Wahlkampffinanzierung Welche Parteien legen ihre Finanzen offen – und welche mauern?

tsha

3.9.2019

Im Oktober schreiten die Schweizerinnen und Schweizer zu den Wahlurnen (Archivbild).
Im Oktober schreiten die Schweizerinnen und Schweizer zu den Wahlurnen (Archivbild).
Bild: Keystone

Im Oktober wird gewählt. Aber woher kommt eigentlich das Geld für den Wahlkampf? Gerade rechte Parteien zeigen sich intransparent.

Am 20. Oktober sind die Schweizer Bürgerinnen und Bürger zur Wahl der Bundesversammlung aufgerufen. Insgesamt werden 200 Sitze im Nationalrat sowie 45 Mitglieder des Ständerats neu bestimmt. Der Wahlkampf kostet die Parteien viel Geld. Doch woher kommen die Unsummen, die für die Wahlkampagnen ausgegeben werden?

In der Schweiz müssen die Parteien – anders als in den meisten anderen europäischen Ländern – nicht offenlegen, wie sie sich finanzieren. Die Europäische Staatengruppe gegen Korruption kritisiert das schon länger scharf.

Recherchen von SRF/RTS zeigen nun, wie es um die Transparenz der Schweizer Parteien wirklich steht. Demnach gibt es in den fünf Kantonen Genf, Tessin, Neuenburg, Freiburg und Schwyz Regeln, die Parteien dazu verpflichteten, Spenden ab 5'000 beziehungsweise 10'000 Franken zu melden. Vor vier Jahren gab es nur in den Kantonen Genf und Freiburg solche Regelungen. Unter anderem im Wallis und im Jura wird derzeit über die Einführung einer entsprechenden Pflicht diskutiert. 

Mitte 2017 hatten die linken und die kleinen Parteien in der Mitte eine Volksinitiative zur Transparenz in der Politikfinanzierung vorgelegt. Damit sollen Parteien gezwungen werden, die Herkunft aller Spenden von mehr als 10'000 Franken offenzulegen; ausserdem sollen Kampagnenkosten kommuniziert werden, sobald sie die Summe von 100'000 Franken übersteigen.

Im Mai legte der Ständerat einen Gegenvorschlag vor. Demnach sollen nur Spenden über 25'000 Franken sowie Kampagnenkosten über 250'000 Franken offengelegt werden müssen.

«Je linker die Parteien, desto transparenter sind sie»

Tatsächlich zeigt sich auch in diesem Jahr, dass es besonders die linken Parteien mit der Offenheit genau nehmen. Die Auswertung von SRF/RTS ergab, dass die kleinen Linksparteien sowie SP,  Grüne, EVP und GLP auf Kantonsebene am transparentesten sind. Die kleinen Rechtsparteien sowie die rechte SVP zeigen sich am undurchsichtigsten. «Je linker die Parteien, desto transparenter sind sie», resümiert SRF. Teile der SVP hingegen hätten die Parteienfinanzierung als «eine private Angelegenheit» bezeichnet.

Eine Auswertung von SRF/RTS zeigt: Rechte Parteien sind besonders undurchsichtig, was die Herkunft ihrer Gelder angeht.
Eine Auswertung von SRF/RTS zeigt: Rechte Parteien sind besonders undurchsichtig, was die Herkunft ihrer Gelder angeht.
Grafik: SRF

Geld sei allerdings «nicht direkt» entscheidend beim Einzug in die Nationalversammlung, erklärt Politwissenschaftler Georg Lutz von der Universität Lausanne gegenüber SRF. Finanzmittel würden hauptsächlich verwendet, «um eine Botschaft zu vermitteln, und von Kandidaten, um sich bekanntzumachen».

Dennoch sei Offenlegung der Wahlkampffinanzierung extrem wichtig. «In der Schweizer Politik fliessen grosse Summen, sei es in Kampagnen oder im Lobbying. Diejenigen, die einen Beitrag leisten, tun dies nicht, um die Debatte anzuregen. Sie haben einen Zweck: die Politik zu beeinflussen. Die Öffentlichkeit muss wissen, wer dahintersteckt! Das ist das Minimum», fordert Lutz.

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