In ihrem Kampf gegen das Klimaschutz-Gesetz warnt die SVP vor horrend steigenden Energiekosten für Private. Sie beruft sich dabei auf eine Studie – doch die daran beteiligte Forschungsanstalt Empa widerspricht nun.
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- Die SVP kämpft für ein Nein zum neuen Klimaschutz-Gesetz, über das am 18. Juni abgestimmt wird.
- Sie warnt: Bei einer Annahme steigen die Energiekosten pro Kopf und Jahr um 6600 Franken an. Dabei beruft sie sich auf eine Studie der ETH und Empa.
- Ein Empa-Sprecher stellt nun klar: Das wäre ein «Extremszenario», das auch nach einem Ja zum Gesetz keineswegs eintreten müsste.
Für die SVP ist das neue Klimaschutz-Gesetz ein «Stromfresser-Gesetz». Sage das Stimmvolk am 18. Juni Ja zu der Vorlage, werde das den Stromverbrauch massiv in die Höhe treiben – und damit auch die Kosten für die Bevölkerung, warnt die Partei.
Die SVP bringt dabei stets die gleiche Zahl ins Spiel. So auch in einem Communiqué vom 21. April: «Eine ETH-Studie rechnet mit einer Verdreifachung der Energiekosten: Das bedeutet 6600 Franken Mehrkosten pro Person im Jahr!», schreibt die Partei, die im Alleingang gegen das Gesetz ankämpft.
Empa-Sprecher spricht von «unzulässiger Schlussfolgerung»
Die Eidgenössische Materialprüfung- und Forschungsanstalt (Empa) – die zur ETH gehört und an besagter Studie beteiligt war – widerspricht dieser Darstellung jetzt. Dem «Blick» sagte Empa-Sprecher Michael Hagmann, dass es sich bei den 6600 Franken Mehrkosten um ein «Extremszenario» handle. Dass dieses automatisch eintrete, wenn das Klimaschutz-Gesetz angenommen werde, sei «eine unzulässige Schlussfolgerung».
In ihrer Studie rechneten die Forschenden drei verschiedene Szenarien durch, wie die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden und welche Kosten dadurch entstehen könnten.
Jenes Szenario mit den grössten Mehrkosten gehe davon aus, dass die benötigte Energie vollständig in der Schweiz produziert werde – und ausschliesslich mittels künstlicher Treibstoffe aus Ökostrom. Dann würden die Kosten pro Person und Jahr tatsächlich von heute 3000 Franken auf 9600 Franken ansteigen.
Die Hauptaussage der Studie, so hält der Empa-Sprecher weiter fest, sei, dass eine zu 100 Prozent einheimische Energieproduktion für die Schweiz weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll wäre.
Marco Chiesa verteidigt Wahlkampf-Aussagen
Nur: Im Klimaschutz-Gesetz sind diese von der SVP zitierten Vorgaben gar nicht vorgesehen. Parteichef Marco Chiesa verwehrt sich ebenfalls im «Blick» daher auch gegen den Vorwurf, seine Partei verbreite Fake News. Das Klimaschutz-Gesetz mache keine Vorgaben dazu, wie genau das Netto-null-Ziel bis 2050 erreicht werden solle. Mehrkosten von 6600 Franken pro Kopf und Jahr seien daher auch nicht auszuschliessen.
Bundesrat Rösti: «Der Ersatz von Elektroheizungen ist für mich ein zentraler Punkt des Klimagesetzes»
Umweltminister Albert Rösti hat an einer Medienkonferenz die Argumente von Bundesrat und Parlament für ein Ja zum Klimaschutz-Gesetz dargelegt.
21.04.2023