Der Stoos wird in diesem Jahr regelrecht überrannt, und auf den Wanderwegen gibt es Stau. Mitschuld am Mega-Ansturm hat ein TikTok-Video zur Fronalpstock-Gratwanderung, das viral ging.
Vanessa Büchel
17.09.2024, 15:07
17.09.2024, 15:24
Vanessa Büchel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Auf dem Stoos kommt es zu einem Ansturm: So viele Menschen wie noch nie besuchen gerade das Schwyzer Erholungsgebiet.
Mit beigetragen zum Hype haben Videos in den sozialen Medien.
Der Tourismus bringe aber auch Vorteile, sagt eine Restaurant-Betreiberin: «Wir hatten einen guten Sommer.»
Wildcamper*innen oder Stau auf der Fronalpstock-Gratwanderung sind Nachteile, die die Touristen-Massen mit sich bringen.
Eine Sprecherin der Gemeinde Morschach erklärte daraufhin auf Anfrage von blue News, dass zusammen mit Stoos-Muotatal Tourismus und der Stoosbahnen AG versucht werde, mithilfe einer Besucherlenkung das erhöhte Gästeaufkommen in den Griff zu bekommen.
Doch wie ein Video des TikTokers «Der Winterthurer» zeigt, sind die Wanderwege rappelvoll. Massenweise stürmen Ausflügler*innen und Tourist*innen in die Schweizer Berge, um die berühmte Fronalpstock-Gratwanderung selbst zu erleben.
Am Anfang seines Clips befindet «Der Winterthurer»: «Fronalpstock, wir müssen reden, Social Media hat dich kaputtgemacht.»
Die traurige Wahrheit bestätigt auch die Leserin. Sie glaubt, dass die vielen Besucher*innen bestimmt super für den Stoss seien und sicherlich gigantische Einnahmen bringen würden, aber der Ort selbst verliere dadurch stark an «Authentizität».
Virales Video lockt mehr Gäste an
Den Hype befeuert hat ein virales TikTok-Video von David Michalski, das dreieinhalb Millionen mal abgespielt wurde. Zu «20 Minuten» sagt der deutsche Content Creator: «Das war überhaupt nicht meine Absicht, als ich die Hunderttausenden Likes sah, war ich überrascht. Ich hatte natürlich auch Glück, das Wetter war perfekt.»
Dass Bilder und Videos in den sozialen Medien die Besucherwelle auf dem Stoos weiter anwachsen lassen haben, daran glaubt auch Sandro Widmer, Leiter Marketing und Verkauf bei der Stoosbahnen AG, zumindest teilweise. «Weil einige Spots auf dem Stoos so schön sind, dass die Gäste sie ihren Followern zeigen möchten, kommen solch tolle Bilder in die sozialen Medien», so Widmer zu blue News.
Die starke Besucherwelle füllt nicht nur die Wanderwege, sondern auch die Alpwirtschaften sind gut besucht. Während sich manche Anwohner*innen stören, wird der Tourismus von den meisten in der Region aber geschätzt, wie die Sprecherin der Gemeinde Morschach bestätigt.
Sie hebt vor allem die wirtschaftlichen Vorteile hervor: «Er schafft Arbeitsplätze, unterstützt lokale Geschäfte und Restaurants und trägt zur Erweiterung des Angebots, wie Spielplätze und Grillstellen, bei.»
Bernadette Fassbind ist eine der Anwohnerinnen, die den zunehmenden Tourismus für ihren Betrieb auf dem Stoos als erfreulich einstuft: «Wir hatten einen guten Sommer», sagt sie zu «20 Minuten». Zusammen mit ihrem Mann führt sie die Alpwirtschaft Laui.
Wildcamper*innen lassen Abfall zurück
Aber wie bei allem gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille. Fassbind sieht auch Nachteile im Ansturm der Tourist*innen: «Sie streicheln unsere Kühe, Rinder und machen Fotos, das ist gefährlich.»
Um dem entgegenzuwirken, hat Stoos-Muotatal Tourismus Schilder aufgestellt, die Tourist*innen auf ihr Fehlverhalten hinweisen sollen. Auch mit Wildcamper*innen habe die Region nun zu kämpfen. Die würden dann einfach ihren Abfall liegen lassen, erklärt die Bäuerin «20 Minuten».
Fassbind habe zwar noch keine unangenehmen Begegnungen mit den Besucher*innen gehabt, doch sie erinnert sich an einen Vorfall, der ihren Nachbarn widerfahren ist: Bei ihnen sei es schon vorgekommen, dass Touristen einfach ins Haus gelaufen und dort auf die Toilette gegangen seien.
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