Sommaruga-Nachfolge Nun sucht die SP eine Sanna Marin oder Jacinda Ardern

Von Alex Rudolf

6.11.2022

Aktuell debattiert die Schweiz, ob es diskriminierend ist, dass die SP der Bundesversammlung zwei Frauen für die Sommaruga-Nachfolge vorschlagen will. Derweil kommt eine neue Forderung: Sie soll junge Mutter sein.

Von Alex Rudolf

Sie sind jung, links, mächtig und Mütter. Die Rede ist von der finnischen Regierungschefin Sanna Marin und der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern.

Für die finnischen Sozialdemokrat*innen ist Marin wegen ihrer Sogwirkung ein Segen. Das skandinavische Land führt sie seit Ende 2019 mit sicherer Hand und ist beliebt beim Volk. Party-Videos von einer ausgelassenen Marin, die wohl ihr Image ankratzen sollten, bewirkten eine internationale Welle der Solidarität. Sogar Hillary Clinton postete ein Party-Foto von sich mit den Worten «Keep dancing, Sanna Marin» (Tanze weiter, Sanna Marin).

Arden sitzt der neuseeländischen Labour Party seit 2017 vor und wurde durch den Umgang mit der Covid-Pandemie weltweit bekannt. 2019 wurde sie Mutter einer Tochter. Dass eine Regierungschefin während ihrer Amtszeit ein Kind bekommt, passierte zuvor erst einmal: der damaligen Premierministerin Pakistans Benazir Bhutto (†) im Jahr 1990.

«Es braucht junge Mütter im Bundesrat»

Nachdem diese Woche bekannt wurde, dass Energieministerin Simonetta Sommaruga zurücktritt, um sich um ihren gesundheitlich angeschlagenen Mann zu kümmern, sucht nun die SP nach ihrer eigenen Sanna oder Jacinda.

Das Co-Präsidium Mattea Meyer und Cédric Wermuth gab kurz nach dem Rücktritt bekannt, dass man der SP-Bundeshausfraktion nahelege, der vereinigten Bundesversammlung am 7. Dezember ein reines Frauenticket vorzuschlagen.

Es soll aber darüber hinaus eine junge Frau sein, wie mehrere Parlamentarierinnen fordern. «Es braucht junge Mütter im Bundesrat», sagt die Berner Nationalrätin und Präsidentin der SP-Frauen Tamara Funiciello dem «Blick».

Bislang waren alle Frauen, die in die Landesregierung gewählt wurden, entweder kinderlos oder der Nachwuchs hatte das Teenager- oder Erwachsenenalter bereits erreicht.

Junge SP-Frauen denken über Kandidatur nach

Die fehlende Repräsentation sei schlecht für die Frauen, sagt Funiciello weiter: «Junge Mütter wären eine Bereicherung für die Landesregierung, weil ihre Realität eine andere ist.» Auch Nationalratskollegin Samira Marti sieht das so. An Beispielen im Ausland sehe man, dass es möglich sei, junge Mutter und Premierministerin zu sein.

Aus den Reihen der Sozialdemokrat*innen kommen hierfür einige infrage.  Die ehemalige Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer ist Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern und erwägt eine Kandidatur. Ob sie sich dafür entschieden hat, gibt sie Dienstag bekannt.

Auch die Berner Regierungsrätin Evi Allemann hat zwei Kinder im Schulalter und leitet die kantonale Justizdirektion. Ebenfalls aus dem Kanton Bern stammt Nationalrätin Flavia Wasserfallen, auch sie lässt sich eine Kandidatur durch den Kopf gehen. Ihre Kinder sind sechs, zehn und 14 Jahre alt.

Noch ist unklar, ob am 7. Dezember tatsächlich eine junge Mutter in den Bundesrat gewählt wird. Aktuell gilt die Basler Ständerätin Eva Herzog als Kronfavoritin. Sie ist 60-jährig und ihre Kinder sind bereits erwachsen. Laut denkt auch der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch über eine Kandidatur nach. Dass die Parteispitze der Bundeshausfraktion ein reines Frauen-Ticket vorschlägt, erachtet er als diskriminierend.

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