«Mache sie zu schwerem Notfall» Immer mehr Gewaltdelikte an Schweizer Spitälern

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19.5.2024 - 17:44

Allein am Universitätsspital Zürich registrierte im vergangenen Jahr 900 Fälle.
Allein am Universitätsspital Zürich registrierte im vergangenen Jahr 900 Fälle.
KEYSTONE/Melanie Duchene

Die Anzeigen wegen körperlicher Gewalt in Spitälern sind drastisch angestiegen. Innert drei Jahren haben sie sich verdoppelt. Allein am Unispital Zürich muss der Sicherheitsdienst mehrmals täglich einschreiten.

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  • In der Schweiz sind die Anzeigen wegen körperlicher Gewalt an Spitälern in den letzten Jahren drastisch angestiegen. Innert drei Jahren haben sie sich verdoppelt.
  • Die Kantonspolizeien registrierten rund 490 Gewaltstraftaten.
  • Laut einer Umfrage steigt die Gewalt an «fast allen» Schweizer Spitälern.
  • Mehrmals täglich muss der Sicherheitsdienst allein am Universitätsspital Zürich intervenieren.

Anzeigen wegen körperlicher Gewalt an Schweizer Spitälern haben sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. Die Kantonspolizeien mussten letztes Jahr über 70 Mal wegen schweren Drohungen an Schweizer Spitälern und Kliniken aktiv werden, wie eine Auswertung des Bundesamts für Statistik für «SonntagsBlick» zeigte.

Die Kantonspolizeien registrierten demnach rund 490 Gewaltstraftaten. Darunter fallen dem Bericht zufolge schwere Drohungen, Handgreiflichkeiten, einfache Körperverletzungen wie Knochenbrüche und schwere, oft lebensbedrohliche Körperverletzungen.

Allein am Universitätsspital Zürich interveniere der Sicherheitsdienst demnach mehrmals täglich. Bei den 900 Fällen ging es um Beschimpfungen, Drohungen oder Handgreiflichkeiten gegen Personal auf der Notfallstation. Der Sicherheitsdienst am Inselspital Bern wurde 2200 Mal gerufen, wie die Zeitung schrieb.

Gewalt nimmt an «fast allen» Schweizer Spitälern zu

Neben Zürich und Bern berichten demnach auch das Unispital Basel sowie das Kantonsspital Luzern von einer Zunahme der Gewalt. Einer Umfrage des Fachportals Medinside nimmt die Gewalt an «fast allen» Schweizer Spitälern zu.

So berichtet die Ärztin Eva-Maria Genewein der Zeitung, wie sie in der Notaufnahme im Bürgerspital Solothurn bedroht wurde. Ein Patient mit Warzen an den Händen habe eine sofortige Behandlung verlangt. Nachdem die Ärztin ihn mit schmerzstillenden Medikamenten versorgte, aber mitteilte, sie müsse erst eine schwer erkrankte Patientin behandeln, habe er wütend gegen die Tür geschlagen. Als der Sicherheitsdienst schliesslich intervenierte, drohte er: «Ich werde die Ärztin aufsuchen und zu einem schweren Notfall machen.»

Der Ärztin zufolge verschärfe die Personalknappheit das Problem. Sie sagt der Zeitung: «Es ist ein grosses Problem, dass es in der Schweiz keine Quoten dazu gibt, wie viel Personal es im Notfall pro Patienten braucht.»

Mit Material von sda.

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