Sturmböen von mehr als 220 km/hHunderte Tote nach Zyklon «Chido» auf Mayotte befürchtet
dpa
16.12.2024 - 05:58
Tödlicher Zyklon fegt über französische Inselgruppe in Übersee
STORY: Hier ist zu sehen, wie der Zyklon «Chido» am Sonntag in Mosambik auf Land trifft. Strommasten und Hütten stürzten dabei um und ein, Strassen wurden überflutet. Die Stadt Pemba, aus der die Aufnahmen stammen, liegt an der Nordostküste Mosambiks. Bevor er auf die afrikanische Ostküste zusteuerte, fegte dieser wohl heftigste Sturm seit fast einem Jahrhundert über die französische Inselgruppe Mayotte im Indischen Ozean. Dort hinterliess er eine Spur der Verwüstung, zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. Mindestens elf Menschen seien ums Leben gekommen, wie französische Meteorologen und Behörden am Sonntag mitteilten. Es seien Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern gemessen worden. Die Suche nach Opfern und Überlebenden auf dem nördlich von Madagaskar liegenden Archipel gestaltete sich schwierig. Der Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen ist Behördenangaben zufolge teils stark eingeschränkt. Mayotte ist fast 8000 Kilometer von Paris entfernt. Der Lebensstandard ist deutlich geringer als im übrigen Frankreich. Die Insel hat seit Jahrzehnten mit Bandenkriminalität und sozialen Unruhen zu kämpfen. Die Spannungen wurden Anfang dieses Jahres durch eine Wasserknappheit verschärft. Malawi und Simbabwe haben sich ebenfalls auf den Zyklon vorbereitet, mit Überschwemmungen wurde gerechnet. Simbabwe warnte einen Teil seiner Bevölkerung, sich auf eine mögliche Evakuierung einzustellen. Wirbelstürme ziehen von Dezember bis März durch den südöstlichen Indischen Ozean und das südliche Afrika.
16.12.2024
Die kleine Inselgruppe Mayotte im Indischen Ozean wird heftig vom Zyklon «Chido» getroffen. Behörden befürchten hohe Todeszahlen. Doch bis Gewissheit herrscht, könnte es dauern.
DPA
16.12.2024, 05:58
16.12.2024, 06:51
dpa
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Nach dem verheerenden Zyklon «Chido» im Indischen Ozean befürchtet das französische Überseegebiet Mayotte viele Tote.
Das ganze Ausmass ist noch völlig unklar.
Möglicherweise sind auch Tausend Menschen bei dem Unwetter ums Leben gekommen.
Laut französischem Wetterdienst Météo France fegten am Samstag Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 220 Kilometern pro Stunde über Mayotte.
Nach dem verheerenden Zyklon «Chido» im Indischen Ozean befürchtet das französische Überseegebiet Mayotte viele Tote – das ganze Ausmass ist noch völlig unklar. «Ich denke, dass es sicherlich mehrere Hunderte sind», sagte der örtliche Präfekt, François-Xavier Bieuville, dem Sender Mayotte la 1ère. Möglicherweise seien auch Tausend Menschen bei dem Unwetter ums Leben gekommen. Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau wird im Tagesverlauf vor Ort erwartet.
Todeszahl schwer zu ermitteln
Bislang gibt es lediglich erste Zahlen zu Opfern. Bieuville sagte, man wisse von 9 Toten und mehr als 250 Verletzten. Fünf Schwerverletzte seien den Behörden bekannt, die vermutlich nicht überleben würden.
Bieuville stellte klar, dass die offiziellen Zahlen aus dem Spital stammten, aber nicht plausibel seien. Es dürfte Tote geben, die nicht gelistet seien, sagte Bieuville, denn Menschen auf Mayotte könnten ihre Verwandten nach muslimischer Tradition innerhalb von 24 Stunden beerdigen – ohne dass diese je auf Dokumenten der Kliniken auftauchten. Insofern könne es schwierig werden, das tatsächliche Ausmass zu beziffern.
Innenminister Retailleau hatte bereits kurz nach dem Sturm am Samstag angemerkt, es werde möglicherweise Tage brauchen, bis genaue Zahlen zu Todesopfern genannt werden könnten.
Das französische Überseegebiet Mayotte liegt im Indischen Ozean etwa zwischen der Küste des südostafrikanischen Landes Mosambik und dem Inselstaat Madagaskar. Etwa 310'000 Menschen leben auf der Inselgruppe.
«Chido» hat vor Ort grosse Verwüstung angerichtet. Sämtliche ärmliche Behausungen wurden laut Frankreichs Innenminister Retailleau von dem Wirbelsturm zerstört. Tausende Haushalte waren ohne Strom, auch mit der Wasserversorgung und dem Telefonnetz gab es Probleme. Strassen waren blockiert und einige Gebiete abgeschnitten. In der Inselhauptstadt Mamoudzou wurden laut Berichten auch das Spital und Schulen getroffen.
Seit 90 Jahren habe Mayotte keinen solch zerstörerischen Zyklon mehr erlebt, teilte die Präfektur auf Facebook mit. «Viele von uns haben alles verloren.»
Laut französischem Wetterdienst Météo France fegten am Samstag Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 220 Kilometern pro Stunde über Mayotte. Präsident Emmanuel Macron sagte: «Ich möchte an unsere Mitbürger auf Mayotte denken, die in den vergangenen Stunden das Schlimmste erlebt haben, und von denen einige alles verloren haben, ihr Leben verloren haben.»
Le cyclone intense #Chido a frappé Mayotte de plein fouet. Les rafales observées sur l’ensemble du territoire ont dépassé les 200 km/h. Il s’agit d’un cyclone d’une ampleur inédite pour Mayotte depuis plus de 90 ans. 🔴Mayotte en alerte rouge cyclonique @Prefet976pic.twitter.com/TrigsQIP9J
«Chido» bahnte sich seinen Weg im Anschluss nach Mosambik auf dem afrikanischen Festland. Der Sturm erreichte dort eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. In der nördlichen Provinz Cabo Delgado zerstörte und beschädigte er nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, zahlreiche Häuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
Die Region sei «schwer betroffen», auch wenn der Umfang der Zerstörung noch unklar sei. Nach Angaben des mosambikanischen Zentrums für Katastrophenschutz sei in Cabo Delgado sowie der Nachbarprovinz Nampula das Stromnetz zusammengebrochen, was Rettungsarbeiten erschwere.