Hamas ist gut vorbereitet So kompliziert wird die israelische Bodenoffensive

dmu

16.10.2023

Israelische Soldaten in der Nähe des Gazastreifens.
Israelische Soldaten in der Nähe des Gazastreifens.
Keystone

Die geplante israelische Grossoperation am Boden ist ein heikles Unterfangen. Die Hamas sind gut auf einen allfälligen Häuserkampf vorbereitet. Zudem erschweren Geiseln und Zivilisten die Situation.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Israel plant eine Bodenoffensive gegen die Hamas.
  • Die Operation im eng bebauten Gazastreifen ist kompliziert. Die Hamas ist auf einen Häuserkampf gut vorbereitet, die israelischen Soldaten dürften eine unübersichtliche Situation antreffen.
  • Zudem besteht das Risiko, dass Geiseln und Zivilisten Opfer des Angriffs werden.
  • Militärexperte Fabian Hinz erläutert in einem SRF-Interview die Schwierigkeiten für die israelische Armee.

Israel plant gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen eine Bodenoffensive. Obwohl das Land über eine der modernsten Armeen der Welt verfügt, ist die geplante Operation mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Militärexperte Fabian Hinz ordnete gegenüber «SRF» die israelischen Erfolgschancen ein.

«Die israelische Armee ist gleichzeitig bereit und nicht bereit für eine Grossoperation am Boden», so Fabian Hinz. Die Armee habe in der Vergangenheit intensiv trainiert, urbane Kriegsführung durchzuführen und viele Ressourcen hineingesteckt.

Ein möglicher Häuserkampf in einem eng bebauten Gebiet bleibe aber kompliziert: «Sie befinden sich auf dem Boden. Gleichzeitig haben sie mehrstöckige Gebäude, von welchen sie von oben beschossen werden können.»

Soldaten erwartet unklare Situation

Es sei zu erwarten, dass die Hamas Gebäude zum Teil als Festungen mit Tunnelsystem ausgebaut hat. Gegner könnten so aus Tunneln herauskommen und plötzlich in ihrem Rücken auftauchen.

Die israelischen Soldaten müssten sich entsprechend auf eine sehr unklare Situation einstellen, in der sie nie genau wissen, wo der Feind genau steht. «Die Soldaten müssen sich ständig fragen: Ist das nun ein Zivilist oder ein Kämpfer?», so Hinz. Scharfschützen, Anti-Panzer-Waffen und Drohnen könnten aus dem Nichts heraus abgefeuert werden. Zusätzlich seien auch Sprengfallen möglich.

Israel bereitet sich auf die angekündigte Bodenoffensive vor.
Israel bereitet sich auf die angekündigte Bodenoffensive vor.
Keystone

Laut einer Einschätzung der «BBC» gilt es auch das Thema der Geiseln und der Zivilisten zu beachten. Die Hamas hat zahlreiche israelische Menschen aus Israel verschleppt – darunter auch Doppelbürger aus westlichen Ländern. Die Gruppierung droht offen damit, die Geiseln zu töten, was eine Bodenoffensive noch heikler macht. Überdies hätte eine israelische Grossoperation auch zahlreiche tote Zivilisten auf palästinensischer Seite zur Folge.

Die israelische Armee gilt als eine der am besten ausgerüsteten Militärstreitmächte der Welt. Auch für einen Häuserkampf sei das Militär laut Fabian Hinz in Teilen hervorragend gerüstet. Jedoch gelte es zu beachten, dass Israel eine grosse Zahl von Reservisten eingezogen hat und gemäss Berichten manche davon nicht die Ausrüstung bekommen haben, die sie eigentlich bräuchten.

«Die meisten, selbst die wirklich guten Armeen, sind nicht perfekt auf jedes Szenario vorbereitet.» Beispiele in der Vergangenheit, etwa bei der amerikanischen Armee im Irak, hätten gezeigt, dass man improvisieren und nachrüsten musste.

Die Hamas könne zwar nicht auf die modernste Ausrüstung zurückgreifen, diese sei aber ausreichend, um den Häuserkampf schwierig zu gestalten. Man könne davon ausgehen, dass der Häuserkampf trainiert wurde und man die Infrastruktur in Gaza dafür vorbereitet hat.

Wann die angekündigte israelische Bodenoffensive beginnt, ist derzeit noch unklar.