Vereidigung der Schweizergarde «Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst ...»

Von Lukas Meyer

6.5.2021

Die Vereidigung wird im Livestream übertragen.

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Heute werden die neuen Mitglieder der Schweizergarde vereidigt – unter den Augen von Bundespräsident Guy Parmelin. Corona hat auch bei den Leibwächtern des Papstes Spuren hinterlassen.

Von Lukas Meyer

6.5.2021

Seit über 500 Jahren bewacht die Schweizergarde den Papst und seinen Palast. Julius II. heuerte 1506 ein Kontingent von rund 150 eidgenössischen Reisläufern unter dem Kommando von Hauptmann Kaspar von Silenen an. Schon kurz darauf, am 6. Mai 1527, fielen 147 der 189 Schweizer beim «Sacco di Roma», der Plünderung der Stadt durch deutsche, spanische und italienische Söldner.

Der 6. Mai ist heute der Gedenktag der Schweizergarde, an dem jedes Jahr die neuen Gardisten vereidigt werden. «Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst ...», beginnt die Formel. Oft reisen Vertreter der Schweizer Politik an – heute sind das Bundespräsident Guy Parmelin, Nationalratspräsident Andreas Aebi sowie Ständeratspräsident Alex Kuprecht (alle SVP).

Erst kürzlich wurde die Sollstärke der Garde von 110 auf 135 Mann aufgestockt. Im Moment sind es 134, inklusive 14 Rekruten, die im Frühjahr ihre zweimonatige Ausbildung absolviert haben. Die Truppe hatte in den vergangenen Jahren Mühe, neue Leute zu finden, und versuchte mit Videos im Internet und Besuchen an Schulen Interessierte anzusprechen. «Wir machen nun Marketing – erstmals seit unserer Gründung», sagte Kommandant Christoph Graf. Er ist der 35. Chef der Garde seit ihrer Gründung und seit 1987 dabei.

Auch die Vorgaben wurden gelockert – aber nur ein bisschen. So gilt die Mindestgrösse von 1,74 Metern nicht mehr absolut, sondern nur als Richtwert. Ansonsten gilt weiterhin, dass sich praktizierende Katholiken mit starker christlicher Überzeugung bewerben können. «Die Kandidaten sollen sich mit den Eigenschaften eines Schweizers in das Korps integrieren», heisst es auf der Website. Angehende Gardisten müssen den Schweizer Militärdienst absolviert und eine abgeschlossene Lehre oder die Matur haben. Zudem muss der örtliche Pfarrer den Leumund bestätigen.



Wer aufgenommen wird, verpflichtet sich zu einem Dienst als Hellebardier von 26 Monaten. Die meisten verlassen die Garde danach. Wer bleibt, darf nach frühestens drei Jahren heiraten, dabei muss er mindestens 25 sein. In diesem Fall muss er sich zu weiteren drei Jahren verpflichten, bekommt aber eine Wohnung gestellt. Ansonsten lebt man in Zweier- oder Dreierzimmern, wobei es in einem Kasernen-Neubau bald Einzelzimmer mit Bad für jeden Gardisten geben soll.

Mit Maske auf Wache: Corona hat auch den Alltag der Schweizergarde verändert.
Mit Maske auf Wache: Corona hat auch den Alltag der Schweizergarde verändert.
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Die Hellebarde, die berüchtigte Waffe der Schweizer im Mittelalter, hat heute nur noch eine dekorative Funktion bei Ehrendiensten. Die Gardisten sind an der Schusswaffe ausgebildet und tragen einen Pfefferspray mit sich, brauchen «bei einem allfälligen Einsatz vor allem unsere Hände und speziell erlernte Nahkampftechniken», wie der Mediensprecher, Leutnant Urs Breitenmoser, im Gespräch mit «20 Minuten» ausführte.

Die Ausbildung erfolgt seit einigen Jahren teilweise im Tessin, in Zusammenarbeit mit der dortigen Kantonspolizei. Die Gardisten haben Pistole und Pfefferspray dabei und lernen spezielle Nahkampftechniken. Zu Ernstfällen kommt es nicht oft, die Gardisten müssen nur selten eingreifen.

Aspiranten auf die Schweizergarde bei der Ausbildung auf dem Waffenplatz in Isone.
Aspiranten auf die Schweizergarde bei der Ausbildung auf dem Waffenplatz in Isone.
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Das Coronavirus ist auch an der Schweizergarde nicht spurlos vorbeigegangen. Dabei galt es, besondere Vorsicht walten zu lassen, da die Gardisten täglich nahen Kontakt zu einem Risikopatienten haben: Papst Franziskus ist 84 Jahre alt und hat Lungenprobleme. Nahen Kontakt mit ihm haben immer dieselben Gardisten, um den Personenkreis um ihn zu reduzieren, berichtet Kath.ch. Ansonsten gälten die selben Regeln zu Hygiene und Abstand wie ausserhalb des Vatikans. Mittlerweile sind auch alle Gardisten geimpft.

Die Vereidigung im vergangenen Jahr konnte allerdings nicht wie gewohnt am 6. Mai stattfinden, sondern wurde in den Oktober verschoben, nur Eltern und Geschwister durften teilnehmen. Auch dieses Jahr findet die Vereidigung der 34 neuen Gardisten im kleinen Kreis – und ohne den Papst – statt.

Oberst Christoph Graf, Kommandant der Schweizergarde, inspiziert die Truppe.
Oberst Christoph Graf, Kommandant der Schweizergarde, inspiziert die Truppe.
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