Sprudelnde Lava-Fontänen Neuer Vulkanausbruch auf Island – Fischerort evakuiert

Von Steffen Trumpf und Marc Kalpidis, dpa

23.8.2024 - 05:36

«Der Boden öffnete sich wie ein Reissverschluss» – Islands raue Natur zeigt sich abermals von ihrer atemberaubenden Seite. Mit unbändiger Kraft bahnt sich glutrote Lava ihren Weg an die Erdoberfläche.

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  • Auf Island sprudeln erneut Unmengen an Lava aus der Erde.
  • Am Donnerstagabend begann auf der Nordatlantik-Insel der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten.
  • Die Lava sprudelt auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik aus einem langen Erdriss.
  • Zuvor hatte es ein kräftiges Erdbeben gegeben.

Auf Island sprudeln erneut Unmengen an Lava aus der Erde. Der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten auf der Nordatlantik-Insel begann am Donnerstagabend – und lieferte spektakuläre Bilder. In einem Livestream des Rundfunksenders RÚV war zu sehen, wie die Lava auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik aus einem knapp vier Kilometer langen Erdriss sprudelte. Etwa eine Stunde vor dem Ausbruch hatte es ein relativ kräftiges Erdbeben gegeben, das bis in die Hauptstadtregion zu spüren war.

«Der Boden öffnete sich wie ein Reissverschluss», berichtete ein Korrespondent des Senders aus dem Einsatzgebiet. Nach Angaben des isländischen Wetteramts stieg dort eine heisse Gaswolke einen Kilometer hoch in den Nachthimmel, während sich ein Netz aus orange schimmernden Lava-Adern über erkaltetes Vulkangestein früherer Ausbrüche ergoss.

Fischerort Grindavík evakuiert

Der etwa 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik gelegene Fischerort Grindavík wurde vorsichtshalber evakuiert. In der 4000-Einwohner-Gemeinde waren bei einem Ausbruch im Januar mehrere Häuser am nördlichen Ortsrand von den Lavamassen erfasst und zerstört worden. Diesmal schien der glühende Strom flüssigen Gesteins zunächst nicht in Richtung der Ortschaft zu fliessen. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, warnten Experten nach einem Kontrollflug der Küstenwache.

Auch der internationale Flughafen der Insel in Keflavík befindet sich auf der Reykjanes-Halbinsel. Wie schon bei den vorherigen Eruptionen lief der Flugbetrieb aber ungestört weiter. Starts und Landungen würden durch den Vulkanausbruch und die Gaswolken nicht behindert, hiess es auf der Website des Flughafens.

Folgen können solche Naturspektakel auch für die Infrastruktur in der Region und die isländische Fernwärme- und Stromversorgung haben. Das bei Touristen beliebte Geothermalbad Blaue Lagune sollte nach Angaben des Betreibers am Freitag geschlossen bleiben.

Sechster Ausbruch innerhalb von neun Monaten

Die Spalteneruptionen auf der Halbinsel im Südwesten von Island lassen sich auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurückführen. Fast 800 Jahre lang gab es dort keinen Ausbruch dieser Art mehr, ehe es im März 2021 zu einer ersten Eruption kam. Seitdem bahnt sich die Lava in der Region immer wieder ihren Weg an die Oberfläche und sprudelt aus länglichen Erdspalten hervor. 

Allein seit Dezember 2023 gab es nunmehr sechs Vulkanausbrüche in dem dünn besiedelten Gebiet. Zuletzt kam es Ende Mai zu solch einer Eruption. Forscher gehen davon aus, dass die aktuelle Ausbruchsserie noch Jahrzehnte andauern könnte. Bei den jeweiligen Eruptionen beruhigte sich die Lage oft jeweils schon nach wenigen Tagen wieder.

Erdbeben als Vorboten

Das isländische Wetteramt hatte in den vergangenen Wochen vor einem drohenden Ausbruch gewarnt. Zuletzt nahm die Zahl der Erdbeben in dem Gebiet kontinuierlich zu, während sich unter der Erdoberfläche immer mehr Magma ansammelte – diesmal sogar noch mehr als bei der letzten Eruption im Mai. 

Dabei muss man sich die Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel nicht wie diejenigen aus einem klassischen Vulkanberg vorstellen. Stattdessen strömt die Lava aus einem länglichen Erdriss, weshalb diese Art von Eruption auch als Spalteneruption bezeichnet wird. In der Regel entsteht dadurch keine grosse Aschewolke – anders als etwa beim Ausbruch am Vulkangletscher Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Dessen kilometerhohe Wolke legte damals tagelang den internationalen Flugverkehr lahm.

Von Steffen Trumpf und Marc Kalpidis, dpa