Prämien-Schock von 8,7 Prozent Berset: «Schlechte Nachrichten für Haushalte»

mmi/aru

26.9.2023

Krankenkassenprämien steigen 2024 im Schnitt um 8,7 Prozent

Krankenkassenprämien steigen 2024 im Schnitt um 8,7 Prozent

Die Krankenkassenprämien steigen 2024 um 8,7 Prozent. Die mittlere Monatsprämie wird sich auf 359.50 Franken belaufen. Grund sind markant gestiegene Gesundheitskosten und weitere Faktoren.

26.09.2023

Im kommenden Jahr steigen die Krankenkassen-Prämien um durchschnittlich 8,7 Prozent. Gesundheitsminister Alain Berset gab den Kostenanstieg an einer Medienkonferenz bekannt.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Krankenkassen-Prämien im kommenden Jahr steigen um durchschnittlich 8,7 Prozent.
  • Damit wird den steigenden Gesundheitskosten Rechnung getragen.
  • Hier liest du, was die Parteien gegen die stetig steigenden Gesundheitskosten unternehmen wollen.
  • Neben der alternden Gesellschaft sind auch andere Faktoren für den Anstieg verantwortlich. Beispielsweise eine Zunahme von Spitalaufenthalten und die Behandlung von Physio- und Psychotherapeuten.
  • In Genf und Zug steigen die Prämien mit über 10 Prozent am stärksten. Am wenigsten betroffen sind die Kantone Basel-Stadt und Appenzell Innerrhoden, wo die Prämien nur 6,5 Prozent ansteigen.

«Schlechte Nachrichten für die bereits teuerungsgeplagten Haushalte»: Mit diesen Worten trat Gesundheitsminister und Bundespräsident Alain Berset am Dienstag vor die Medien. Zum letzten Mal in seiner Karriere gab er eine Erhöhung der Krankenkassenprämien bekannt: Sie steigen 2024 um 8,7 Prozent.

Gleichzeitig verwies Berset auf die vom Bundesrat eingeleiteten Sparbemühungen im Gesundheitswesen. Er nannte die Vorschläge zur Förderung von Generika und Biosimilars, von der sich die Landesregierung Einsparungen von 250 Millionen Franken im Jahr verspricht.

Das Schweizer Gesundheitssystem sei gut, habe aber seinen Preis. Dabei seien die Versicherten den Prämienanstiegen «nicht einfach ausgeliefert». Im Gesundheitswesen sei bereits gespart worden und werde weiter gespart.

Allerdings stehen den Bemühungen Widerstände entgegen. Berset erinnerte an die im Parlament nach drei Jahren gescheiterte neue Preisfestsetzung für Medikamente. Andere Sparversuche hätten die eidgenössischen Räte stark verwässert. Angesichts des grossen Prämienanstiegs 2024 müssten energischere Massnahmen her.

Der Prämienanstieg 2024 sei von drei Elementen geprägt: den Kostenanstieg im Gesundheitswesen, die durch die Prämien ungedeckten Kosten und die Verluste der Krankenkassen.

Bundespräsident und  Gesundheitsminister Alain Berset kritisiert das Parlament bei der Präsentation der Krankenkassenprämien 2024.
Bundespräsident und  Gesundheitsminister Alain Berset kritisiert das Parlament bei der Präsentation der Krankenkassenprämien 2024.
Keystone
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  • Forderung der Einheitskasse, was sagen Sie dazu Herr Berset?

    Die Partei des SP-Bundesrats fordert eine Einheitskasse und eine lohnabhängige Prämie. Was Herr Berset dazu sage? Die Frage entlockt dem Gesundheitsminister ein Schmunzeln. 

    Bis jetzt war die Position des Bundesrats klar dagegen, aber Berset merke auch, dass sich ganz erstaunliche Stimmen dazu geäussert hätten und mit der Idee spielen.

