Nach Flut in Spanien Spezialschiff soll ins Meer mitgerissene Autos aufspüren

dpa

8.11.2024 - 22:26

Spezialschiff «Ramón Margalef» am Kai im Hafen von Vigo in Spanien.
Spezialschiff «Ramón Margalef» am Kai im Hafen von Vigo in Spanien.
Bild: IMAGO/imagebroker

Ein Spezialschiff soll am Meeresboden vor Valencia nach Fahrzeugen fahnden, die vielleicht von den Wassermassen mitgerissen wurden. Ein Tauchroboter soll wichtige Hinweise liefern.

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  • Die Suche nach Vermissten geht in Spanien nach den Unwettern weiter.
  • Ein Forschungsschiff soll jetzt mit einem Tauchroboter nach Fahrzeugen im Meer suchen.
  • Die Behörden hoffen, so möglicherweise weitere Todesopfer zu finden.

Ein spanisches Forschungsschiff soll die Suche nach Vermissten der Unwetter der vergangenen Woche unterstützen. Die 24 Besatzungsmitglieder der «Ramón Margalef» wurden von ihren üblichen Aufgaben abgezogen und bereiteten sich am Freitag darauf vor, mit Sensoren und einem Tauchroboter ein 36 Quadratkilometer grosses Gebiet vor der Küste zu kartieren. So sollen Fahrzeuge ausgemacht werden, die von den Wassermassen ins Mittelmeer gerissen wurden.

Die Behörden hoffen, so möglicherweise weitere Todesopfer zu finden. Offiziell wurden fast 100 Menschen für vermisst erklärt, die Behörden räumten aber ein, dass neben den mehr als 200 bisher bestätigten Todesopfern wahrscheinlich noch mehr Menschen ein Opfer der Unwetter wurden. Viele Autos wurden zur Todesfalle, als die tsunami-ähnlichen Überschwemmungen am 29. Oktober einsetzten.

Pablo Carrera, schätzte, sein Team werde innerhalb von zehn Tagen der Polizei und den Rettungsdiensten nützliche Informationen übermitteln. Ohne eine Karte wäre es für die Polizei praktisch unmöglich, eine systematische Bergungsaktion durchzuführen, um die Fahrzeuge auf dem Meeresgrund zu erreichen, sagte er. «Es wäre wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen», erklärte Carrera.

Flutkatastrophe in Spanien: Suche nach Vermissten geht weiter

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STORY: Nach den verheerenden Überschwemmungen in Spanien geht die Suche nach Vermissten auch Tage nach der Flut weiter. Die spanische Polizei schickte eine Drohne in eine Tiefgarage in die Stadt Aldaia in der Region Valencia. Tiefgaragen werden bei Hochwasser schnell zu Todesfallen. Auf den Drohnenbildern waren aber zunächst keinen weiteren Leichen zu sehen. Gewissheit gibt es allerdings noch nicht. Bei den katastrophalen Überschwemmungen kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, Dutzende weitere werden noch vermisst. Neben Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleuten helfen Tausende von Freiwilligen seit Tagen im Katastrophengebiet beim Aufräumen. Dabei wurden auch schwere Maschinen eingesetzt. Vielerorts wächst die Sorge vor Krankheitserregern oder Giftstoffen in der braunen Brühe. Die spanische Regierung kündigte an, am Dienstag ein Paket von Hilfsmassnahmen für die betroffenen Regionen verabschieden zu wollen, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Unterdessen wächst auch die Angst vor Plünderungen in den Flutgebieten. In Paiporta in der Region Valencia ging eine Gruppe von mit Stöcken bewaffneten Einheimischen Patrouille. Dies sei nötig, weil die Behörden nicht für Sicherheit sorgen könnten, sagt dieser Mann: «Wir patrouillieren vor allem deshalb, weil wir nicht wollen, dass unsere Nachbarn sich unsicher fühlen. Auch wegen der verschiedenen Überfälle und Diebstähle, die es hier gegeben hat. Wir sind der Meinung, dass die Polizei ihre Aufgabe nicht richtig erfüllt, und deshalb gehen wir, die Anwohner, auf Patrouille.» Mit über 60 Toten ist Paiporta eines der am stärksten von der Katastrophe betroffenen Gebiete. Die Bevölkerung ist verärgert über die aus ihrer Sicht zu langsame und unzureichende Reaktion der Behörden. Die nationale Polizei teilte mit, dass es in den Flutgebieten zahlreiche Festnahmen wegen Diebstählen in Geschäften, Häusern und Autos gegeben habe.

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Das Schiff unterstützt den Bergungseinsatz von Polizei und Soldaten. Die haben ihre Suche nach Leichen und Vermissten über die verwüsteten Ortschaften und Strassen hinaus ausgeweitet. Die Einsatzkräfte stochern mit Stöcken im Schlamm, während Spürhunde Tote in Kanälen und auf Feldern finden sollen. Auch an den Stränden entlang der Küste wird gesucht. Das Schiff wurde am Samstag in den Gewässern vor Valencia erwartet.

Als erstes soll die «Ramón Margalef» einen Abschnitt vor dem Albufera-Feuchtgebiet absuchen, wo ein Teil des Wassers aus den Dörfern und den südlichen Aussenbezirken der Stadt Valencia ins Meer floss. Ein Radiosender berichtete am Freitag, am Strand sei die Leiche einer vermissten Frau aus dem Ort Pedralba gefunden worden, etwa eine Autostunde von der Küste entfernt.

Auswirkung des Klimawandels

Spanien ist Herbststürme und gelegentlich schweres Hochwasser gewohnt. Die Dürre, die das Land in den vergangenen zwei Jahren heimsuchte, und die rekordverdächtig heissen Temperaturen verstärkten die jüngsten Überschwemmungen nach Ansicht von Wissenschaftlern noch. Die spanische Wetterbehörde teilte mit, in der Stadt Turis in Valencia seien innerhalb einer Stunde mehr als 30 Liter Regen gefallen – ein spanischer Rekord.

«Wir haben noch nie einen Herbststurm von dieser Intensität erlebt», sagte Carrera. «Wir können den Klimawandel nicht aufhalten, also müssen wir uns auf seine Auswirkungen vorbereiten.»

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