen reinen Margenfokus verfolgt.
Schwellenländer stärker betroffen
Daneben erklärt zudem auch die regionale Ausrichtung Unterschiede zwischen den Nahrungsmittelkonzernen: Unilever etwa ist mit einem Anteil von rund 60 Prozent deutlich stärker in den aufstrebenden Märkten vertreten als Nestlé mit über 40 Prozent. Dort litt das Geschäft aber deutlich stärker.
«Der Einfluss einer Rezession und tiefer Rohstoffpreise dürfte riesig auf Konsumenten in diesen Ländern sein», schrieb etwa das Investmenthaus Bryan, Garnier & Co. in einer Anfang Juli veröffentlichten Analyse zum Nahrungsmittelsektor. In den Industriestaaten dagegen kurbelten zu Jahresbeginn Hamsterkäufe das Geschäft noch zusätzlich an.
Heinri Nestlé alias Heinrich Nestle
Seinem «Kindermehl» hat Nestlé seine Stellung zu verdanken: Die 1867 erfundene und 1868 lancierte Kindernahrung bescherte dem Unternehmen enorme Gewinne, weil es bis dato keinen Muttermilch-Ersatz gab.
Bild: Gemeinfrei
Der Stich «Besuch bei der Amme» von Victor Adam: Das Stillen galt früher als unschicklich und wer es sich leisten konnte, bezahlte eine Amme , um das eigene Kind zu ernähren. Wer als Frau keine Muttermilch bildete und mittellos war, musste mitansehen, wie der Nachwuchs stirbt.
Bild: Gemeinfrei
Henri Nestlé wurde 1814 als Heinrich Nestle in Frankfurt geboren. Als Liberaler hatte er es in der Heimat nicht leicht: 1839 zügelte er nach Vevey VD. Er durfte als Deutscher kein eigenes Unternehmen gründen, kam durch einen lokalen Apotheker namens Nicollier jedoch an eine Immobilie mit Mühle.
Bild: Gemeinfrei
1860 heiratete er in Frankfurt Clementine Therese Ehemant, die ihren Nachnamen in der Schweiz nur noch Ehmant schrieb. Weil Nestlé mit dem Verkauf der Firma 1875 seinen Namen verliert, heisst er später Henri Nestlé-Ehmant. Das Paar hat keine Kinder. Die Portraits entstanden von 1867.
Bild: Gemeinfrei
Der Place Trait-Planches in Montreaux 1905: Das Haus im Vordergrund ist die Winterresidenz des Unternehmers, im Sommer wohnt die Familie nahe der Stadt in Glion. Die Nestlés hinterlassen nach ihrem Tod ein Adoptivkind namens Emma.
Bild: Gemeinfrei
Das Nestlé-Werk vor 1880: Das Kindermehl ist ein Verkaufsschlager. 1875 werden über eine Million Dosen produziert. Es wird bis nach Argentinien, Brasilien, Indonesien und Japan geliefert.
Bild: Gemeinfrei
Das Werk um 1890: Nach dem Verkauf für 1 Million Franken an drei Geschäftsfreunde geht es für Nestlé weiter bergauf. 1895 macht die Firma einen Gewinn von 500'000 Franken, 1904 sind es schon über 3,5 Millionen.
Bild: Gemeinfrei
Die Anlieferung frischer Milch im Werk in Vevey um die Jahrhundertwende kann Henri Nestlé nicht mehr miterleben: Er stirbt 1890 nach kurzer Krankheit in Glion VD. Seine Frau stirbt 1900.
Bild: Gemeinfrei
1880 stellt Nestlé selbst Dosen her, um die Ware zu verpacken.
Bild: Gemeinfrei
Russische Nestlè-Werbung von 1892.
Bild: Gemeinfrei
Französische Werbung für das «Kindermehl» von 1895.
Bild: Gemeinfrei
Gegen 1900 wird ein repräsentativer Raum in Vevey eingerichtet, in dem Gäste empfangen werden.
Bild: Gemeinfrei
Heinri Nestlé alias Heinrich Nestle
Seinem «Kindermehl» hat Nestlé seine Stellung zu verdanken: Die 1867 erfundene und 1868 lancierte Kindernahrung bescherte dem Unternehmen enorme Gewinne, weil es bis dato keinen Muttermilch-Ersatz gab.
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Der Stich «Besuch bei der Amme» von Victor Adam: Das Stillen galt früher als unschicklich und wer es sich leisten konnte, bezahlte eine Amme , um das eigene Kind zu ernähren. Wer als Frau keine Muttermilch bildete und mittellos war, musste mitansehen, wie der Nachwuchs stirbt.
Bild: Gemeinfrei
Henri Nestlé wurde 1814 als Heinrich Nestle in Frankfurt geboren. Als Liberaler hatte er es in der Heimat nicht leicht: 1839 zügelte er nach Vevey VD. Er durfte als Deutscher kein eigenes Unternehmen gründen, kam durch einen lokalen Apotheker namens Nicollier jedoch an eine Immobilie mit Mühle.
Bild: Gemeinfrei
1860 heiratete er in Frankfurt Clementine Therese Ehemant, die ihren Nachnamen in der Schweiz nur noch Ehmant schrieb. Weil Nestlé mit dem Verkauf der Firma 1875 seinen Namen verliert, heisst er später Henri Nestlé-Ehmant. Das Paar hat keine Kinder. Die Portraits entstanden von 1867.
Bild: Gemeinfrei
Der Place Trait-Planches in Montreaux 1905: Das Haus im Vordergrund ist die Winterresidenz des Unternehmers, im Sommer wohnt die Familie nahe der Stadt in Glion. Die Nestlés hinterlassen nach ihrem Tod ein Adoptivkind namens Emma.
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Das Nestlé-Werk vor 1880: Das Kindermehl ist ein Verkaufsschlager. 1875 werden über eine Million Dosen produziert. Es wird bis nach Argentinien, Brasilien, Indonesien und Japan geliefert.
Bild: Gemeinfrei
Das Werk um 1890: Nach dem Verkauf für 1 Million Franken an drei Geschäftsfreunde geht es für Nestlé weiter bergauf. 1895 macht die Firma einen Gewinn von 500'000 Franken, 1904 sind es schon über 3,5 Millionen.
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Die Anlieferung frischer Milch im Werk in Vevey um die Jahrhundertwende kann Henri Nestlé nicht mehr miterleben: Er stirbt 1890 nach kurzer Krankheit in Glion VD. Seine Frau stirbt 1900.
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1880 stellt Nestlé selbst Dosen her, um die Ware zu verpacken.
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Russische Nestlè-Werbung von 1892.
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Französische Werbung für das «Kindermehl» von 1895.
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Gegen 1900 wird ein repräsentativer Raum in Vevey eingerichtet, in dem Gäste empfangen werden.