Zürcher DJ vor Ort«Miami fürchtet Feierwütige als Superspreader»
Von Carlotta Henggeler
13.3.2021
Volle Strände und Strassen in Miami, Florida. In der US-Tourismushochburg brummt es, viele Hotels sind ausgebucht und die Clubs gut gefüllt. Und mittendrin ist der bekannte Zürcher DJ EDX alias Maurizio Colella. Ein Erlebnisbericht.
Von Carlotta Henggeler
13.03.2021, 13:19
15.03.2021, 09:49
Carlotta Henggeler
Die bunten Art-Deco-Strassen am Beach Architectural District Miamis und auch die Beaches davor sind gerade rappelvoll mit Sonnen- und Partyhungrigen aus aller Welt.
«So voll wie jetzt habe ich Miami schon lange nicht mehr gesehen», erzählt der Zürcher Maurizio Colella alias DJ EDX, 44. Der Musikmacher und Produzent kennt die Stadt gut, ist wie sein zweites Zuhause. Auch sein Hotel, indem er gern residiert, das The Setai, ist ausgebucht. Seit Anfang Jahr schon. Dermassen ausgebucht wie schon lange nicht mehr.
Aber der Zürcher weiss als Miami-Kenner, wie man der Masse entkommt, wo die ruhigen Flecken abseits des Mainstreams zu finden sind. Tagsüber trifft er sich auch oft mit DJ-Kollegen oder sonnt sich am Pool. Abends wird im Club aufgelegt. Die Restriktionen? Die Veranstalter dürfen die Venues nur bis zu 50 Prozent füllen. Maskenpflicht ja – aber keine Negativschnelltests.
Oft wird in Miami auch an Hotel-Pools oder in Rooftop-Bars gefeiert. Dort werden zur Restriktion Tische aufgestellt oder man ist einem Space, einem Zirkel zugeteilt, in dem man sich bewegen darf. Lichterlöschen ist um Mitternacht.
Nach Miami geht die DJ-Tour für EDX weiter, nach Austin (Texas), wieder Miami, Charleston (South Carolina) und San Francisco. Wie die Club-Einschränkungen dort sind? Unterschiedlich, aber liberal. Auf jeden Fall liberaler als in New York City, das sich erst jetzt langsam peu à peu ans Öffnen wagt. Big Apple wurde hart von Corona getroffen.
In jedem US-Staat, und gar jeder City, herrschen andere Einschränkungen. Unter den DJs kennt man diese, es ist – wie auch schon in der Schweiz – als Aussenstehender nicht einfach, den Überblick zu behalten.
Miami Beach, Florida, Mayor Dan Gelber warns that spring break could create a new super-spreader event.
“A lot of things are happening simultaneously ... We are very worried that there’s going to be a convergence of people here and a real problem in the aftermath of that.” pic.twitter.com/GbiVjrW07w
Florida und Miami sind auf der Liste der jungen und älteren Sonnenanbeter sowie Partyhungrigen ganz weit oben. Gerade jetzt, zur Springbreak-Zeit. Das sind die Frühlings-Semesterferien. Zwar wurden diese 2021 gestrichen, die Studierenden nehmen sich trotzdem eine Pandemie-Auszeit.
Und da steht Miami ganz weit oben. Kein Wunder, lässt die Stadt auch viel zu. So viel, dass sich Miamis Bürgermeister Dan Gelber höchstbesorgt auf Twitter gemeldet hat und er zu CNN sagt: «Bars könnten zu einer Art Superspreader werden, die wir auch im vergangenen Jahr gesehen haben.»
Obwohl Gelber Miamis Bürgermeister ist, sind ihm in der Pandemie-Bekämpfung die Hände gebunden: «Wir sind die erste Stadt, die eine Maskenpflicht eingeführt hat. Aber wir können noch nicht einmal ohne die Erlaubnis des Gouverneurs eine Strafe ausstellen, wenn jemand diese verletzt», erklärt Gelber in einem Interview mit dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland» weiter.
Man versucht sich zu behelfen, so gut es geht. Die Polizei verteilt Masken, aber Bussen darf sie keine verteilen. Und dies, obwohl in Miami das Coronavirus stark wütet – mit rund 1000 Toten pro Tag.»
Der Zürcher DJ EDX beendet am Sonntag seine US-Clubtour und fliegt direkt nach Hause – in die Quarantäne. In der Nähe von Zürich warten seine Frau Char und Maurizio Jr. (1) auf den berühmten Papa und Weltenbummler-DJ.
Korrigenda: Die oben erwähnte Zahl der Corona-Todesopfer pro Tag in Miami ist falsch. Wir entschuldigen uns.