    Er könne sich vorstellen, dass diese Idee in der Zukunft wieder diskutiert wird. Wohl aber nicht mehr in den drei verbleibenden Monaten seiner Amtszeit, resümiert Berset.

  • Wie werden die kantonalen Unterschiede erklärt?

    Wie erklären Sie sich die grossen kantonalen Unterschiede? Ein Teil ist nicht erklärbar, sagt Anne Lévy. «Ein Teil ist das Angebot. In jenen Kantonen, die viele Spitäler und Arztpraxen haben, gibt es auch höhere Kosten.»

  • Berset: «Die Pandemie hat alles verändert»

    Ein Journalist fordert Selbstkritik von Berset, was er hätte besser machen können während seiner 12-jährigen Amtszeit, damit die Kosten nicht dermassen steigen.

    Berset räumt ein, dass das elektronische Patientendossier gescheitert sei. Mehr mag sich der Gesundheitsminister nicht auf die Äste rauslassen. Vielmehr verweist er nochmals darauf, dass das dezentralisiert organisierte Gesundheitssystem sehr kompliziert sei, das habe man seit dem Ausbruch von Covid-19 gesehen. «Die Pandemie hat alles verändert», so Berset.

    Anschliessend verwies Berset nochmals darauf, dass der Bund die Prämien nicht festlege, diese vielmehr begutachte und gutheisse oder nicht.

  • Sind die Ärzte das grösste Problem, wenn es um die Eindämmung der Gesundheitskosten geht?

    Nein, er wolle keine Gruppe isoliert betrachten. Es geht um alle Personen, die selbstständig abrechnen können. Es sei nicht einfach gewesen, Lösungen in diesem Bereich zu finden. Generell braucht es aber ein grösseres Engagement von allen. Alle müssen diskussionsbereit sein. Betrifft eine Gruppe eine Neuerung, schauen alle weg, in der Hoffnung, dass auch alle wegschauen, wenn die eigene Gruppe von der Neuerung betroffen ist.

  • Berset: «Ich bin kein Freund von Revolutionen»

    Auf die Nachfrage, ob man das Gesundheitssystem nicht revolutionieren müsse, antwortet Berset: «Ich bin kein Freund von Revolutionen.» Er verteidigt das Schweizer Gesundheitssystem mit den Argumenten, dass man nicht vergessen sollte, dass der Zugang zur gesundheitlichen Versorgung für alle gewährleistet sei. Das dürfe man nicht kleinreden.

  • Welche Massnahmen braucht's um das Gesundheitssystem für die nächsten Jahre aufzustellen?

    «Das ist eine sehr breite Frage», antwortet Berset zögerlich. Konkrete Massnahmen nennt der abtretende Gesundheitsminister nicht, jedoch fordert er, dass es jetzt Transparenz im zersplitterten Gesundheitssystem braucht.

    Man müsse verstehen, was im Gesundheitssystem passiere, wer was mache und warum sich etwas entwickle, so Berset. 

  • Streichung der Leistungen kommt nicht infrage

    Was ist die Botschaft von Berset an jene des Mittelstandes, die nicht von Prämienverbilligungen profitieren, will ein Journalist wissen. «Der Bundesrat sah es schon lange als anstehendes Problem. Seit Jahren bringen wir Kostendämpfungsmassnahmen, die durch das Parlament abgeschwächt werden», sagt Berset. Letztlich müssen die Kantone entscheiden, wer Anspruch auf eine Prämienverbilligung habe. Hier gebe es massive Unterschiede. Ihm sei es immer ein Anliegen gewesen, den Leistungskatalog nicht anzufassen. Dies wäre zwar eine leichte Massnahme, aber eine schlechte.

  • Genf und Zug am stärksten betroffen

    In den Kantonen Basel-Stadt und Appenzell Innerrhoden steigen die Prämien mit 6,5 Prozent am wenigsten stark. Im Kanton Genf und Zug steigen die Prämien mit über 10 Prozent am stärksten.

