«Lösungen sind schrecklich» Grossmutter will Wahl von SVP-Enkelin verhindern

Dominik Müller

5.10.2023

SVP-Jungpolitikerin Sarah Regez will am 22. Oktober in den Nationalrat gewählt werden.
SVP-Jungpolitikerin Sarah Regez will am 22. Oktober in den Nationalrat gewählt werden.
Bild: SVP Schweiz

Sarah Regez will für die SVP in den Nationalrat. Ihre Grossmutter, eine altgediente Sozialdemokratin, will genau dies verhindern und hat sich mit einem Brief an die Medien gewandt.

Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nationalratskandidatin Sarah Regez (SVP) sieht sich mit familiärem Widerstand konfrontiert.
  • Ihre Grossmutter, viele Jahre als SP-Gemeinderätin im Amt, empfiehlt ihre Enkelin in einem Brief an die Medien zur Nicht-Wahl.
  • Reputationsexperte Bernhard Bauhofer schätzt für blue News mögliche Konsequenzen der Aktion ein.

Die heisse Phase vor den eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober hat längst begonnen. Die Kandidat*innen und Parteien buhlen um jede Stimme. Auch die Baselbieter SVP-Jungpolitikerin Sarah Regez strebt eine Wahl in den Nationalrat an – und erhält dabei Gegenwind aus der eigenen Familie.

Marie Regez, Sarahs Grossmutter, sass für die SP zwölf Jahre lang im Gemeinderat von Arlesheim BL. Sarah Regez hingegen politisiert am rechten Rand der SVP. Wie die «Basler Zeitung» schreibt, befürwortete die 29-Jährige aus Sissach beispielsweise die Aufhebung aller Sanktionen gegen Russland und nannte Gesundheitsminister Alain Berset im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie einen «Diktator».

Positionen, die für Marie Regez nicht in den Nationalrat gehören. Sie empfiehlt ihre Enkelin öffentlich zur Nicht-Wahl. Wie die «bz Basel» mitteilt, hat die Grossmutter in einem Brief an mehrere Baselbieter Redaktionen ihre Beweggründe erklärt.

«Deine Gegner sind deine Feinde»

Im Brief wirft Marie Regez ihrer Enkelin mangelnde Solidarität und Empathie vor. «Die Lösungen, für welche du stehst, sind für mich schrecklich: Vernichtung der Andersdenkenden, Gewalt, Krieg. Deine Gegner sind deine Feinde!» Für sie ist klar: «So kann ich dir, meiner lieben Enkelin, meine Stimme nicht geben.»

Auf die Aktion angesprochen, sagt Sarah Regez zu blue News: «Ich finde es geschmacklos, familiäre Interna in der Öffentlichkeit zu waschen.» Im Brief würden persönliche Themen mit politischen vermischt, «und das hat in dieser Form nichts in der Öffentlichkeit zu suchen.» Zu weiteren Fragen wollte sie nicht Stellung nehmen.

Marie Regez (zweite von links) hat 2022 stellvertretend für die «Freiwillige Begleitgruppe für Flüchtlinge» aus Arlesheim den Baselbieter Freiwilligenpreis erhalten.
Marie Regez (zweite von links) hat 2022 stellvertretend für die «Freiwillige Begleitgruppe für Flüchtlinge» aus Arlesheim den Baselbieter Freiwilligenpreis erhalten.
Bild: Kanton BL/Letizia Dipner/SID

Marie Regez will gemäss «bz Zeitung» verhindern, dass ihre Enkelin von ihrem guten Ruf profitiere. Sie habe aber keinen Streit mit ihr: «Wir haben nur vorläufig ein nicht so enges Gesprächsklima.»

Die Aktion der Grossmutter könnte nebst dem medialen Echo auch Konsequenzen für die Enkelin an der Urne mit sich bringen. Reputationsexperte Bernhard Bauhofer sagt auf Anfrage von blue News: «Gerade Wechselwähler*innen könnten sich fragen, was das für eine Kandidatin sein muss, wenn sogar aus dem engsten Familienkreis Widerstand kommt.»

Auch positive Wirkung denkbar

Allerdings sei auch eine konträre Wirkung denkbar: «Ein Teil der Wählerschaft könnte Sarah Regez auch als Frau wahrnehmen, die sich gegen die Ältere auflehnt», so Bernhard Bauhofer. Gerade bei Menschen, die sich von älteren Generationen nichts vorschreiben lassen wollen, komme dies positiv an.

Laut Bernhard Bauhofer sind nachhaltige Auswirkungen der aktuellen Kontroverse auf das Resultat von Sarah Regez durchaus denkbar. So oder so dürften in der Familie Regez die Emotionen nach dem Wahlausgang unterschiedlich ausfallen.