Sommaruga-Nachfolge Wer noch im Rennen ist – und wer abgesagt hat

SDA, red.

15.11.2022 - 09:40

Die Basler Ständerätin Eva Herzog will in den Bundesrat

Die Basler Ständerätin Eva Herzog will in den Bundesrat

Nachdem die Berner Regierungsrätin Evi Allemann gestern ihre Kandidatur bekannt gab, steigt heute auch die Basler Ständerätin Eva Herzog ins Rennen um die Nachfolge von Simonetta Sommaruga.

10.11.2022

Die SP sucht eine Kandidatin als Nachfolgerin von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Bis zur Wahl bleibt wenig Zeit. Die wichtigsten Namen und Entscheide im Überblick.

Hinweis: Dieser Artikel wird laufend aktualisiert. Stand: 14. November.

Die SP wurde vom Rücktritt von Simonetta Sommaruga überrascht. Deshalb hatten sich viele potenzielle Kandidatinnen im Vorfeld keine Gedanken über das Amt als Bundesrätin gemacht. Mittlerweile hat sich aber ein Kandidat*innenfeld herausgebildet. 

Wer will kandidieren?

Evi Allemann: Die 44-jährige Evi Allemann ist die erste Frau, die offiziell ins Rennen um die Sommaruga-Nachfolge steigt. «Ich habe mein Interesse an einer Bundesratskandidatur bei der Parteileitung angemeldet», sagte Allemann in einem Video-Interview auf den Tamedia-Onlineportalen. Sie sei bereit, Verantwortung zu übernehmen, und habe Lust das Land mitzugestalten.

Eva Herzog: Die Basler Ständerätin hat am Donnerstagmorgen in Bern vor den Medien bekannt gegeben, dass sie für den Bundesrat kandidieren will. «Ich bin wahnsinnig motiviert und habe extrem Lust das zu machen», sagt die 60-Jährige. Sie gilt als Favoritin für Sommarugas Nachfolge unter Politologen wie auch den Medien. Sie war bis Anfang 2020 Regierungsrätin und stand dem kantonalen Finanzdepartement vor. Als Vertreterin eines Stadtkantons und einer starken Wirtschaftsregion bringt Herzog gute Argumente für ein Amt im Bundesrat mit. Die Historikerin war schon vor zwölf Jahren als Bundesratskandidatin angetreten, unterlag damals aber in der parteiinternen Nomination gegen Sommaruga.

Elisabeth Baume-Schneider: Mit Elisabeth Baume-Schneider kandidiert auch eine Westschweizerin für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Der 58-jährige Ständerätin aus dem Jura wird das Rüstzeug für das Amt zugeschrieben: Sie bringt Erfahrung auf Legislativ- und Exekutivebene mit. Von 1995 bis 2002 war sie Mitglied des jurassischen Kantonsparlaments. Ab 2002 stand sie während drei Amtszeiten als Staatsrätin dem Departement für Bildung, Kultur und Sport vor. Seit 2019 ist sie Ständerätin. 

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Gleichzeitig dürfte sie bei der Ersatzwahl am 7. Dezember lediglich Aussenseiter-Chancen haben. Denn mit Alain Berset und Guy Parmelin gehören dem Bundesrat bereits zwei Westschweizer an. Zu ihnen kommt als dritter Vertreter der lateinischen Schweiz der Tessiner Ignazio Cassis. Würde Baume-Schneider für Sommaruga nachrücken, sässen vier «Lateiner» in der Regierung und zugleich die erste Bundesrätin aus dem Kanton Jura.

Daniel Jositsch: Obwohl sich die Fraktions- und Parteispitze für ein Frauen-Ticket ausgesprochen hat, hat nun der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch als Erster sein Interesse an einer Kandidatur angemeldet. Dem 57-Jährigen passt es nicht, dass die SP-Führung Männer von vorneherein von der Kandidatur ausschliessen will. Für ihn als Bundesrat spreche seine breite Erfahrung. Jositsch sitzt seit 2015 für Zürich im Ständerat. Zuvor war der 57-Jährige acht Jahre lang Mitglied des Nationalrats. Jositsch ist Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Zürich und gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP.