  • Alle Akteure müssen sich zusammentun, heisst es

    Auch BAG-Direktorin Anne Lévy bekräftigt, dass sich alle Akteure gemeinsam gegen die steigenden Kosten zusammentun müssen. 

  • Kostendämpfung bleibt Daueraufgabe

    Mit der Erhöhung der Krankenkassenprämien um 8,7 Prozent 2024 müssen die Versicherten die grösste Verteuerung seit 2010 hinnehmen. Die Gesundheitskosten werden weiter steigen. Damit bleibt die Kostendämpfung beim Bund eine Daueraufgabe, so Berset. Das Thema hätte auch höchste Priorität im Bundesrat. Berset appelliert daran, dass es deshalb Offenheit für Reformen brauche.

  • Berset: Zuerst zum Hausarzt und nicht zum Spezialisten

    Das Gesundheitssystem sei für alle sehr wichtig, jedoch kompliziert und sehr zersplittert. Die steigenden Gesundheitskosten werden alle noch lange beschäftigen, so Berset. Jeder einzelne soll sich aber auch überlegen, was er oder sie zum Eindämmen der steigenden Kosten beitragen könne. Berset kommentiert, dass man vielleicht zuerst zum Hausarzt gehe und nicht gleich den Spezialisten aufsuchen solle.

  • Reserven schmelzen um 3,5 Milliarden

    Bundespräsident Berset erläutert, dass die Krankenversicherungen schweizweit im Jahr 2022 einen Verlust von 3,5 Milliarden Franken eingefahren haben. Die 8,5 Milliarden Reserven schmelzen dahin, weshalb eine Prämienerhöhung unumgänglich sei. 

  • Drei Elemente treiben Kosten in die Höhe

    Der Prämienanstieg 2024 sei von drei Elementen geprägt: den Kostenanstieg im Gesundheitswesen, die durch die Prämien ungedeckten Kosten und die Verluste der Krankenkassen, so Berset.

  • Mehr Spitalaufenthalte und Phsyio- und Psychotherapie treiben Kosten in die Höhe

    Die Gründe für die explodierenden Kosten sind nebst der Innovation im Medizinbereich und die alternde Gesellschaft auch die Zunahme von Spitalaufenthalten (+11 Prozent) sowie Behandlungen für Physiotherapie und Psychiatrie.

    Auch der Medikamentenkonsum habe zugenommen, was ebenfalls für den massiven Kostenanstieg im Gesundheitswesen verantwortlich sei, führt Berset aus.

  • 28.70 Franken mehr pro Monat

    Die mittlere Prämie wird 2024 359.50 Franken pro Monat kosten. Das macht im Schnitt einen Kostenanstieg von 28.70 Franken pro Monat aus.

  • Im Kanton Zürich steigen die Prämien um 8,3 Prozent

    Der Anstieg der Krankenkassenprämien beträgt im Kanton Zürich 8,3 Prozent. Das ist etwas weniger als im Schweizer Schnitt, wo die Prämien um 8,7 Prozent steigen.

    Die durchschnittliche Krankenkassenprämie über alle Altersklassen hinweg steigt im Kanton Zürich von 323.50 Franken auf 350.40 Franken, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag mitteilte.

  • «Die Erhöhung ist eine schlechte Nachricht»

    Gleich zu Beginn verkündet der Gesundheitsminister eine globale Erhöhung der Krankenkassenprämien um durchschnittlich 8,7 Prozent fürs kommende Jahr. «Die Erhöhung ist eine schlechte Nachricht», so Berset.

  • 14 Uhr

    Die Medienkoferenz hat begonnen

    Direktorin des Bundesamts für Gesundheit Anne Lévy und Bundespräsident Alain Berset inforieren über die Krankenkassenprämien fürs kommenden Jahr.

  • Die Medienkonferenz startet um 14 Uhr in Bern

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