blue News geht an die Grenze – Teil 4/4: Wie sich die Schaffhauser mit Geiz und Intrigen selbst Grenzen setzten
blue News nimmt dich mit auf ein Reisli von Rüdlingen nach Büsingen: Lokalhistoriker Martin Harzenmoser erzählt die bewegte Geschichte des zerstückelten Kanton Schaffhausen – und seiner Ex- und Enklaven.
27.09.2024
blue News nimmt dich mit auf ein Reisli von Rüdlingen nach Büsingen: Lokalhistoriker Martin Harzenmoser erzählt die bewegte Geschichte des zerstückelten Kanton Schaffhausen – und seiner Ex- und Enklaven.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- blue News geht an die Grenze, Teil 4/4: Die Tour startet im pittoresken Rüdlingen, einer Schaffhauser Enklave, umgeben vom Kanton Zürich und von Deutschland.
- Weiter geht der Abenteuertrip im Schaffhauserland Richtung Klosterinsel Rheinau, Nohl ZH und Büsingen (D).
- Der Schaffhauser Lokalhistoriker Martin Harzenmoser kennt die Gründe für die vielen Enklaven und die unübersichtliche Grenze zu Deutschland: «Macht, Glück und Geiz» seien dafür verantwortlich.
- Der Roadtrip endet im Restaurant Waldheim in der deutschen Exklave Büsingen. Das Ausflugsziel thront hoch über dem Rhein und befindet sich genau auf der Grenze.
blue News startet die vierte und letzte Folge seiner Herbstserie im pittoresken Dorf Rüdligen, einer Schaffhauser Enklave neben dem Zürcher Rafzerfeld. Ein Dorfkern wie aus einem Prospekt von Schweiz Tourismus.
Auf der Suche nach dem Zentrum fällt das Haus der Genossenschaft zum Rebstock auf. Ein Hingucker. Künstlerin Gloria Anet ist im Oktober 2023 ins historische, frisch renovierte Haus gezogen, es ist ein Mehrgenerationen-Projekt. Die Künstlerin ist quasi eine Ur-Einheimische, sie kann sich keinen schöneren Flecken zum Leben vorstellen.
Gloria Anet zeigt blue News ihr Atelier und schwärmt von Rüdlingen: «Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich lebe seit 45 Jahren hier und will nie woanders wohnen.» Die Umgebung mit dem Rhein beflügelt ihre Kreativität und bietet ihr Inspiration, die sich in ihren Werken widerspiegelt.
Lokalhistoriker Martin Harzenmoser zum Grenzverlauf: «Drei Faktoren spielten dabei eine Rolle: Macht, Glück und Geiz»
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Klosterinsel Rheinau – einem weiteren lohnenden Auflugsziel – wartet Lokalhistoriker Martin Harzenmoser im kleinen Zürcher Zipfel Nohl direkt unterhalb des Rheinfalls auf blue News.
Auch im Nohl bietet sich dem Besucher ein ungewohnter Anblick: Die Taverne Nohlbuck steht auf Schweizer Gebiet, die Strasse davor gehört hingegen zu Deutschland. Auch das Ortsschild steht auf deutschem Grund und Boden, was wiederum erklärt, weshalb es sich bei der Tafel um ein deutsches Fabrikat handelt.
Martin Harzenmoser ist in der Region ein bekanntes Gesicht, er ist der Nachtwächter von Schaffhausen. Der ehemalige Lehrer bietet seit über 25 Jahren zusammen mit seinem Bruder Thomas verschiedene Führungen und Rundgänge in Schaffhausen und Stein am Rhein – neben Rüdlingen die zweite Schaffhauser Exklave – an. Die Schaffhauser Nachtwächter erzählen auf ihren Touren Wissenswertes aus vergangener Zeit – darunter Schreckliches, Düsteres, aber auch Erheiterndes.
Die unübersichtliche Schweizer Grenze zu Deutschland bietet viele historische Anekdoten, die Harzenmoser als geübter Erzähler in unterhaltsame Geschichten verpackt.
Er weiss auch, warum die Schweizer Grenze im Raum Schaffhausen dermassen durch die Landschaft mäandert: «Das hat mit Geschichte zu tun. Drei Faktoren spielten dabei eine Rolle: Macht, Glück und Geiz.»
Büsingen, die deutsche Insel in der Schweiz
Der letzte Stopp der Grenztour bildet Büsingen. Eine weitere geografische und historische Besonderheit in der Region. Büsingen ist – ringsum von Schweizer Hoheitsgebiet umgeben – deutsches Territorium.
Büsingen gehört zum Bundesland Baden-Württemberg und liegt im Landkreis Konstanz. Die Gemeinde hat zwei Postleitzahlen, eine schweizerische und eine deutsche. Auf den Punkt bringt es der Slogan der Enklave auf der eigenen Website: «Büsingen – die deutsche Insel in der Schweiz.»
Das Restaurant Waldheim in Büsingen bietet einen majestätischen Blick über den Rhein – wer hier einkehrt, der muss sich überlegen, ob er mit Schweizer Franken oder Euro bezahlt.
Das Ausflugsrestaurant befindet sich genau auf der Grenze. Martin Harzenmoser resümiert: «Klar, ist dieses Gebiet heillos zerstückelt. Aber man kann sagen, es hat für beide Seiten Vor- und Nachteile – hüben wie drüben.»
Hinweis der Redaktion: Im Video sagt Reporterin Carlotta Henggeler, Rüdlingen/Buchberg SH sei «vom Kanton Zürich umschlossen». Korrekt ist, dass diese Schaffhauser Exklave vom Kanton Zürich und dem deutschen Jestetter Zipfel umgeben ist. Die Redaktion bittet um Entschuldigung für diesen Fehler.
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