Armeechef Thomas Süssli Schweizer Militär stoppt den Verkauf alter Bunker

SDA/dor

18.9.2023 - 01:22

Bundesrat will für die Armee 600 Millionen Franken mehr ausgeben

Bundesrat will für die Armee 600 Millionen Franken mehr ausgeben

Der Bundesrat will für die Armee bis ins Jahr 2024 rund 600 Millionen Franken mehr ausgeben als geplant. Er hat am Mittwoch in seiner ans Parlament verabschiedeten Botschaft den vierjährigen Zahlungsrahmen entsprechend auf 21,7 Milliarden Franken erhöht.

15.02.2023

Als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine dezentralisiert sich die Schweizer Armee vermehrt, sagt Armeechef Thomas Süssli in einem Interview. Das Militär solle zudem verstärkt auf Verteidigung ausgerichtet werden, alte Bunker würden keine mehr verkauft. 

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  • Der Schweizer Armeechef Thomas Süssli erklärt in einem Interview, wie er die Landesverteidigung seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs aktualisiert hat.
  • Die Armee erhöhe den Eigenschutz.
  • Damit ein Gegner die Armee nicht mit wenigen Bombenangriffen ausser Gefecht setzen kann, wird laut Süssli vermehrt dezentralisiert.
  • Ausserdem würden der Verkauf von Bunkern gestoppt, die Spionageabwehr gestärkt und der Erwerb von Kampfdrohnen erwogen.

Die Schweizer Armee hat den Verkauf von alten Bunkern gestoppt. Derzeit ginge sie nochmals den «ganzen Katalog der Führungs- und Kampfanlagen durch», sagte Armeechef Thomas Süssli in einem Interview mit Tamedia (Montagausgabe). Dazu gehörten auch bereits deklassifizierte Bunker, deren Standorte also bekannt seien. «Wir müssen das nehmen, was wir haben», so Süssli. Auch Anlagen an bekannten Standorten könnten weiterhin einen militärischen Nutzen haben, wenn die Armee in einer bestimmten Region viele davon besitze. Die Armee soll nicht mit wenigen Bombenangriffen ausser Gefecht gesetzt werden, wie aus dem Interview hervorging.

Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine dezentralisiere sich die Armee vermehrt, sagte Süssli weiter. Die Luftwaffe werde beispielsweise trainieren, improvisierte Standorte zu betreiben, so der Armeechef.

Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee. (Archivbild)
Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee. (Archivbild)
Bild: Keystone/Ennio Leanza

Die Armee kommunizierte bereits im August, dass sie vermehrt auf Verteidigung setzt. Im Zuge des Kriegs in der Ukraine erhöhte sie den Eigenschutz. «Wir müssen immer zuerst unsere Unterkünfte und Lager schützen, bevor wir andere schützen können», sagte Süssli. Auch verstärkte sie die Spionageabwehr. Die Armee prüfe zudem die Beschaffung von Kampfdrohnen. Weitere Massnahmen würden die Vorräte und Infrastruktur betreffen. Details wollte er dazu nicht nennen. Insbesondere auf Munitionsvorräte angesprochen, hielt sich Süssli bedeckt.

Ersatzteile auf Vorrat

Seit rund einem Jahr gehört die Munitionssparte des Rüstungskonzerns Ruag dem italienischen Waffen- und Ferngläserhersteller Beretta. «Es wäre gut, wenn die Schweiz bei der Munition eine gewisse Autonomie hätte», sagte Süssli.

Der Verkauf der Munitionssparte war ein politischer Entscheid. Im Falle einer Krise, hätte laut dem Armeechef auch eine Schweizer Firma Probleme, Munition zu produzieren. «Deswegen legen wir mehr Vorräte an», sagte er. Als Beispiel nannte Süssli Ersatzteile für den Kampfjet F-35.

Internationale Zusammenarbeit sicherstellen

Zudem stellt die Armee laut Süssli die Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften sicher. Im Notfall würde diese nicht von jetzt auf sofort funktionieren. Nicht zu unterschätzen für Nato-Mitglieder sei der Schweizer Beitrag im Kosovo.

Konkrete Entscheide gebe es noch nicht, inwiefern die Schweiz dort zusätzliche Aufgaben übernehmen werde. «Im Bereich Cyber oder ABC, also atomar-biologisch-chemischer Abwehr, könnte die Schweiz mitwirken», sagte Süssli. In der Sommer-Session verlängerte das Parlament den Einsatz der Schweiz im Kosovo bis 2026.

SDA/dor