«Ich dachte, ich sei der King»Raser (21) wird in Zürich mit 270 km/h geblitzt
Red.
20.9.2023
Er überholte rechts, fuhr doppelt so schnell als erlaubt, bedrängte andere Autofahrer und fuhr ohne Ausweis. Weil sich der 21-jährige Raser vor Gericht reuig zeigt, entgeht er «haarscharf» einer Freiheitsstrafe.
Red.
20.09.2023, 19:30
Red.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Montag stand ein heute 21-Jähriger vor dem Zürcher Bezirksgericht.
Die Liste seiner Verkehrsdelikte ist lang und beachtlich.
Weil der Beschuldigte sich reuig zeigte, entging er gemäss der Richterin nur «haarscharf» einer Freiheitsstrafe.
Der Strassenrowdy will in Zukunft Lastwagenchauffeur werden.
Die Liste seiner Verkehrsdelikte ist lang. Sehr lang. Und sie beginnt im September 2021 als hochgefährliches Katz-und-Maus-Spiel.
Der damals 19-Jährige überholte mit seinem Audi auf der Flughafenautobahn Richtung Bülach einen Seat-Fahrer. Dieser erschrak dermassen, dass er ihm mit Licht «hupte».
Daraufhin zwang der Schuldige den Seat-Fahrer zum Abbremsen, überholte ihn und stellte seinen Audi quer zur Fahrbahn. Dieser wiederum musste eng abbremsen und den Audi rechts auf dem Velostreifen überholen. Als Schlusspunkt dieser Schikane überholte der Strassenrowdy den Seat-Lenker in einer übersichtlichen Kurve bei Gegenverkehr.
Viele Verkehrsdelikte
Knapp einen Monat später rast der Mann, diesmal mit einem BMW M5, mit 270 km/h auf der Flughafenautobahn, wie eine Blitzkontrolle belegt. Weitere drei Monate später, im Januar 2022, ging er der Aargauer Kantonspolizei mit 154 km/h ins Netz – innerorts. Eine Fahrt, die er auch noch mit dem Handy filmte.
Weiter soll er auch seine am Steuer sitzende Freundin und heutige Ehefrau dazu animiert haben, einen Kreisel in verkehrter Richtung zu befahren und in der 80er-Zone auf 120 km/h zu beschleunigen. All dies hielt er jeweils mit seiner Handykamera fest. Als vermeintlicher Schlusspunkt markiert, dass der Beschuldigte dreimal bei Fahren ohne Führerausweis erwischt wurde.
Am Montag musste sich der heute 21-jährige Kosovare vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten. Weshalb er sich auf der Strasse so rücksichtslos verhalten habe, wollte die Richterin wissen. «Ich dachte, ich sei der King.» Er hätte ein schnelles Auto gehabt und wollte allen zeigen, dass er der Grösste sei, wie der «Zürcher Unterländer» von der Verhandlung berichtet.
Diese wurde im abgekürzten Verfahren durchgeführt. Das ist nur möglich, weil der Beschuldigte geständig ist und die beantragte Strafe, die nicht mehr als fünf Jahre betragen darf, annimmt.
Rebellische Phase angeblich vorbei
Der in Bülach wohnhafte gebürtige Kosovare habe viel dazugelernt. Seine rebellische Phase sei vorbei, erklärte er der Richterin.
Die Reue hat seine Wirkung nicht verfehlt. Denn der Familienvater entkommt einer Freiheitsstrafe «haarscharf». Die Richterin habe für die Urteilsfindung seine persönlichen Verhältnisse, sein Geständnis und das Bild, das er im Gerichtssaal abgegeben habe, berücksichtigt.
«Das hat Sie davor gerettet», begründet die Richterin ihr Urteil und genehmigte den Urteilsvorschlag des Staatsanwalts: Bei einer Probezeit von drei Jahren ist er zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 50 Franken (also 6000 Franken) verurteilt worden. Ausserdem muss er die Verfahrenskosten von knapp 4000 Franken und eine Busse von 300 Franken bezahlen.
Zum Schluss wollte die Richterin vom Strassenrowdy wissen, was sein Lebensziel sei. Lastwagenfahrer wolle er werden. Das dürfte aber noch eine ganze Weile dauern. Sein Autobillett ist bis Januar 2025 annulliert. Frühestens dann kann er den Lernfahrausweis wieder beantragen. Vorher muss er sich aber noch einem verkehrspsychologischen Test unterziehen.