Tiefe Beteiligung Wahl-Flaute überall – mit einer Ausnahme

aru

15.10.2023

Wie hoch die Wahlbeteiligung dieses Jahr sein wird, lasse sich noch nicht abschätzen.
Wie hoch die Wahlbeteiligung dieses Jahr sein wird, lasse sich noch nicht abschätzen.
KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Gut die Hälfte der Wahlberechtigten in der Schweiz nimmt jeweils nicht an Urnengängen teil. Nächsten Sonntag wird wieder gewählt – und einzig in Zürich strömen bisher mehr an die Urnen als noch vor vier Jahren.

aru

15.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Noch haben erst wenige Wahlberechtigte in der Schweiz ihre Unterlagen eingeschickt.
  • Das schwindende Wahlinteresse ist ein langanhaltender Trend: Vor 100 Jahren lag die Wahlbeteiligung noch bei über 80 Prozent.
  • In den vergangenen 50 Jahren lag die Wahlbeteiligung jeweils zwischen 40 und 60 Prozent.
  • Auch vor den Wahlen vom 22. Oktober haben in den Städten Bern, St. Gallen und Genf merklich weniger Leute abgestimmt als sonst.
  • Ausreisser ist die Stadt Zürich, wo etwas mehr Menschen ihr Couvert bereits eingeworfen haben.

Es sei verblüffend, gestand SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer, wie oft Leute ihr im Gespräch sagen würden: Stimmt, es sind ja jetzt Wahlen! Das habe man fast vergessen. Als Co-Präsidentin einer Partei, die sich das ganze Jahr über um den Wahlkampf kümmert, sei das etwas schräg, sagt sie in der neusten Folge ihres wöchentlichen Podcasts, den sie gemeinsam mit ihrem Co-Präsidenten Cédric Wermuth aufnimmt.

Tatsächlich macht sich in der Bevölkerung vor den Wahlen vom 22. Oktober noch nicht viel Wahl-Euphorie breit. Erfahrungsgemäss wirft rund die Hälfte der Wahlberechtigten das Couvert direkt ins Altpapier.

In der Stadt St. Gallen haben bis Mittwoch lediglich 16,4 Prozent brieflich gewählt. Zum gleichen Zeitpunkt vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung bei 17,2 Prozent.

Zürich als Ausreisser-Stadt

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Stadt Bern, wo erst 15,1 Prozent der Wählerinnen ihr Couvert retourniert haben. 2019 waren es am selben Tag noch 16 Prozent gewesen. Wie der «Blick» schreibt, sehe es auch in Genf nicht viel anders aus. Auch dort wählten erst 16 Prozent.

In Basel waren per 11. Oktober 19,1 Prozent der möglichen Stimmen eingegangen. Vor vier Jahren sei die Beteiligung bereits bei 20 Prozent gelegen.

Ein Ausreisser ist die Stadt Zürich, wo bereits 21,7 Prozent der Wahlzettel eingereicht wurden. Dieser Wert liegt sogar leicht höher als jener von vor vier Jahren. 

Laut Umfragen gehen Sotomo-Experten aber bereits heute von einer generell tiefen Wahlbeteiligung aus. Der Grund: Der anstehende Urnengang wird als weniger richtungsweisend erachtet als jener 2019. Vor allem bei den Linken sei die Mobilisierung schwieriger als vor vier Jahren.

Immer zwischen 40 und 60 Prozent seit 1971

Auf nationaler Ebene lag die Wahlbeteiligung vor vier Jahren bei 45,1 Prozent. Ist das viel oder wenig? Eine Grafik von Politik-Analyst Mark Balsiger über die Wahlbeteiligung der vergangenen 50 Jahre zeigt, dass das Niveau immer zwischen 40 und 60 Prozent pendelt.

Eine konstante Wellenbewegung: Die Wahlbeteiligung seit 1971.
Eine konstante Wellenbewegung: Die Wahlbeteiligung seit 1971.
Quelle Mark Balsiger

Wie ein Blick in die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigt, waren die Zahlen vor 100 Jahren aber deutlich höher. Beim Urnengang 1919 beispielsweise strömten 80,4 Prozent an die Urne.

Wer noch nicht weiss, wessen Wahlzettel er oder sie in den Briefkasten werfen soll, dem kann blue News helfen. Wir trafen im Verlauf des Jahres die Präsidien der sechs grossen Parteien zum Interview. Hier findest du jenes mit Marco Chiesa (SVP), Mattea Meyer (SP), Thierry Burkart (FDP), Gerhard Pfister (Mitte), Balthasar Glättli (Grüne) und Jürg Grossen (GLP).

Allerdings darfst du dir nicht ewig Zeit lassen: Spätestens am Dienstag sollte das Couvert auf der Post sein, damit es noch rechtzeitig ankommt.

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