Angeschlagene Grossbank Zahlt die Credit Suisse trotz Milliarden-Verlusten Boni?

smi

12.1.2023

Während die Credit Suisse Verluste schreibt, beabsichtigt sie weiterhin Boni auszuzahlen. Allerdings deutlich weniger als in besseren Zeiten.
Während die Credit Suisse Verluste schreibt, beabsichtigt sie weiterhin Boni auszuzahlen. Allerdings deutlich weniger als in besseren Zeiten.
KEYSTONE

Die Credit Suisse plant offenbar, die Boni um die Hälfte zu kürzen. Die Frage ist, wer verzichten muss und wer trotz der Milliardenverluste der Grossbank Anrecht auf zusätzliche Vergütung hat. 

smi

Die Credit Suisse steckt in der Krise. Es gibt also auf den ersten Blick wenig Grund, die Verantwortlichen für ihre Leistung zu belohnen. «Bloomberg News» hat von einer geplanten Kürzung um 50 Prozent berichtet. Damit würde sie immer noch rund eine Milliarde Franken an Boni auszahlen. Vor zwei Jahren gingen noch 2,9 Milliarden Franken an variablen Vergütungen an die Angestellten. Die Bank selber kommentiert die Reduktion nicht.

Tabu sind Bonus-Zahlungen auch in solchen Zeiten nicht, findet Finance-Professor Marc Chesney im Gespräch mit «20 Minuten». Für das Top-Management, das die Verluste verantwortet, wären diese aber moralisch und wirtschaftlich verwerflich, so der Dozent der Uni Zürich weiter.

Allein von Juli bis September 2022 hat die Credit Suisse über 4 Milliarden Franken verloren. Das letzte Quartal mit Gewinn war das dritte 2021. Seither ging es nur noch abwärts. Auch deshalb hat die Grossbank Ende 2022 vier Milliarden Franken neues Kapital aufgenommen. 

Nicht alle haben schlecht gearbeitet

Die gut arbeitenden Angestellten müssten weiterhin mit Extra-Vergütungen belohnt werden, findet Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht. Viele Abteilungen der Credit Suisse hätten gut gearbeitet und Gewinn erzielt, weiss der Dozent der Uni Bern. Bestraft werden sollten jene, die Verluste gemacht oder Gesetze gebrochen hätten, betont Kunz. 

Das sei nicht nur fair, sondern würde auch Kündigungen verhindern. Die Bank habe nicht nur in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image, sondern auch bei ihren Angestellten. Nach all den Entlassungen in letzter Zeit wäre eine Kündigungswelle ein weiteres Problem für die angeschlagene Bank.

Schawinski –  mit Lukas Hässig

Schawinski – mit Lukas Hässig

Der Wirtschaftsjournalist und fünffache Familienvater betreibt zusammen mit Gastautoren das Onlineportal «Inside Paradeplatz». Roger Schawinski diskutiert mit Lukas Hässig über die Schweizer Firmen, die sich 2022 die grössten Flops geleistet haben.

09.12.2022

Unternehmen bezahlen Boni in aller Regel nach klar definierten Regeln, die auch in den Arbeitsverträgen festgehalten sind. Marc Chesney hält es für möglich, dass die Credit Suisse trotz Verlusten verpflichtet sei, gewisse zusätzliche Vergütungen auszuzahlen. Das würde gemäss dem Wissenschaftler aber bedeuten, dass die Bank die Verträge schlecht ausgehandelt hätte: «Die CS belohnt so Misserfolge.»

Deine Meinung interessiert uns

Soll die CS ganz auf Boni verzichten? Schreib einen Kommentar zum Thema.