Erste Lockerungen Schlangen vor Baumärkten? Die Leute hungern nach anderem

Von Tobias Bühlmann

27.4.2020

Das Bezahlen aus Distanz geht bei McDonald's ganz einfach: Das Kartenlesegerät befindet sich an einer Stange.
Das Bezahlen aus Distanz geht bei McDonald's ganz einfach: Das Kartenlesegerät befindet sich an einer Stange.
Bild: Bluewin

Nun sind die ersten Geschäfte endlich wieder offen: Baumärkte vor allem, auch Friseure. Die längste Schlange bildet sich aber ganz woanders.

Ab heute werden die Massnahmen des Bundes gegen die Coronavirus-Pandemie gelockert. Erste Geschäfte dürfen wieder öffnen, darunter Coiffeure und Baumärkte.

Vor dem Jumbo an der Hardbrücke in Zürich, es ist kurz vor Mittag: In den vergleichsweise kleinen Baumarkt werden nur 60 Leute reingelassen. Entsprechend bildet sich draussen vor der Tür eine Schlange, die sich auf den am Boden aufgeklebten Abstandsmarken gut 50 Meter entlang der Strasse zieht. Was auf den ersten Blick auffällt: Masken oder Handschuhe trägt hier kaum jemand.

Viel Zeit braucht man trotz der langen Schlange nicht: Die Leute werden schubweise in den Laden gelassen, keine zehn Minuten später stehe ich schon drin und kann einkaufen. Für einen Mann reicht die Zeit nicht einmal, um seine Zigarette zu Ende zu rauchen.

In die Gartenabteilung, die im Aussenbereich liegt, kommt man ganz ohne weiteres Anstehen. Die Auswahl an verschiedensten Pflanzen und Kräutern ist gut, die Gestelle voll – schliesslich konnte man in den letzten Wochen lediglich online bestellen.

Umbau für besseren Schutz

Will man sich an die Abstandregeln halten, hat man es in dem Jumbo trotz Einlasskontrolle eher schwer: Die Regale stehen hier sehr nahe beieinander, andere Kunden kann man nur kreuzen, wenn man ihnen näherkommt, als einem derzeit lieb ist.

Vor dem Zürcher Jumbo wartet die Kundschaft geduldig auf den markierten Strichen.
Vor dem Zürcher Jumbo wartet die Kundschaft geduldig auf den markierten Strichen.
Bild: Bluewin

Der Kassenbereich wurde in der vergangenen Woche extra umgebaut, wie ein Mitarbeiter erzählt. So ist sichergestellt, dass die Kunden genügend Abstand halten können und auch das Personal geschützt ist. Die Kassen erinnern nun eher an Bankschalter mit der grossflächigen Plexiglas-Absperrung mit den kleinen Durchreichen.

Keine langen Wartezeiten

Ein ähnliches Bild bietet sich im Coop Bau+Hobby im Letzipark: Hier führt die Schlange durch das seltsam ruhige Einkaufszentrum. Die allermeisten Geschäfte hier sind geschlossen, nur für den Baumarkt interessieren sich derzeit etwas mehr Kunden.

Hier geht das Anstehen aber noch kürzer als bei Jumbo, schliesslich passen hier auch fast 150 Menschen rein: Nach kaum fünf Minuten ist man drin. Wer in die grosse Gartenabteilung will, muss allerdings erneut kurz anstehen. Und auch an den Kassen geht es zur Mittagsstunde schnell, man steht nicht länger an als gewöhnlich.

Eigentlich steht der Name für Fastfood schlechthin, doch schnell geht es derzeit nicht, sich bei McDonald's etwas zu Essen zu holen.
Eigentlich steht der Name für Fastfood schlechthin, doch schnell geht es derzeit nicht, sich bei McDonald's etwas zu Essen zu holen.
Bild: Bluewin

Auf weitaus grösseres Interesse als der Baumarkt stossen zwei andere Geschäfte beim Letzipark: Vor den Waschplätzen dort zieht sich die Schlange der wartenden Autofahrer bis auf die Strasse hinaus. Offenbar freuen sich viele Autobesitzer, dass sie ihr Gefährt endlich wieder von der dicken Schicht Blütenstaub befreien können.

Lange Schlange vor McDrive

Die mit Abstand längste Schlange bildet sich aber vor dem McDrive: Auch sie reicht bis weit in die Strasse vor dem Restaurant. Sichtlich sehnen sich viele Fans von McDonalds nach dem Fastfood, der nun nach mehreren Wochen aufgezwungenen Burger-Fastens wieder zu haben ist.

«Damit es sicher und schnell geht» Ein reduziertes Menü bei McDonald's.
«Damit es sicher und schnell geht» Ein reduziertes Menü bei McDonald's.
Bild: Bluewin

Rund eine halbe Stunde wartet zur Mittagszeit, wer sich nach einem BigMac oder nach einem Happy Meal sehnt und mit dem Auto anreist. Damit es schneller geht, verteilt ein Mitarbeiter von McDonalds schon weit vor dem Bestellfenster das Menü mit den erhältlichen Speisen. Das Angebot wurde eingeschränkt – so können die Kunden schneller bedient werden, heisst es auf dem entsprechenden Zettel.

Deutlich im Vorteil sind Fussgänger und Velofahrer: Sie müssen sich nicht hintenanstellen, sondern können zwischen den Autos zu Fuss zum Bestellschalter gehen. Nach einigen Minuten kommt man so schon zu seiner Mahlzeit – nur an Sitzmöglichkeiten fehlt es, wenn man nicht im eigenen Auto essen kann.

Aber zum Essen fährt man nach so einem Ausflug eh am besten wieder nach Hause, so kann man sich auch noch 20 Sekunden die Hände waschen, bevor man das erstandene Essen verspeist.

Chronologie der Coronakrise
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