Mit einer Aussage zu Corona hat der neue britische Gesundheitsminister Sajid Javid Kritik auf sich gezogen. «Bitte lasst euch impfen, wenn ihr es noch nicht getan habt, während wir lernen, mit dem Virus zu leben, anstatt uns davor wegzuducken», twitterte Javid am Samstagnachmittag.
Die Organisation Covid-19 Bereaved Families for Justice, die Angehörige von an Covid-19 Gestorbenen vertritt, bezeichnete den Kommentar als «zutiefst unsensibel», wie die BBC am Sonntag berichtete. Die Kritik bezog sich vor allem auf Javids Wortwahl: Er hatte das englische Wort «cower» benutzt, das sich im Deutschen mit «wegducken» oder «kauern» übersetzen lässt.
«Worte sind wichtig, und die Leichtfertigkeit und Nachlässigkeit dieser Aussage hat tiefes Leid verursacht», sagte der Mitgründer der Organisation, Jo Goodman. Der Labour-Politiker David Lammy warf Javid vor, Menschen zu verunglimpfen, die sich und ihre Familien einfach nur schützen wollten. Immerhin seien unter der konservativen Regierung 129'000 Briten an Covid gestorben.
Javid löschte den Tweet am Sonntag und entschuldigte sich für seine «schlechte Wortwahl». Auch er habe geliebte Menschen an das Virus verloren und werde dessen Auswirkungen niemals kleinreden.
Sajid Javid hatte vor wenigen Wochen das Amt des Gesundheitsministers übernommen. Er gilt als Gegner strikter Corona-Massnahmen. Seit einigen Tagen sind in England die meisten Beschränkungen aufgehoben, obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz in Grossbritannien zuletzt bei 502 (Stand: 19. Juli) Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner lag. Seit einigen Tagen geht die Zahl der Neuinfektionen leicht zurück – ob der Trend anhält, ist jedoch fraglich.
In seinem Tweet gab Javid auch seine eigene Genesung bekannt. Der Minister war vor einer Woche trotz vollständiger Impfung positiv auf Corona getestet worden, hatte aber nur milde Symptome gezeigt. Premierminister Boris Johnson musste nach einer Sitzung mit Javid ebenfalls in Quarantäne gehen.