Netzwerk offengelegtSo perfid ging Dominique Pelicot bei den Vergewaltigungen vor
Samuel Walder
18.12.2024
Es ist kaum vorstellbar, wie akribisch Dominique Pelicot, der Hauptangeklagte im Fall Mazan, vorgegangen ist. Eine Recherche ermöglicht einen Blick auf die geplanten Vergewaltigungen.
Samuel Walder
18.12.2024, 17:25
Samuel Walder
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Fall Pelicot aus dem französischen Dorf Mazan ist mitlerweile um die Welt gegangen.
Gisèle Pelicot wurde mindestens 200 Mal von ihrem Mann und anderen mutmasslichen Straftätern unter Drogen gesetzt und anschliessen vergewaltigt.
Eine Recherche zeigt die akribische Planung von Dominique Pelicot und die Chatverläufe der Täter.
Am 19. Dezember wird das Urteil im Fall Pelicot erwartet.
Achtung: Dieser Text enthält verstörende Inhalte zu sexueller Gewalt und dem Missbrauch von Drogen.
Ein Verbrechen von unfassbarem Ausmass erschüttert Frankreich: Dominique Pelicot, ein 72-jähriger Mann aus dem südfranzösischen Dorf Mazan, hat über ein Jahrzehnt hinweg mindestens 70 Männer dazu angestiftet, seine Ehefrau Gisèle Pelicot systematisch zu vergewaltigen. Gemäss exklusiven Einblicken in Polizeiberichte von CNN wurde Gisèle Pelicot über 200 Mal missbraucht – ein Verbrechen, das ihr eigener Mann akribisch geplant hatte.
Pelicot nutzte Online-Foren, darunter die Plattform Coco.fr, um Männer zu rekrutieren, die später Pelicots Frau vergewaltigen sollen. In Chatrooms mit Namen wie «Ohne ihr Wissen» tauschte er intime Bilder und Videos seiner bewusstlosen Frau aus, die er zuvor unter Drogen gesetzt hatte.
Wirst du oder wurde jemand, den du kennst, Opfer sexualisierter Gewalt oder von Cybermobbing? Hier findest du Hilfe:
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Telefon 147
Vom Feuerwehrmann über den Journalisten bis zum Krankenpfleger vergewaltigten Männer jeden Alters und jeder Herkunft vor Ort Gisèle Pelicot. Der jüngste Angeklagte ist heute 27 Jahre alt, der älteste 74. Alle in Avignon angeklagten Männer wohnten weniger als 50 Kilometer vom Haus der Pelicots entfernt.
Ein Netzwerk des Missbrauchs
Aus den Polizeiberichten geht hervor, dass die Gespräche nach der ersten Kontaktaufnahme über Coco auf Skype verlagert wurden. Über Skype führte Pelicot dann erste Gespräche, zeigte den Tätern sogar Livebilder seiner nichtsahnenden Frau und verlegte die Kommunikation anschliessend auf SMS und private Plattformen.
Der 72-Jährige teilte nicht nur intime Fotos und Videos seiner Frau Gisèle Pelicot mit anderen Männern, sondern auch Aufnahmen, die sie während der Vergewaltigungen zeigten. Diese Materialien wurden von Pelicot gezielt genutzt, um andere Männer zu ermutigen, ähnliche Taten an ihren eigenen Partnerinnen zu begehen.
Und tatsächlich: Aus Nachrichten, die im Rahmen der Ermittlungen sichergestellt wurden, geht hervor, dass mehrere der Täter ihre Bewunderung für Pelicot ausdrückten und erklärten, dass sie das Gleiche mit ihren Partnerinnen tun möchten.
Ein weiterer Angeklagter im Verfahren wird zwar nicht der Vergewaltigung von Gisèle Pelicot beschuldigt, jedoch wirft die Anklage ihm vor, seine eigene Ehefrau unter Drogen gesetzt zu haben, um Pelicot aufzufordern, sie ebenfalls zu missbrauchen.
Durch weitere Straftat wurde das Netz aufgedeckt
Gisèle Pelicot hat ausgesagt, sie habe von den Handlungen ihres Mannes überhaupt nichts gewusst. Erst nach einiger Zeit hinterliessen der ungewollte Drogenkonsum und der sexuelle Missbrauch ihre Spuren am Körper von Pelicot. Ihr Mann begleitete sie zu mehreren Arztbesuchen, bei denen sie laut Gerichtsdokumenten über Gedächtnisverlust und Beckenschmerzen klagte.
Erst im Jahr 2020 kamen die Behörden auf die Spur von Dominique Pelicot. In einem nahegelegenen Supermarkt wird er festgenommen, weil er unter die Röcke weiblicher Kundinnen gefilmt hatte, sogenanntes «Upskirting», wofür er später verurteilt wurde. Erst da kam sein dunkles Netz an Verbrechen ans Licht.
Pelicot erhielt für dieses Vergehen eine achtmonatige Bewährungsstrafe. Während der Ermittlungen zum Upskirting beschlagnahmten die Polizisten seine Festplatte, seinen Laptop und seine Telefone und fanden Hunderte von Bildern und Videos vom sexuellen Missbrauch seiner Frau, mit der er 50 Jahre lang verheiratet war. Damit wurde eine der verheerendsten Sexualstraftaten in der französischen Justizgeschichte ans Licht gebracht.
