PFAS in der Umwelt Ewigkeitschemikalien könnten die Schweiz 26 Milliarden kosten

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14.1.2025

PFAS werden in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Kosmetika, Kleidung oder Kochgeschirr.
PFAS werden in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Kosmetika, Kleidung oder Kochgeschirr.
Annette Riedl/dpa (Symbolbild)

Eine internationale Recherche zu den Ewigkeitschemikalien PFAS schlägt hohe Wellen. Auch die Schweiz könnte die Bekämpfung der Folgen teuer zu stehen kommen. 

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  • PFAS, wegen ihrer Langlebigkeit auch Ewigkeitschemikalien genannt, sind in allen möglichen Alltagsgegenständen enthalten, gelangen in die Umwelt und werden dort nicht abgebaut.
  • Im Rahmen des «Forever Pollution Project», einer gross angelegten internationalen Recherche, wurde nun abgeschätzt, wieviel die Sanierung belasteter Standorte kosten würde.
  • So müsste die Schweiz in den nächsten Jahren bis zu 26 Milliarden Franken aufwenden, um die Belastung mit PFAS im Zaum zu halten.
  • In einem optimistischerem Szenario würde nur 1 Milliarde anfallen, vorausgesetzt PFAS würden verboten.

Sie sind in allen möglichen Alltagsgegenständen enthalten, vom beschichteten Pappbecher über die Bratpfanne bis hin zu Outdoor-Jacken – und gelten als gefährlich. PFAS steht für «Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen» und umfasst eine ganze Reihe chemischer Verbindungen. 

Sie sorgen für glatte, wasserabweisende Flächen. Ausserdem sind sie extrem stabil - was sich nun als grosses Problem erweist. Bekannt geworden sind sie unter dem Begriff «forever chemicals», weil sie sich in der Umwelt nicht oder nur äusserst langsam abbauen.

Die Folgen sind für die Gesellschaft teuer. So gelangten etwa beim Bau des Ceneri-Basistunnels PFAS in das Grundwasser der angrenzenden Gemeinden. Die Sanierungskosten betragen zwei Millionen Franken und werden vom Bund übernommen.

Dabei sind PFAS schon jetzt ein im ganzen Land ein Problem. So tritt etwa Trifluoressigsäure flächendeckend im Grundwasser der Schweiz auf, wie aus aktuellen Daten des Bundesamt für Umwelt (Bafu) hervorgeht. Besonders stark betroffen von dieser Verschmutzung ist gemäss einer Pilotstudie das durch Ackerbau geprägte Mittelland.

Einzelne Regionen in Appenzell Innerrhoden weisen erhöhte PFAS-Werte auf.
Einzelne Regionen in Appenzell Innerrhoden weisen erhöhte PFAS-Werte auf.
sda (Archivbild)

Bis zu 26 Milliarden Kosten

Im Rahmen einer internationalen Recherche haben SRF Investigativ und Kassensturz für die Schweiz abgeschätzt, wieviel die Sanierung belasteter Standorte kosten würde. Demnach müsste die Schweiz bis zu 26 Milliarden Franken investieren, um stark belastete Standorte auch von kurzkettigen PFAS zu reinigen. In diesem Szenario wird unterstellt, dass PFAS nicht verboten und somit auch weiterhin in die Umwelt gelangen würden.

In einem günstigeren Szenario hingegen wäre ein Verbot der Ewigkeitschemikalien unausweichlich, um neue Einträge in die Umwelt zu minimieren. Die Kosten für die Reinigung von nur langkettigen PFAS  würden mit 1 Milliarde zu Buche schlagen. Der Grossteil der Kosten entfiele dabei auf stark belastete Erde, nur ein kleiner Teil würde für die Aufbereitung von Trinkwasser und Abfalldeponien verwendet.

Weitere Kosten nicht eingerechnet

In beiden Szenarien werde aber eine Grundbelasung mit PFAS weiterhin bestehen, heisst es in dem Bericht. Manche Kosten seien zudem in den Schätzungen gar nicht enthalten, etwa weil es über die Belastung in Beton nicht genug Daten gibt.

Hinzu kommt: Kosten durch PFAS entstehen nicht nur durch dessen Entfernung aus der Umwelt. Da PFAS die Gesundheit gefährden, fallen weitere Kosten für die Gesellschaft an.

Zudem könnten etwa Kompensationszahlungen fällig werden, weil belastete Lebensmittel nicht mehr verkauft werden könnten. Wie hoch der Sanierungsbedarf in der Schweiz ist, wird derzeit in den Kantonen eingeschätzt.

In der ganzen EU könnte die Reinigung von belasteten Standorten mit bis zu 2000 Milliarden Euro (rund 1900 Milliarden Franken) zu Buche schlagen.  Die EU hat vor zwei Jahren eine umfassende Initiative gestartet, mit der PFAS schrittweise aus Produkten verschwinden sollen.

Wenn es darum geht, dieses Verbot zu verhindern, sind Schweizer Firmen indessen vorne dabei, wie aus den Recherchen des SRF ausserdem hervorgeht. Die Firmen versuchen demnach, ein PFAS-Verbot zu verhindern oder zumindest zu verzögern.