Lagebild Ukraine Militärkolonne fährt versteckten Leopard-Panzern genau vors Rohr

Philipp Dahm

15.11.2024

Ukraine: Schwere Drohnenangriffe auf Odessa

Ukraine: Schwere Drohnenangriffe auf Odessa

Die russische Armee hat am Donnerstagabend einen grösseren Drohnenangriff auf Odessa geflogen. An mehreren Orten seien Brände ausgebrochen, teilen die lokalen Behörden mit. Ein Mensch sei durch den Angriff getötet, mehrere verletzt worden.

15.11.2024

Wladimir Putin investiert viel, um bis zu Donald Trumps Amtsantritt Kursk zu befreien und möglichst viel Gelände zu gewinnen. Doch der Preis ist enorm hoch, zeigt neben Kursk auch ein Beispiel aus Donezk.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Lagebild beleuchtet zwei Brennpunkte: Der Kampf um Kurachowe im Oblast Donezk und die russische Offensive in Kursk.
  • Im Video: Bei Kurachowe hat angeblich erstmals ein westlicher Panzer einen russischen zerstört.
  • Die russische Armee verfügt in dem Gebiet über fünf Angriffsvektoren: Sie war bereits in die Stadt eingedrungen, konnte aber vertrieben werden.
  • In Kursk gab es einen verheerenden Angriffsversuch russischer und nordkoreanischer Soldaten auf das Dorf Malaja Loknja.
  • So konnten vier erfahrene ukrainische Einheiten den Ort verteidigen.
  • Der Kreml macht viel Druck und bietet viele Männer auf, doch für den relativ geringen Raumgewinn sind die Verluste zu hoch.

Es ist angeblich das erste Mal, dass ein westlicher Panzer einen von Wladimir Putins Kampfpanzern zerstört: Eine russische Militärkolonne nähert sich dem Dorf Dalnje. Es liegt drei Kilometer südlich der umkämpften Stadt Kurachowe im Oblast Donezk.

Moskaus Männer wissen nicht, was sie erwartet: Zwei Leopard 2A4 der 33. Brigade warten versteckt vor dem Dorf auf den Feind. Mit ihren 120-Millimeter-Geschossen nehmen sie den Konvoi unter Feuer, der aus sechs bis sieben Fahrzeugen besteht.

Das Video dazu hat die Drohneneinheit Sine Metu – Lateinisch für ohne Furcht – am 13. November auf Telegram veröffentlicht. Die Ukrainer geben dazu an, 47 Soldaten, zwei Panzer, drei gepanzerte Fahrzeuge, einen gepanzerten Mannschaftstransporter und ein Motorrad ausgeschaltet zu haben.

Das Umfeld: Der knallharte Kampf um Kurachowe

Die Lage in dem Gebiet ist angespannt: Laut Reporting from Ukraine finden ein Drittel aller russischen Front-Attacken dort statt. Die Vorstösse sind demnach in fünf Richtungen unterteilt: Kurachowe wird direkt angegangen (1), man versucht, die Stadt südlich zu umgehen (2) oder entlang des Flusses Mokri Jaly mit seinen vielen Orten anzugreifen (3).

Angriffsvektoren der russischen Armee im Gebiet von Kurachowe, das am Kurachower Stausee nahe der 1 liegt. Das Dorf Dorf Dalnje ist drei Kilometer südlich der Stadt zu finden.
Angriffsvektoren der russischen Armee im Gebiet von Kurachowe, das am Kurachower Stausee nahe der 1 liegt. Das Dorf Dorf Dalnje ist drei Kilometer südlich der Stadt zu finden.
YouTube/Reporting from Ukraine

Was die Angriffsvektoren 4 und 5 bringen sollen, zeigt das folgende Bild sehr anschaulich: Die Attacken von Süden gen Norden stossen die Front in Richtung der Autobahn N-15 vor, die nach Saporischschja führt. Sie ist der Nachschubweg für Kurachowe, ohne den sich die Stadt angesichts des nahenden nassen Wetters und der Verschlammung des Bodens kaum halten lässt.