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Wer ist im Gespräch?

Alle Politikerinnen und Politiker, die bisher im Gespräch standen, haben sich zu einer Kandidatur geäussert. Weil die SP-Führung explizit Kandidatinnen aus allen Landesteilen sucht, sind auch Westschweizer und Tessiner SP-Politikerinnen nicht ausgeschlossen. Allerdings kamen auch aus der Romandie und den italienischsprachigen Gebieten bisher nur Absagen.

Wer hat abgesagt?

Pascale Bruderer: Die ehemalige Aargauer Ständerätin und Nationalrätin will weiterhin unternehmerisch tätig bleiben. Als Sommaruga vor rund zwölf Jahren in den Bundesrat gewählt wurde, war Pascale Bruderer Nationalratspräsidentin. Später wechselte sie in den Ständerat. 2019 zog sie sich aus der Bundespolitik zurück, um sich ganz dem Unternehmertum zu widmen. Die 45-Jährige ist heute Teilhaberin sowie exekutive Verwaltungsrätin bei einem IT-Start-up-Unternehmen.

Priska Seiler Graf: Die 54-jährige Nationalrätin strebt einen Sitz in der Zürcher Regierung an. Sie will deshalb auf eine Kandidatur für den Bundesrat verzichten, wie sie am Tag nach Sommarugas Rücktrittsankündigung auf Twitter schrieb. Seiler Graf hat eine klassische politische Laufbahn hinter sich: von der Gemeinderätin in Kloten über die Stadtregierung in den Kantonsrat und schliesslich nach Bundesbern. Sie war im Initiativkomitee gegen die Beschaffung der F-35-Kampfjets, scheiterte aber mit dem Anliegen.

Jacqueline Fehr: Als Kandidatin infrage gekommen wäre auch die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr. Die 59-Jährige unterlag vor zwölf Jahren gegen Sommaruga. Allerdings wird sie sich am 12. Februar 2023 der Wiederwahl in die Zürcher Regierung stellen, wie sie auf Twitter mitteilte. Sie verzichte deshalb auf eine Bundesratskandidatur.

Barbara Gysi: Die St. Galler Nationalrätin Barbara Gysi wäre eine weitere mögliche Kandidatin gewesen. Die 58-jährige Sozialpädagogin politisiert seit elf Jahren in der grossen Kammer, strebt aber den Sitz im Ständerat an, den Paul Rechsteiner Ende des Jahres freimachen wird. Sie steht für eine Kandidatur nicht zur Verfügung, wie sie am Tag nach Sommarugas Rücktritt via Twitter bekannt gab.

Heidi Hanselmann: Die ehemalige St. Galler Regierungsrätin Heidi Hanselmann (SP) verzichtet auf eine Bundesratskandidatur. Sie wolle sich auf ihre Präsidien bei der Eidgenössischen Nationalparkkommission (ENPK) und der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) konzentrieren. Beide Ämter seien ihr «wie auf den Leib geschnitten», so die 61-Jährige. Hanselmann war bis im Mai 2020 St. Galler Gesundheitsdirektorin und Präsidentin der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK)

Nadine Masshardt: Ebenfalls am Tag nach Sommarugas Rücktritt nahm sich die Berner Nationalrätin Nadine Masshardt aus dem Rennen für die Nachfolge. Sie stehe nicht zur Verfügung und wolle sich auch künftig als Nationalrätin und Konsumentenschützerin für Mensch und Umwelt einsetzen, schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Zwar würde sie ein Exekutivamt irgendwann einmal reizen, doch das Amt der Bundesrätin mit der dafür nötigen Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit könne sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, erklärte die 38-jährige Präsidentin der Stiftung Konsumentenschutz Schweiz.

