NulltoleranzKünstliche Intelligenz überwacht Parkplatz – und büsst hundertfach
toko
28.3.2023
Nach dem Einkaufen im Laden noch schnell zur Apotheke vis-à-vis und das Auto stehen lassen? Ein deutscher Supermarkt hat deshalb bereits Hunderte Bussen ausgesprochen — mithilfe künstlicher Intelligenz.
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28.03.2023, 14:48
28.03.2023, 15:04
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen: - Ein Supermarkt-Betreiber in Deutschland setzt ein KI-gestütztes System ein, um den Kundenparkplatz zu überwachen. - Das System verknüpft dabei Fahrzeuge und Lenker*innen und verfolgt deren Laufwege. - Die zuständigen Datenschutzbehörden prüfen nach zahlreichen Beschwerden die Praxis.
Hand aufs Herz: Wer parkierte nicht schon einmal auf einem Supermarktparkplatz, um nach dem Einkauf noch weitere Besorgungen zu erledigen? Vielerorts sind Gratis-Parkplätze Mangelware — und schliesslich wurde doch brav eingekauft.
Zwar gilt fast überall die Parkerlaubnis, aber nur für den Zweck und die Dauer des Einkaufs. Für Detailhändler mit Parkplatzangebot ist es allerdings aufwendig und teuer, diesen Bestandteil der Allgemeinen Geschäftsbedingungen auch durchzusetzen.
Was aber, wenn eine Kamera mitfilmt und eine angeschlossene Software in Echtzeit erkennt, ob die Person auch wirklich in den Laden geht? Kameras, IT-Infrastruktur und die künstliche Intelligenz (KI) werden dabei bequem von einem Dienstleister gestellt, der eine Provision kassiert.
«Parkvision» macht Ärger
Ein solcher Fall macht derzeit im deutschen Gelsenkirchen Ärger. Dort übernimmt seit einigen Monaten ein externer Dienstleister die sogenannte Parkraumüberwachung für einen Supermarkt-Betreiber, wie «WAZ» und «Welt» (kostenpflichtige Inhalte) berichten.
Demnach kommt ein System des Anbieters «Parkvision» zum Einsatz. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden Fahrzeuge und Lenker*innen verknüpft und schliesslich deren Laufwege verfolgt. Kommt die Software zu dem Schluss, der Parkplatz werde nicht für den Einkauf genutzt, wird der Fahrer oder Fahrerin automatisch gebüsst.
Besonders tolerant scheint die künstliche Intelligenz allerdings nicht zu sein. Den Medienberichten zufolge zahlten Betroffene auch dann noch eine Busse, als sie nach dem Einkauf noch weitere Erledigungen in der Umgebung tätigten. Sogar Personen, die lediglich das Fahrzeug verliessen, um die Bedingungen zu lesen, seien offenbar gebüsst worden.
Bereits Hunderte Bussen sollen ausgesprochen worden sein. Wer säumig sei, müsse mit einer Durchsetzung auf gerichtlichem Wege rechnen. Offenbar hätten manche Betroffene Forderungen von mehreren Hundert Franken erhalten.
Expert*innen in Deutschland verorten die Vorgehensweise in einer rechtlichen Grauzone. So hat etwa das Prüfungsunternehmen Dekra die Datenschutz-Prüfung, auf die das Unternehmen auf seiner Internetseite verweist, zurückgezogen und prüft den Vorgang. Und ein im Stadtteil ansässiger Anwalt plant bereits, dagegen vorzugehen. Nach eigenen Angaben soll er bereits 60 Beschwerden erhalten haben.
Auch bei den zuständigen Datenschutzbehörden seien demnach zahlreiche Beschwerden eingegangen. Das KI-System werde derzeit auf mögliche Verstösse geprüft.
Ob sich das neue System für die Ladenbetreiber lohnt, ist fraglich. Das Vorgehen schlägt jedenfalls auf deren Facebook-Seite hohe Wellen — Boykottaufrufe inklusive.
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