Im Süden von Kurachowe hat die russische Armee Geländegewinne gemacht und bedroht potenziell die Autobahn N-15.
Im Süden von Kurachowe hat die russische Armee Geländegewinne gemacht und bedroht potenziell die Autobahn N-15.
YouTube/Reporting from Ukraine

In Kurachowe selbst können russische Soldaten zunächst in die Vororte einziehen, wurden dann aber vertrieben (1). Auch Vorstösse bei den Angriffsvektoren (2) und (3) bleiben erfolglos. Der Angriff von Süden her zahlt sich dagegen aus.

Bei der Stadt Kostjantyniwka, die gleich am Anfang der Perlenkette von Ortschaften liegt (3), können die Ukrainer ein sehr seltenes Panzerunterstützungsfahrzeug vom Typ BMPT Terminator zerstören.

Kursk: Mehr Männer – mehr Verluste

Ein zweiter Schwerpunkt des Kreml ist die Wiedereinnahme der besetzten Gebiete im Oblast Kursk. Hier soll Russland zwar 50'000 Soldaten zusammengezogen haben, doch die Truppe ist neu ausgehoben und hat angeblich kaum Erfahrung. In sie sind die Nordkoreaner integriert, die bereits in Kämpfe mit der ukrainischen Armee verwickelt sind.

In dieses Bild passt ein kostspieliger Angriff der russischen Armee auf Malaja Loknja: Die Angreifer fahren das Dorf über jeweils eine Strasse vom Norden und Westen her an. Wenn sie es einnehmen, wären gleichzeitig auch die ukrainischen Truppen im Nordwesten von Malaja Loknja eingeschlossen.

Die russische Armee will Malaja Loknja über zwei Zufahrtsstrassen angreifen (gestrichelte Linien) und den Gegner im Nordwesten des Dorfes einschliessen.
Die russische Armee will Malaja Loknja über zwei Zufahrtsstrassen angreifen (gestrichelte Linien) und den Gegner im Nordwesten des Dorfes einschliessen.
YouTube/Reporting from Ukraine

Diesen Zug haben die Verteidiger jedoch vorausgesehen – mit der 47. Mechanisierten Brigade, der 82. Luftbeweglichen Brigade, der 17. Mechanisierten Brigade und der 80. Luftmobilen Brigade sind auch besonders erfahrene Einheiten vor Ort, weiss Reporting from Ukraine. Sie haben die Strassen demnach mit Drohnen vermint.

Massive Verluste

Von Norden her rücken 15 BTR-Mannschaftstransporter mit insgesamt 150 Soldaten vor. Noch bevor sie die erste Ortschaft auf dem Weg erreichen, sprengen Minen fünf der Fahrzeuge. Neun weitere werden dann um Pogrebki herum mit Drohnen, Minen und Panzerfäusten bekämpft. Selbst der letzte BTR wird noch zerstört.

Bei den Wracks werden später nordkoreanische Waffen entdeckt. Den Angriff von Westen her erwarten die Ukrainer mit ihren mechanisierten Einheiten: Panzer reiben angeblich ohne Verluste die Angreifer auf.

Die Folgen für die russische Armee sind verheerend. Das gilt für das Material ...

... wie auch für den Menschen.

Mehr Druck, mehr Männer, mehr Tote: Putin lässt sich seine aktuelle Offensive etwas kosten. Nicht nur in Kursk, sondern auch in Charkiw ...

... oder eben in Donezk. Der Hintergrund des mutmasslichen Massengrabes für russische Soldaten – siehe unten: Für Vermisste muss der Kreml nichts zahlen.

Dass die russische Armee grosse Personalsorgen hat, zeigt nicht zuletzt der Einsatz der Nordkoreaner. Doch der Gegenseite geht es nicht besser: Auch Kiew tut sich schwer, neue Rekruten aufzubieten.