Millionärin stirbt im Aargau So profitiert der Staat von ihrem viel zu kurzen Lotto-Glück 

Philipp Dahm

20.8.2024

Nahaufnahme der 1000-Franken-Note: Der Kanton Aargau und die Gemeinde Leuggern können sich glücklich schätzen, dass eine Lotto-Millionärin ihnen nach ihrem Gewinn 2018 treu geblieben ist.
Nahaufnahme der 1000-Franken-Note: Der Kanton Aargau und die Gemeinde Leuggern können sich glücklich schätzen, dass eine Lotto-Millionärin ihnen nach ihrem Gewinn 2018 treu geblieben ist.
Symbolbild: KEYSTONE

Eine Angestellte aus Leuggern AG knackt 2018 den Jackpot, doch ihr Lotto-Glück währt nur kurz: 2021 stirbt sie an Krebs. Die Gemeinde profitierte nicht nur zu Lebzeiten von ihrem Gewinn. Auch jetzt fliesst sehr viel Geld.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine Kellnerin knackt im Oktober 2018 im Aargau den Euro-Millions-Jackpot und gewinnt knapp 184 Millionen Franken.
  • Die Frau und ihr Mann bleiben in der Gemeinde, die dank der Abgaben des Paares sogar ihren Steuerfuss senken kann.
  • Nur drei Jahre nach ihrem Gewinn stirbt die 50-Jährige an Krebs. Ein halbes Jahr später folgt ihr Ehemann ihr nach.
  • Die Gemeinde Leuggern hat 2023 2,7 Millionen Franken durch Erbschafts- und Schenkungssteuern eingenommen, die grossteils aus ihrem Vermögen stammen.
  • Auch die Hinterbliebenen des Ehemannes werden noch Steuern zahlen müssen, wobei Kanton und Gemeinde erneut profitieren.

Es ist der grösste Schweizer Euro-Millions-Gewinn, über den sich am 2. Oktober 2018 eine Kellnerin aus dem Aargau freut: Ihr Los, das sie sich für 24,50 Franken gekauft hat, beschert ihr 183,9 Millionen Franken.

Ein Traum wird wahr, doch die frischgebackene Multimillionärin bleibt auf dem Teppich. «Ich möchte anonym bleiben», sagt sie 2019 der «Aargauer Zeitung». Zieht sie nun in einen anderen Kanton, in dem sie weniger Steuern zahlen muss? «Ich will hierbleiben», betont sie gewiss auch zur Freude der örtlichen Finanzbehörde.

Je nach Wohnort könnten auf die knapp 184 Millionen bis zu 70 Millionen an Steuern anfallen, rechnet damals die Zeitung vor. Der Bund kassiere 21,2 Millionen, der Kanton Aargau 23,1 Millionen und ein Teil ginge – je nach Steuerfuss und Zivilstand – an die Gemeinde.

Multi-Millionärin «aus einfachen Verhältnissen»

Die Lotto-Gewinnerin stammt «aus einfachen Verhältnissen» und ist bodenständig. Sie kündigt nicht einmal ihren Job. Sie baut mit ihrem Mann in der Gemeinde ein Haus, gründet eine Stiftung und plant gemeinsame Reisen. Von ihren Abgaben profitiert die Gemeinde so sehr, dass sie den Steuerfuss deutlich senken kann.

Doch das Glück endet viel zu schnell: Drei Jahre nach ihrem Gewinn stirbt die in Deutschland geborene 50-Jährige am 1. September 2021 an Krebs – und ein halbes Jahr später folgt ihr 60 Jahre alter Ehemann ihr nach. Durch die Treue des Paares können sich Gemeinde und Kanton erneut über Abgaben in Millionenhöhe freuen.

AG: Erbschafts- und Schenkungserträge seit 2019 fast verdoppelt

Leuggern erhält ein Drittel und der Kanton Aargau zwei Drittel der Einnahmen aus der Erbschafts- und Schenkungssteuer, weiss die «Aargauer Zeitung». Leuggern hat demnach 2023 2,7 und der Kanton 5,4 Millionen Franken eingenommen, wobei das Gros aus dem Vermögen jener Lotto-Gewinnerin stammen soll.

Der Anteil des Ehegatten war übrigens steuerfrei: Nach seinem Tod wird also erneut eine Abgabe fällig. Die Lotto-Gewinner sind aber nicht die einzigen, die dem Kanton Steuern einbringen: Seit 2019 haben sich die Erträge aus der Erbschafts- und Schenkungssteuer fast verdoppelt. Vor allem die Einnahmen aus Schenkungen seien dabei gestiegen.


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