Bilanz nach erster Woche Zertifikatspflicht trifft Beizen weniger hart als befürchtet

lpe

22.9.2021

Gerade die Beizen auf dem Land verzeichnen mehr Einbussen seit der Einführung der Zertifikatspflicht. Dies zeigt eine Auswertung der Kartenzahlungen in der ganzen Schweiz.
Gerade die Beizen auf dem Land verzeichnen mehr Einbussen seit der Einführung der Zertifikatspflicht. Dies zeigt eine Auswertung der Kartenzahlungen in der ganzen Schweiz.
Keystone/Urs Flüeler

Gastronom*innen warnten vor Ausfällen bis zu einem Drittel wegen der Zertifikatspflicht. In der ersten Woche hat sich gezeigt: Die Umsätze fallen weniger tief aus, die Betriebe auf dem Land.

lpe

22.9.2021

30 Prozent weniger Einnahmen durch die Einführung der Zertifikatspflicht: Damit rechneten die Gastronomen laut einer Umfrage des Branchenverbands Gastrosuisse.

Eine Woche nach der Einführung zeigen repräsentative Daten jedoch ein weniger düsteres Bild: Laut dem Projekt «Monitoring Consumption Switzerland» dürften die Umsätze in der Gastronomie in der ersten Woche mit Zertifikatspflicht zwischen 15 und 20 Prozent gesunken sein im Vergleich mit der Vorwoche.

Die Aussage basiert auf der Auswertung aller Kartenzahlungen im Inland, wie die NZZ schreibt. Darum auch der Spielraum von einigen Prozentpunkten. Damit werden die getätigten Zahlungen mit Bargeld aufgefangen.

Stadt-Land-Graben tut sich auf

Am wenigsten hat die Zertifikatspflicht die städtischen Gastronomen getroffen. Laut NZZ betragen die Umsatzrückgänge in den Zentren im Wochenvergleich nur zwölf Prozent.

Von einem «Oben-ohne-Gefühl» bei den Gästen erzählt der Zürcher Gastronom Michel Péclard der Zeitung. Die Gäste würden durch das Fallen der Maskenpflicht in Innenräumen freier fühlen und länger sitzen bleiben, sagt Péclard, der im Raum Zürich 15 Restaurants und Bars betreibt. Die Umsätze seiner Betriebe seien im Vergleich zur Vorwoche im Durchschnitt rund 15 Prozent höher ausgefallen, «das, obwohl die Woche vor der Zertifikatspflicht wettermässig besser war».

Je weiter man sich jedoch von den städtischen Gebieten entfernt, umso höher sind die Einbussen. In den Agglomerationsgemeinden verzeichneten die Gastro-Betriebe ein Minus von rund 21 Prozent, auf dem Land im Durchschnitt gar 28 Prozent, wie die NZZ-Analyse zeigt. Damit hat sich eine Warnung von Verbandspräsident Casimir Platzer in der ersten Woche bewahrheitet: Die Wirtinnen und Wirte auf dem Land sind stärker von der Erweiterung der Zertifikatspflicht betroffen.



In den nächsten Wochen könnten noch mehr Menschen den Restaurants und Bars fernbleiben. Mit dem kälteren Wetter können weniger Menschen auf die Terrassen und damit der Zertifikatspflicht ausweichen, zudem sind bald die Teste nicht mehr gratis.

Gleichzeitig werden wohl auch mehr Menschen ihre zweite Impfung erhalten – und dann in die Restaurants zurückkehren.

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