Edith Graf-Litscher: Die Thurgauer Nationalrätin Edith Graf-Litscher brachte sich überraschend als mögliche Kandidatin ins Gespräch. Am Ende sagte sie aber ebenfalls ab – diesen Entscheid habe sie nach reiflicher Überlegung getroffen, wie sie in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen ausführte. Die 58-jährige Politikerin ist seit 17 Jahren im Nationalrat, will aber bei den eidgenössischen Wahlen im Herbst 2023 nicht mehr kandidieren.

Flavia Wasserfallen: Auch die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen hat sich gegen eine Bundesratskandidatur entschieden. Ihr Fokus gilt stattdessen dem Berner Ständeratssitz, der im kommenden Jahr gewählt wird. Gemäss dem am Mittwochabend veröffentlichten Communiqué führe Wasserfallen im Moment ein Arbeits- und Familienleben, das ihren persönlichen Vorstellungen entspreche.

Mattea Meyer: Die Zürcher Nationalrätin Mattea Meyer steht als Kandidatin nicht zur Verfügung, wie sie direkt nach Sommarugas Rücktrittsankündigung vor den Medien in Bern bekannt gab. Die bald 35-Jährige war Ende Oktober als Co-Präsidentin der SP Schweiz wiedergewählt worden. Sie wolle sich in dieser Rolle auf den Wahlkampf im Herbst 2023 konzentrieren.

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Céline Widmer: Die Zürcher Nationalrätin Céline Widmer verzichtet laut Tamedia-Zeitungen auf eine Kandidatur. Nach reiflicher Überlegung und Gesprächen mit ihrem Umfeld habe sie sich entschieden, ihren Fokus auf den Nationalrat zu legen, sagte die 44-Jährige.

Marina Carobbio Guscetti: Marina Carobbio Guscetti ist Vizepräsidentin der SP. Im November 2019 wurde die Tessinerin und ehemalige Nationalrätin in den Ständerat gewählt. Nun kandidiert die 56-Jährige für den Tessiner Staatsrat, der im April neu gewählt wird. Für ihre Kantonalpartei ist sie die Hoffnungsträgerin. Sie wolle sich auf diese Aufgabe konzentrieren, liess sie am Tag nach Sommarugas Rücktrittsankündigung ausrichten. Ihre Wahlchancen als Bundesrätin wären sowieso nur gering gewesen, denn mit Ignazio Cassis sitzt bereits ein Tessiner im Bundesrat.

Rebecca Ruiz: Die Waadtländer Staatsrätin Rebecca Ruiz will nicht für die Nachfolge von Sommaruga kandidieren. Sie möchte sich nach eigenen Angaben auf ihr Amt als Gesundheitsdirektorin konzentrieren. Die 40-jährige Kriminologin ist mit der Bundespolitik vertraut, da sie von 2014 bis 2019 Nationalrätin war.

Nuria Gorrite: Auch die Waadtländer Staatsrätin Nuria Gorrite hat sich aus dem Rennen um die Sommaruga-Nachfolge genommen. Die 52-Jährige will Staatsrätin bleiben. Zurzeit ist sie Vorsteherin des Departements für Infrastruktur, Kultur und Personelles.

Yonne Feri: Die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne Feri verzichtet ebenfalls auf eine Kandidatur für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga. Das Amt selber hätte sie gereizt, sagte Feri am 13. November im «SonnTalk» der CH-Medien. Der Zeitpunkt stimme aber für sie nicht. Zuvor hatte die 56-Jährige gesagt, sie mache sich entsprechende Gedanken. Nun sei sie zum Schluss gekommen, dass sie nach dem Ausscheiden auf Ende Legislatur aus dem Nationalrat ihren eingeschlagenen Weg weitergehen werde. Ihre Herzensprojekte seien ihre Präsidien bei Stiftungen wie Kinderschutz Schweiz oder die Geschäftsführung des Verbands für Einelternfamilien.

SDA, red.