Lava zerstört Fischerdorf «Ein schwarzer Tag für Island»

tbz / sda / dpa

15.1.2024

Lava zerstört Häuser im isländischen Grindavik

Lava zerstört Häuser im isländischen Grindavik

Die Behörden warnten davor, sich dem Ausbruchsort zu nähern. Das 4000-Einwohner-Dorf wurde vorzeitig evakuiert.

15.01.2024

Die Spitzen von Staat und Regierung machen in Island den Ernst der Lage klar: Ein erneuter Vulkanausbruch hat erstmals den evakuierten Ort Grindavík erreicht und dort schwere Schäden angerichtet.

tbz / sda / dpa

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach einem erneuten Vulkanausbruch wird das isländische Fischerdorf Grindavík von Lava überrollt und steht vor dem Untergang.
  • Mehrere Häuser sind bereits zerstört worden. Evakuierte Bewohner der 4000-Einwohner-Stadt wissen nicht, ob ihre Heimat je wieder bewohnbar sein wird.
  • Auch die isländische Regierung betont den Ernst der Lage und spricht von einem «schwarzen Tag» für die gesamte Nation.
  • Wie die isländische Zivilschutzbehörde am Montag bekannt gibt, habe sich die Situation über Nacht etwas entspannt. Es sei derzeit aber nicht möglich abzuschätzen, wie sich der Vulkanausbruch weiterentwickeln werde.

Nach dem zweiten Vulkanausbruch innerhalb von vier Wochen schaut Island erneut gebannt auf die Lage im evakuierten Ort Grindavík. Mehrere Häuser wurden bereits von einem Lavastrom erfasst und zerstört.

Wie auf Videobildern zu sehen ist, schiebt sich die Lava unaufhaltsam über das 4000 Einwohner zählende Fischerdorf rund 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik. Den evakuierten Einwohnern bleibt nichts anderes übrig, als aus der Ferne zuzuschauen, wie ihre Heimat zerstört wird.

«Wir wissen nicht, was jetzt passieren wird. Das Leben der Menschen ist in Frage gestellt», erzählt David Ingi Bustion, einer der Evakuierten, dem britischen «Guardian». «Es haben Häuser gebrannt und die Wasser- und Stromleitungen wurden beschädigt, so dass es keine Heizung mehr gibt und es sehr kalt ist.»

Flüssiges Lava bedroht den isländischen Küstenort Grindavík.
Flüssiges Lava bedroht den isländischen Küstenort Grindavík.
Bild: IMAGO/NTB

«Schwer zu sagen, ob die Stadt wieder bewohnbar wird»

Besonders bitter: Nach der ersten Vulkaneruption am 18. Dezember durften die Bewohner im Verlauf der letzten Wochen langsam in ihre Häuser zurückkehren. Bis in der Nacht auf Sonntag dann erneut die Sirenen ertönten.

«Die meisten unserer Familie waren zurück nach Grindavík gezogen und waren dort, als es passierte. Am Sonntagmorgen um 3 Uhr wurden sie von Sirenen geweckt und mussten fliehen», schildert Bustion.  «Die meisten Leute wussten nicht, ob die Stadt betroffen sein würde, und mussten einfach ihre Sachen holen und gehen.»

Nun steht die Stadt vor dem Untergang. «Wir wollten alle zurückziehen, und es gab viele Bemühungen in diese Richtung. Ich bin Architekt und mein Unternehmen wollte ein neues Stadtzentrumsprojekt realisieren, aber heute ist es schwer zu sagen, ob die Stadt wieder bewohnbar sein wird», so Bustion.

Die unaufhaltsamen Lavaströme zerstören alles, das ihnen in den Weg kommt.
Die unaufhaltsamen Lavaströme zerstören alles, das ihnen in den Weg kommt.
Bild: IMAGO/Cover-Images

«Die Sonne wird wieder aufgehen»

Auch die isländische Regierung betont den Ernst der Lage. «Heute ist ein schwarzer Tag für Grindavík und heute ist ein schwarzer Tag für ganz Island. Aber die Sonne wird wieder aufgehen», sagte Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir nach Angaben des isländischen TV-Senders «RUV» am Sonntagabend auf einem Pressebriefing des Zivilschutzes.

«Zusammen werden wir diesen Schock und alles, was kommen mag, bewältigen.» Zivilschutzchef Vidir Reynisson sprach davon, dass die Ereignisse vom Sonntag noch lange in Erinnerung bleiben würden und man vermutlich erst den Beginn einer Kette solcher Ereignisse sehe.

Islands Präsident Gudni Th. Johannesson rief seine Landsleute in einer abendlichen Rede an die Nation auf, den Bewohnern von Grindavík beizustehen und sie zu unterstützen. «Wir Isländer tun das gemeinsam. Wir werden nicht aufgeben», wurde er von «RUV» zitiert.

900 Meter langer Erdriss

Der 4000-Einwohner-Ort Grindavík war bereits in der Nacht zum Sonntag evakuiert worden, als sich die erneute Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik mit einer abermaligen Erdbebenserie angekündigt hatte. Um 7.57 Uhr Ortszeit begann der Ausbruch schliesslich, als erste Lava aus einem länglichen Erdspalt einige Hundert Meter nördlich von Grindavík sprudelte.

Bereits wenige Stunden danach hatte sich ein regelrechtes Lavameer in dem Gebiet gebildet. Die Wetterbehörde Vedurstofa teilte am Sonntagabend mit, dass der Erdriss rund 900 Meter lang sei.

Aus dem gewaltigen Erdriss sprudelt die gefährliche Lava.
Aus dem gewaltigen Erdriss sprudelt die gefährliche Lava.
Bild: IMAGO/Cover-Images

Besserung in Sicht?

Die Nacht auf Montag sei dann etwas ruhiger verlaufen. Das teilte die isländische Zivilschutzbehörde am Montagmorgen mit.

Demnach ist aus der Erdspalte, die dem evakuierten Küstenort Grindavík am nächsten liegt, seit Stunden keine Lava mehr ausgetreten. Auf dem Livestream des Senders war zu sehen, dass aus der weiter nördlich liegenden Erdspalte weiterhin Lava sprudelte.

Der Geophysiker Magnus Tumi Gudmundsson sagte gegenüber «RUV», es sei derzeit noch nicht möglich abzuschätzen, wie sich der Vulkanausbruch weiter entwickeln werde.