Ungewissheit bei den Mitarbeitern Ist das das Ende des grössten Schweizer Stahlproduzenten?

Samuel Walder

22.10.2024

Swiss Steel steckt tief in der Krise. Mitarbeiter machen sich nun Sorgen, wie es weitergeht. (Archivbild)
Swiss Steel steckt tief in der Krise. Mitarbeiter machen sich nun Sorgen, wie es weitergeht. (Archivbild)
sda

Der Schweizer Stahlhersteller Swiss Steel befindet sich in einer tiefen Krise. Der Börsenwert ist dramatisch gefallen, die Produktion steht still und die Mitarbeitenden befinden sich in Kurzarbeit. Hinter den verschlossenen Türen wächst die Ungewissheit.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Swiss Steel, der grösste Stahlhersteller der Schweiz, befindet sich in einer schweren Krise.
  • Mit einem drastischen Wertverlust von 550 Millionen auf 117 Millionen Franken und stillstehender Produktion, ist das Unternehmen in den Schlagzeilen.
  • Viele Mitarbeiter befinden sich bis Ende Oktober in Kurzarbeit.
  • Die Belegschaft ist durch neue Sicherheitsmassnahmen, einschliesslich Schweigeverpflichtung, verunsichert.

Der grösste Stahlhersteller der Schweiz, Swiss Steel in Emmenbrücke LU, steht am Rande des Zusammenbruchs. In den letzten Monaten sank der Börsenwert des Unternehmens dramatisch von 550 Millionen auf 117 Millionen Franken. Auch der Aktienkurs zeigt keine Anzeichen der Erholung.

Bei einem Besuch auf dem Werksgelände von Swiss Steel am Montag macht «20 Minuten» eine bedrückende Beobachtung: Die meisten Mitarbeiterparkplätze waren leer, die Rollläden an den Fenstern heruntergelassen, nur vereinzelt brannte Licht. «20 Minuten» gelang es, mit einigen Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Sie bestätigten, dass die Maschinen aktuell stillstehen.

Ein Mitarbeiter sagte: «Swiss Steel produziert momentan nicht. Ich weiss selbst nicht, warum.» Zu den finanziellen Problemen des Unternehmens nahm er keine Stellung: «Mit dem Aktienmarkt befasse ich mich nicht.» Als Instandhaltungsmitarbeiter sei er von der Produktionspause nicht betroffen: «Für mich hat das sogar Vorteile. So kann ich mich voll auf meine Arbeit konzentrieren.»

Kurzarbeit bis mindestens Ende Oktober

Ein anderer Angestellter äusserte sich ähnlich desinteressiert am Aktiengeschehen: «Hauptsache, wir können momentan arbeiten.» Er bestätigte gegenüber «20 Minuten» jedoch, dass der zentrale Produktionsofen derzeit stillgelegt sei: «Der Ofen sollte eigentlich jeden Tag laufen, tut er aber nicht.» Das Fehlen der Mitarbeiterautos auf den Parkplätzen sei für ihn ein klares Zeichen dafür, dass die Produktion ruhte.

Aktuell befinden sich die Produktionsmitarbeiter laut eigenen Angaben in Kurzarbeit – mindestens bis Ende Oktober. Ab November sei jedoch geplant, wieder in den Normalbetrieb zurückzukehren, wie ein weiterer Mitarbeiter erklärte: «Vor einer möglichen Kündigung habe ich keine Angst.» Er selbst sei nicht von der Kurzarbeit betroffen, da er in einem anderen Bereich arbeite.

Verschärfte Sicherheitsmassnahmen und Schweigeverpflichtung

Neben der Kurzarbeit sorgte auch die Einführung neuer Richtlinien für Verunsicherung unter den Angestellten. So mussten sie vor einigen Wochen eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen, um den Umgang mit vertraulichen Informationen zu regeln. Ein Mitarbeiter erklärte: «Seit einem Monat dürfen wir gar nichts mehr sagen.» Im Gespräch deutete er auf die Überwachungskameras auf dem Gelände hin und fügte hinzu: «Hier sind Überwachungskameras, ich muss jetzt weiterarbeiten.»

Die Überwachung auf dem Swiss Steel-Gelände ist nicht neu. Schon seit Jahren wird das Areal durch Kameras überwacht. Das Fotografieren oder Filmen ist strengstens verboten, wie Hinweisschilder auf dem Gelände klarmachen.

Swiss Steel nahm noch keine Stellung gegenüber Medien.