So richtig positive Schlagzeilen hat die Kryptobranche in letzter Zeit nicht erzeugt. Die Preise der grossen Kryptowährungen stagnieren oder sinken jetzt schon seit mehr als einem Jahr. Gegen viele prominente Akteure der Szene gibt es Ermittlungen oder sie sitzen bereits wegen Betrugsverdacht in Untersuchungshaft, wie Terra-Luna-Gründer Do Kwon oder FTX-Gründer Sam Bankman-Fried.
Mindestens Inkompetenz scheint auch bei der Kryptofirma Prime Trust am Werk gewesen zu sein. Das Start-up versprach unter anderem, Krypto-Pensionspläne anzubieten. Doch besonders sicher war die Rente bei Prime Trust nicht. Denn das Unternehmen hat keinen Zugriff mehr auf rund 40 Millionen Dollar in der Kryptowährung Ethereum, die seine Kund*innen ihm anvertraut hatten.
Kryptowährungen werden in Wallets, digitalen Geldbörsen, gespeichert. Diese sind mit langen Schlüsseln oder Passphrasen gesichert. Rudimentär wird hier zwischen Hot und Cold Wallets unterschieden. Ein Hot Wallet ist ständig mit dem Internet verbunden und kann unmittelbar für Zahlungen genutzt werden. Dadurch gibt es aber natürlich auch das Risiko, dass dieses Wallet gehackt und Geld gestohlen wird.
Bei einem Cold Wallet hingegen wird die Geldbörse vom Internet abgetrennt und häufig auch gar nicht mehr auf einem Computer gesichert. Stattdessen wird der Schlüssel zum Zugriff auf die Wallet auf einem nicht mit dem Internet verbundenen Medium festgehalten. Das kann ein spezieller USB-Stick sein oder einfach ein Stück Papier.
Stahl reicht nicht
Bei Prime Trust wollte man offenbar besonders sichergehen und liess den Schlüssel zum Zugriff auf die Cold Wallet auf eine Stahlplakette eingravieren, berichtet «404 Media». Doch diese Plakette ist nicht mehr auffindbar und das Kryptovermögen somit nicht mehr abrufbar, wie das Unternehmen in seiner Konkursanmeldung einräumen musste.
Die dezentrale Natur von Kryptowährungen führt dazu, dass, wenn man den zum Zugriff auf eine Wallet nötigen Schlüssel nicht mehr hat, es keine Instanz gibt, die einem abhelfen kann. Beispiele für solche Missgeschicke gibt es zuhauf. Letztes Jahr wollte etwa ein Brite eine ganze Mülldeponie absuchen lassen, weil er dort eine Festplatte mit dem Schlüssel zu einem Bitcoin-Vermögen in Höhe von 180 Millionen Franken vermutete.