Für Bunker und Gen-Experimente Kollabierte Kryptobörse FTX wollte Inselstaat kaufen

Von Dirk Jacquemien

24.7.2023

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried steht derzeit unter Hausarrest, weit weg von Nauru.
FTX-Gründer Sam Bankman-Fried steht derzeit unter Hausarrest, weit weg von Nauru.
Keystone

Die wegen mutmasslichen Betrugs zusammengebrochene Kryptobörse FTX wollte offenbar den Inselstaat Nauro aufkaufen, um dort eine Gesellschaft nach ihrer Vorstellung aufzubauen. 

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Führende Kräfte der kollabierten Kryptobörse FTX wollten sich den Inselstaat Nauru einverleiben.
  • Dort könne ein Bunker erbaut und die «genetische Verbesserung» von Menschen vorangetrieben werden.
  • Treibende Kraft des Unterfangens war der jüngere Bruder des wegen Betrugsverdachts angeklagten Sam Bankman-Fried.

Die Ende letzten Jahres kollabierte Kryptobörse FTX zog in Betracht, einen kleinen pazifischen Inselstaat zu kaufen und dort nach einem allfälligen globalen Desaster einen Bunker zu errichten und ein Labor für die «genetische Verbesserung» von Menschen aufzubauen.

Der Plan, der auch von einem James-Bond-Bösewicht stammen könnte, wurde von Gabriel Bankman-Fried formuliert. Er ist der jüngere Bruder von Sam Bankman-Fried, dem Gründer und CEO der Kryptobörse FTX. Diese brach im November 2022 zusammen.

US-Behörden werfen dem älteren Bankman-Fried vor, zuvor Kundeneinlagen in Milliardenhöhe veruntreut zu haben. Viele seiner engsten Mitarbeiter*innen haben sich bereits schuldig bekannt, ihm selbst wird im Oktober der Prozess wegen Betrugs gemacht.

Sicherer Hafen für «Effective Altruism»

Zu den Vorwürfen gehört auch, dass Sam Bankman-Fried Familienmitglieder reichlich aus Firmenmittel beschenkt und mit gut bezahlten Posten versorgt habe. FTX-Gläubiger versuchen, dieses Geld zurückzubekommen. Gabriel wurde von Sam beispielsweise mit der Führung von vorgeblich gemeinnützigen Stiftungen betraut und war als Lobbyist für FTX in Washington tätig.

Dabei fiel sein Auge auf den Inselstaat Nauru. Das Land in Mikronesien mit 12'000 Einwohner*innen könne als sicherer Hafen dienen, falls «50 bis 99,99 Prozent» der Menschen durch «irgendein Ereignis» sterben würden. Ein Bunker auf der Insel könne dafür sorgen, dass die Effective-Altruism-Bewegung (EA) überlebe, so Gabriel Bankman-Fried in einer E-Mail an einen Mitarbeiter der vorgeblich gemeinnützigen FTX Foundation, die im Laufe des FTX-Insolvenzverfahrens bekannt wurde.

Die Effective-Altruism-Bewegung besagt, dass man alles daran setzen sollte, in seinem Leben so viel Geld wie möglich zu verdienen, um dieses dann spenden zu können. Die Bewegung erfreute sich in der Tech-Elite besonderer Beliebtheit, weil sich so Geldgier als ein moralisch erstrebenswertes Unterfangen verkaufen liess. Sam Bankman-Fried gehörte zu den prominentesten Unterstützern von EA und seine Assoziation mit der Bewegung hat deren Ruf schwer beschädigt.

Nicht ganz durchdachter Plan

Gabriel Bankman-Friedman schrieb in der E-Mail, dass es doch ganz nützlich wäre, einen «souveränen Staat» zu besitzen. Dann könne man auch «vernünftige» Regulierungen zu genetischen Veränderungen an Menschen erlassen.

So ganz durchdacht war der Plan allerdings nicht. So sagte ein Vertreter von Nauru zu CNBC, dass sein Land natürlich nicht zum Verkauf stehe. Ausserdem erscheint Nauru auch nicht als der beste Ort, um einer dystopischen Zukunft zu entrinnen. Durch massiven Phosphor-Abbau sind 80 Prozent des aus einer einzelnen Insel bestehenden Landes unbewohnbar. Die Küsten erodieren derweil durch den steigenden Meeresspiegel.