Sommaruga will handelnTempo 60 auf der Autobahn soll das Stauproblem lösen
gbi
12.7.2022
Stau auf der Autobahn ist nicht nur ein Ärger für Autofahrer*innen, er geht auch ins Geld: Rund zwei Milliarden Franken Kosten verursachen die Blechlawinen im Jahr. Der Bund plant daher einen radikalen Schritt.
gbi
12.07.2022, 09:47
12.07.2022, 17:52
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An Tempo 80 auf der Autobahn haben sich Schweizerinnen und Schweizer mittlerweile gewöhnt. Die stellenweise Reduktion des Tempolimits hält den Verkehr flüssiger und vermeidet idealerweise Stau.
Doch schweizweit nimmt der Staus kontinuierlich zu: Zwischen 2010 und 2019 habe sich die Anzahl der erfassten Staustunden auf den Nationalstrassen beinahe verdoppelt, hält das Bundesamt für Statistik fest. Im Jahr 2021 kamen total 32'481 Staustunden zusammen.
Viel zu viel, befindet der Bund – und will handeln. Das Departement von Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga prüft daher verschiedene Massnahmen, wie die Tamedia-Zeitungen am Dienstag publik machten. Besonders einschneidend wäre eine weitere Drosselung der Tempolimite. «Wir prüfen, ob mit Tempo 60 bei den Geschwindigkeits-Harmonisierungsanlagen der Verkehr noch länger flüssig gehalten werden kann als mit Tempo 80», wird ein Mediensprecher des Bundesamts für Strassen (Astra) zitiert.
Bei den erwähnten Harmonisierungsanlagen handelt es sich um die elektronischen Tempoanzeigen auf den Autobahnen, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit anzeigen und je nach Verkehrsfluss angepasst werden können.
Entscheid wird im nächsten Jahr gefällt
Derzeit führt das Astra gemäss Bericht verschiedene Modellrechnungen durch, wie sich Tempo 60 auf den Verkehrsfluss oder das Ausweichverhalten auswirkt. Ob auch in der Realität ein Pilotversuch gestartet wird, werde im nächsten Jahr entschieden.
Der Bund sorgt sich nicht nur um die Nerven der Autofahrer*innen, denn Staus verursachen immense Kosten. Die wirtschaftlichen Stauzeitkosten beliefen sich 2019 auf 1,67 Milliarden Franken, sagt eine Sprecherin des Bundesamts für Raumentwicklung den Tamedia-Zeitungen. Mitsamt Umwelt-, Klima-, Energie- und Unfallkosten mache das weit über zwei Milliarden Franken.
Kritik an diesen Plänen äussert der Automobil-Club ACS: Den Verkehr über eine variable Höchstgeschwindigkeit zu drosseln, sei zwar in Ordnung, aber Tempo 60 gehe zu weit. «Das ist völlig unnötig», wird ACS-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Hurter zitiert.