Über 522'000 Wohnungen fehlen zukünftigZürich ächzt unter der Wohnungsnot
pfi
25.5.2024
Die Wohnungssuche in der Schweiz wird immer mehr zum Horror-Trip. In Zürich sind nur 0,7 Prozent der Wohnungen frei. In der Rest-Schweiz schaut es nicht viel besser aus – der Leerstand beträgt im Durchschnitt 1,15 Prozent.
pfi
25.05.2024, 00:00
25.05.2024, 07:04
Philipp Fischer
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In der Schweiz wird mehr Wohnraum benötigt, trotzdem wird kaum gebaut.
Im vergangenen Jahr wurden gerade mal 24’200 Neubewilligungen erteilt.
Im Kanton Zürich spitzt sich die Wohnungsknappheit besonders drastisch zu.
Wer in der Schweiz eine Wohnung sucht, muss sich auf lange Menschenschlangen bei Besichtigungen, unseriöse Vermittlungsangebote und exorbitant hohe Mieten einstellen. Landesweit hinkt die Bautätigkeit der Nachfrage nach Wohnraum hinterher. Und es könnte noch viel schlimmer kommen.
Laut einem aktueller Bericht der Immobilienberatung Wüest Partner wurden im vergangenen Jahr lediglich 24’200 Neubewilligungen erteilt. Weniger Genehmigungen gab es zuletzt im Jahr 2012. Bereits seit 2017 sind die Baubewilligungen in der Schweiz rückläufig. Derzeit ist so wenig Wohnraum auf dem Markt wie seit zehn Jahren nicht mehr.
So verzeichnet der Kanton Schaffhausen für 2024 einen Rückgang der Neubewilligungen um 90 Prozent, in Waadt sind es 46 Prozent, in Basel-Stadt 39 Prozent. Und auch in Zürich sind die Baubewilligungen rückläufig. Die «SonntagsZeitung» fasst die Daten des Berichts zusammen und errechnet, dass so bis Ende Jahr in der Schweiz 35’000 Wohnungen fehlen.
Wohnungs-Brennpunkt Zürich
Richtig dramatisch entwickelt sich die Wohnungssuche in Zürich. Wie der «Blick» berichtet, zeichnet Stefan Fahrländer (54) vom Beratungsunternehmen Fahrländer Partner in einer Gesprächsrunde des Immobilienportals Newhome ein drastisches Bild für die Wohnungsangebote im Mittellandkanton. Laut seiner Prognose besteht in der Limmatstadt bis ins Jahr 2040 eine Zusatznachfrage nach insgesamt 522'323 Wohnungen. Auch wenn dieser Wert hypothetischen Berechnungen unterliegt, so zeigt der Blick in die Zukunft doch: Ohne eine massive Erhöhung der Baubewilligungen und damit neuen Stadtwohnungen wird der Markt die Nachfrage nicht decken können.
Die rückläufige Bautätigkeit bei gleichzeitig hohen Kosten und langen Genehmigungs-Prozessen bremsen Neubauvorhaben immer stärker aus. «Wir haben in erster Linie ein Verteilungsproblem», erklärt Fahrländer gegenüber «Blick». «Auf der einen Seite haben wir eine sehr starke Nachfrage nach Wohnungen und auf der anderen Seite eine Bautätigkeit, die damit nicht Schritt halten kann.»
Kaum Chancen für Geringverdiener
Die Folgen der Verknappung an Wohnraum sind gravierend. Gutverdienende verdrängen die Unter- und Mittelschicht zunehmend aus ihren Wohnorten. Menschen mit geringem Einkommen und selbst Mittelstand-Familien haben in Zürich inzwischen kaum noch Chancen, eine adäquate Wohnung zu finden. Zwischen den Jahren 2000 und 2021 sind die Preise für ein Mehrfamilienhaus um 167 Prozent gestiegen. Dementsprechend steigen auch die Mieten in ungeahnte Höhen.
Neuer Wohnraum müsste also schnell und mit weniger bürokratischen Hürden geschaffen werden. Hier sieht Fahrländer die Politik in der Pflicht. Nur schnellere Bewilligungsprozesse, der Abbau von Überregulierungen sowie verlässliche Regeln würden Bauträger animieren und zu einer Entspannung am Immobilienmarkt führen. Die Rahmenbedingungen dafür muss von politischer Seite geschaffen werden.