15 Dealer in Verbier aufgeflogenWalliser Ferienort entpuppt sich als Drogennest von Saisonniers
Samuel Walder
6.11.2024
Die Kantonspolizei Wallis feiert einen kleinen Erfolg. Nach Ermittlungen konnte sie ein Drogennetz in Verbier VS aufdecken. Behörden gehen jedoch nur von der «Spitze des Eisbergs» aus.
Samuel Walder
06.11.2024, 12:53
Samuel Walder
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Die Walliser Polizei hat in Verbier VS ein grosses Drogennetzwerk zerschlagen und 15 Dealer, überwiegend aus Frankreich, verhaftet.
Dabei beschlagnahmten sie Zehntausende Franken, zehn Kilogramm Kokain und andere Drogen.
Saisonarbeiter in Verbier sind laut Polizei oft in den Drogenhandel involviert, angetrieben von hohen Lebenshaltungskosten.
Die Organisation Sucht Wallis verzeichnet vermehrt Anfragen von Saisoniers mit Drogenproblemen, hat jedoch kaum Mittel für Präventionsarbeit.
Der Schein trügt. Im idyllischen Städtchen Verbier VS deckt die Kantonspolizei Wallis schockierende Drogennetze auf.
Der Polizei gelang nach monatelangen Ermittlungen ein bedeutender Schlag gegen den Drogenhandel, wie der «Tages Anzeiger» schreibt. 15 mutmassliche Dealer wurden verhaftet, hauptsächlich französische Staatsbürger, die Rekordmengen an Drogen, vor allem Kokain, verkauft haben sollen.
Laut der Walliser Polizei wurden zehn Kilogramm Kokain sowie kleinere Mengen Ketamin, Ecstasy und Cannabis beschlagnahmt. Die Dealer erzielten einen Umsatz von über einer Million Franken. Zehntausende Franken aus den illegalen Geschäften wurden sichergestellt. Acht Verdächtige befinden sich noch in Untersuchungshaft.
«Ein organisiertes Netzwerk hat eine gut hierarchisierte Struktur, mit einer Basis im Ausland oder ausserhalb des Kantons. In diesem Fall handelt es sich um 15 Personen, die nicht untereinander agiert haben», sagt der Kommandant der Walliser Polizei, Christian Varone, in der «Walliser Tageszeitung».
Im Rahmen der Ermittlungen arbeitet die Walliser Kantonspolizei mit den französischen Kollegen zusammen. Die Kantonspolizei arbeitet auch mit den Kantonen Waadt und Neuenburg zusammen, um das Kokain-Problem zu lösen.
Saisoniers sind stark in den Kokain-Handel involviert
Die Operation wirft ein Schlaglicht auf die dunkle Seite der Tourismusgemeinde. Saisonniers, wie der Mitbewohner einer Einwohnerin Verbiers, sind laut Aussagen oft in den Drogenhandel verstrickt. Sie beschreibt einen Vorfall aus dem Januar: «Meine Wohnung wurde auf den Kopf gestellt,» erzählt sie gegenüber dem «Tages Anzeiger». «Aber das Geld war nicht weg.» Später erfuhr sie, dass ihr Mitbewohner wegen Drogenhandels verhaftet worden war.
Das Phänomen überrascht viele Einheimische kaum. «Es gibt Partys, Touristen und Geld,» erklärt ein 19-Jähriger, der selbst häufig in Verbier ist. «Die Dealer sind oft Saisonniers. In Verbier zu leben ist teuer, da ist ein kleiner Nebenverdienst attraktiv.»
Sucht Wallis hat keine Mittel präventiv zu agieren
Thomas Urben, Direktor der Organisation Sucht Wallis, beobachtet ebenfalls einen Anstieg der Beratungen zu Kokain. «Die Arbeitszeiten sind lang und unregelmässig, es wird viel gefeiert und die Angestellten haben kaum Beziehungen ausserhalb des Arbeitsumfelds. Sie sind nur für kurze Zeit hier und haben kaum Bindungen.»
Saisonniers wenden sich zunehmend an seine Stiftung, häufig in prekären Lebensumständen und ohne soziales Netzwerk. Bei den Touristen könne Sucht Wallis praktisch nichts unternehmen. «Sie gehen wieder nach Hause», erklärt Urben. Ein Drogen-Checking-System würde mehr Aufschluss geben, aber diese Lösung sei im Wallis nicht verfügbar. «Generell fehlen uns die Mittel für die Prävention und Risikominderung.»
Christophe Maret, Präsident der Gemeinde Val de Bagnes, zu der Verbier gehört, sagt: «Man darf sich nichts vormachen, alle Tourismusgemeinden stehen vor demselben Problem.»