Über Tage in der TiefeVerletzte Forscherin aus Höhle bei Bergamo gerettet
Von Robert Messer, dpa
18.12.2024 - 05:53
Schwer verletzt in unerforschten Höhle: Rettung von Forscherin kommt voran
Bergamo, 17.12.2024 –
Schwer verletzt und in einer unerforschten Höhle gefangen – In Norditalien kämpfen Einsatzkräfte um die Rettung einer verletzten Höhlenforscherin.
Nach einem Sturz in der 50 Kilometer langen Abisso Bueno Fonteno bei Bergamo gelang es den Rettern, die Frau in den bekannten Teil der Höhle zu bringen. Doch vor ihnen liegt ein Labyrinth aus engen Gängen, Wasserfällen und Seen.
Nach Schätzungen der Bergrettung wird es noch 36 bis 48 Stunden dauern, bis die Einsatzkräfte mit der jungen Frau den Ausgang der Höhle erreichen.
Bereits im Juli 2023 war die Frau in derselben Höhle eingeschlossen, konnte jedoch nach zwei Tagen gerettet werden.
18.12.2024
Beim Erkunden einer Höhle verletzt sich eine Frau in Italien schwer. Es läuft eine aufwendige Rettungsaktion an. Nach gut drei Tagen kommt es zum Happy End - die 32-Jährige ist im Freien.
DPA, Von Robert Messer, dpa
18.12.2024, 05:53
18.12.2024, 08:35
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach einem äusserst schwierigen mehrtägigen Einsatz ist eine schwer verletzte Forscherin aus einer Höhle in Norditalien gerettet worden.
Die 32 Jahre alte Ottavia Piana war am Samstag beim Erkunden der Höhle Abisso Bueno Fonteno bei Bergamo abgestürzt.
Am frühen Mittwochmorgen brachten die Rettungsteams die auf eine Trage gebundene Frau ins Freie, wie die Berg- und Höhlenrettung mitteilte.
Dick eingepackt und fest verschnürt auf einer Trage liegend hieven mehrere Retter die verunglückte Höhlenforscherin Ottavia Piana durch die engen und rutschigen Gänge der Höhle Abisso Bueno Fonteno in Norditalien. Zentimeter für Zentimeter tasten sie sich im Licht der Stirnlampen vor. Nach einem langwierigen Einsatz haben sie es nun endlich geschafft - am frühen Mittwochmorgen erreichen sie mit Piana den Ausgang der tiefen Höhle.
Um 2.59 Uhr atmete die 32-Jährige wieder frische Luft - im Freien wartete in der Luft stehend ein Helikopter, der sie über eine Seilwinde heraufzog, um sie anschliessend ins Krankenhaus zu bringen. Bei ihrem Absturz am Wochenende hatte sich die Frau schwer verletzt. Nach Angaben der Retter zog sie sich dabei Wirbel- und Rippenverletzungen und auch Verletzungen im Gesicht zu.
Am Ende ging es schneller als gedacht: Eigentlich war der Aufstieg zum Ausgang der Höhle am späten Mittwochabend oder sogar erst am Donnerstagmorgen erwartet worden. Überraschend gelang es den Rettern jedoch, den letzten Abschnitt des Labyrinths schneller als ursprünglich geplant zurückzulegen. Die Rettungsmission dauerte insgesamt rund 75 Stunden.
Seit Samstag lief in dem Höhlenlabyrinth am Nordufer des Iseo-Sees zwischen Bergamo und Brescia die aufwendige Aktion. Die Forscherin war mit mehreren weiteren Begleitern in der weitläufigen Höhle unterwegs, um den bislang unbekannten Teil zu erforschen. Beim Abstieg in einen engen Tunnel verlor sie offenbar den Halt und rutschte mehrere Meter in die Tiefe.
Mehr als 150 spezialisierte Berg- und Höhlenretter auch aus anderen Regionen beteiligten sich an der Bergung. Diese gestaltete sich äusserst schwierig. Die riesige Höhle wurde erst 2006 entdeckt. Dabei handelt es sich um ein enormes Labyrinth an unterirdischen Gängen, Wasserfällen und Seen mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern. Nicht einmal die Hälfte davon ist erforscht.
Fest auf einer Trage verschnürt durch Gänge gehievt
Retter und Mediziner erreichten Piana bereits am Wochenende und richteten ein beheiztes Basislager ein. Um aus der Tiefe mit der Aussenwelt kommunizieren zu können, wurde eine Telefonleitung von der Oberfläche zur Unglücksstelle verlegt. Danach begann auch schon die Rettungsmission: Piana wurde fest auf einer Trage verschnürt und durch die Gänge getragen.
Während des gesamten Einsatzes war die Forscherin in einem stabilen Zustand. Wie schwer ihre Verletzungen jedoch sind, ist noch unklar. Der Transport musste daher besonders schonend erfolgen. Piana durfte etwa nur in waagerechter Lage getragen werden.
Einsatz in der Enge äusserst kompliziert
Ein Retter berichtete der Zeitung «Corriere della Sera», wie kompliziert der Einsatz war: «In einigen Gebieten der Höhle kann man gehen und die Trage liegt auf den Schultern, in anderen Gegenden wird sie von einer Hand zu Hand gereicht, insbesondere in den engsten Schluchten. In diesen Gebieten arbeiten die Retter auch im Sitzen, indem sie die Trage über ihre Knie führen.»
Forscherin war schon einmal in der Höhle eingeschlossen
In derselben Höhle war die junge Frau bereits im Juli 2023 eingeschlossen. Sie verletzte sich damals bei einem Absturz am Bein und musste in einer schwierigen Rettungsmission aus der Höhle ins Freie gebracht werden. Damals konnte sie nach zwei Tagen gerettet und ins Krankenhaus gebracht werden.
Zurück in eine Höhle will Piana jedoch nach dem jüngsten Absturz nicht mehr. Einem am Einsatz beteiligten Arzt vertraute sie bereits an, nie wieder eine Höhle betreten zu wollen. Rino Bregani berichtete der Nachrichtenagentur Ansa, sie wolle die Höhlenforschung nun «endgültig aufgeben».
In der Vergangenheit schon spektakuläre Rettungsaktionen
In den vergangenen Jahren gab es mehrfach spektakuläre Rettungsaktionen, um Menschen aus Höhlen herauszuholen. International die meiste Aufmerksamkeit löste das Verschwinden einer Fussball-Jugendmannschaft im Juni 2018 in Thailand aus. Die zwölf Jungen und ihr Trainer wurden schliesslich nach zwölf Tagen aus der Tham-Luang-Höhle gerettet. Ein Taucher starb dabei.
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