Pelicot selbst wies die alleinige Verantwortung von sich und betonte vor Gericht: «Ich bin ein Vergewaltiger, genau wie alle anderen in diesem Raum.» Diese Aussage verdeutlicht die Ausmasse eines kranken Netzwerks, das von Pelicot orchestriert wurde. Seine Verteidigerin, Beatrice Zavarro, wies die Vorwürfe zurück, dass Pelicot als «Dirigent» agiert habe, der andere Täter manipulierte. Doch die Aussagen der Mitangeklagten und die Beweislast sprechen eine andere Sprache.
Die französische Regierung kündigt neue Massnahmen gegen sexuelle Gewalt an
Die Urteilsverkündung wird am 19. Dezember erwartet, und die Staatsanwaltschaft hat klare Forderungen gestellt: Haftstrafen zwischen vier und zwanzig Jahren für die Beteiligten, wobei Pelicot die Höchststrafe droht. Bis zur Verkündung gelten die Angeklagten als unschuldig.
Der Fall hat eine nationale Debatte ausgelöst, die weit über das Gerichtsverfahren hinausgeht. Aktivist*innen und Frauenrechtsorganisationen fordern gesetzliche Änderungen, darunter die Einführung einer klaren Einwilligungsregelung für sexuelle Handlungen. Die französische Regierung hat als Reaktion auf den Skandal bereits neue Massnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen angekündigt.
«Es ist Zeit, dass sich die machohafte, patriarchalische Gesellschaft, die Vergewaltigung verharmlost, ändert», erklärte Gisèle Pelicot in einem kraftvollen Schlussplädoyer. Sie rief dazu auf, die Sichtweise auf Vergewaltigung und sexuelle Gewalt grundlegend zu ändern.
Eine Onlineplattform spielt eine Schlüsselrolle
Jahrelang waren frauenfeindliche Inhalte auf Plattformen wie Coco.fr ein Nährboden für solche Verbrechen.
Die 2003 gegründete und als Dating-Site vermarktete Seite verzeichnet laut «Le Parisien» auf ihrem Höhepunkt im Jahr 2023 778'000 Besuche pro Monat. In den völlig unkontrollierten Chatrooms der Seite fanden anschauliche Diskussionen über oft illegale Themen statt.
Anstatt nur Diskussionen über illegale Aktivitäten zu ermöglichen, schwappten die Gewalttaten bald auch in die reale Welt über. Eine beträchtliche Zahl von Coco-Nutzern gab an, dass sie bei über die Website arrangierten Treffen angegriffen worden seinen. Mindestens zwei Morde in Frankreich stehen französischen Medien zufolge mit über Coco arrangierten Treffen in Verbindung. Bereits 2013 hatten französische NGOs Coco als Bedrohung identifiziert und die Regierung und Internetdienstleister dazu aufgefordert, die Website zu schliessen – ohne Erfolg.
Das französische Innenministerium wurde um eine Stellungnahme gebeten und verwies CNN an den mit dem Fall befassten Staatsanwalt. Dieser sagte, die Regulierung von Websites wie Coco sei eine Verantwortung, die die Plattformen selbst übernehmen. Der französische Internetdienstleister Bouygues sagte zu CNN, er brauche entweder einen Gerichtsbeschluss oder eine einstweilige Verfügung der französischen Behörden, um eine Website wie Coco schliessen zu können.
Coco wurde im Sommer zwar geschlossen, doch NGOs und Anwälte warnten, dass es aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen möglich sei, dass andere Plattformen den Platz von Coco einnehmen würden.
«Ohne diese Website hätte der Fall niemals solche Ausmasse angenommen»
Die juristische Aufarbeitung des Falls Dominique Pelicot wirft ein alarmierendes Licht auf die Rolle unregulierter Online-Plattformen wie Coco.fr, die als Instrumente für Verbrechen genutzt wurden.
Die Anwälte von Gisèle Pelicot fordern klare Konsequenzen: «Ohne diese Website hätte der Fall niemals solche Ausmasse angenommen», erklärte Antoine Camus, der die Plattform als «Mordwaffe» bezeichnete, die Dominique Pelicot gezielt einsetzte.
Obwohl Coco.fr selbst nicht vor Gericht steht, sehen Experten den laufenden Prozess als Präzedenzfall, um ähnliche Seiten in Zukunft schneller schliessen zu können. Mathias Darmon von der französischen Cybercrime-Einheit sieht in den Ermittlungen eine Chance, Lücken in der Regulierung digitaler Plattformen zu schliessen. Julien Zanetta, der Anwalt des Coco-Gründers, lehnte jedoch eine Stellungnahme zu den Taten Pelicots ab.
Angst und Ohnmacht im französischen Mazan
Während die rechtliche Aufarbeitung läuft, bleibt die Unsicherheit in der Bevölkerung gross – besonders in Mazan, dem kleinen Dorf, in dem Pelicot seine Verbrechen beging. Die 62-jährige Annette Dumont schildert die Angst vieler Frauen: «Es könnte sehr gut sein, dass es morgen an einem anderen Ort wieder passiert.»
Die Anwohnerinnen fühlen sich machtlos. «Wir können nichts tun. Wir bleiben hier in Mazan», sagt Nedeljka Macan resigniert.
Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.
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