Spannende zweite Wahlgänge Sechs Ständeratssitze in fünf Kantonen sind noch offen

sda/dmu

18.11.2023

Am Sonntag fallen die letzten Entscheidungen, wer in der nächsten Legislatur in der kleinen Kammer im Bundeshaus politisieren darf.
Am Sonntag fallen die letzten Entscheidungen, wer in der nächsten Legislatur in der kleinen Kammer im Bundeshaus politisieren darf.
Keystone

Am Sonntag finden die letzten zweiten Wahlgänge in den Ständerat statt. Eine Übersicht zu den Ausgangslagen in den fünf Kantonen Aargau, Schaffhausen, Solothurn, Tessin und Zürich.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Sonntag finden in fünf Kantonen zweite Wahlgänge für für den Ständerat statt. Offen sind noch sechs Sitze in fünf Kantonen.
  • Fast alle Entscheidungen versprechen Spannung. Im Aargau liefern sich etwa die SVP und Die Mitte einen Schlagabtausch.
  • In Schaffhausen fordert die SP den bisherigen Thomas Minder heraus.
  • In Solothurn greift die SVP den SP-Sitz an.
  • Im Tessin dürfe sich hinter SVP-Präsident Marco Chiesa ein bürgerliches Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten freien Sitz entwickeln.
  • In Zürich versucht die GLP, den zweiten Sitz den Bürgerlichen zu entreissen.

Am 19. November finden in fünf Kantonen zweite Wahlgänge in den Ständerat statt. Offen sind noch sechs Sitze, erst dann wird die kleine Kammer komplett sein. Eine Übersicht zu den Ausgangslagen in den fünf Kantonen.

Aargau: Bürgerlicher Zweikampf

Die Parteien SVP und Mitte liefern sich im Kanton Aargau bei der Stichwahl für den freien SVP-Sitz im Ständerat einen Schlagabtausch. Der Ausgang des Rennens zwischen Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller und SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner ist offen.

Entscheidend werden die Stimmbeteiligung und die Mobilisierung der politischen Lager sein. Als Nationalrat erhielt Giezendanner das beste Resultat aller Kandidierenden. Und Keller-Binder ist Panaschierkönigin: Niemand sammelte mehr Stimmen auf Listen von anderen Parteien.

Im ersten Wahlgang für den Ständerat lag Giezendanner auf dem ersten Platz der Nichtgewählten. Nationalrätin Binder-Keller landete sogar hinter SP-Nationalrätin Gabriela Suter. Doch für die Stichwahl sind die Karten neu gemischt. Sowohl Suter wie Nationalrätin Irène Kälin (Grüne), Barbara Portmann (GLP) und die nicht wiedergewählte Nationalrätin Lilian Studer (EVP) gaben auf. Alle diese Parteien stellen sich hinter die Mitte-Kandidatin Binder-Keller.

Als Ständerat bereits gewählt ist FDP-Präsident Thierry Burkart.

Schaffhausen: SP fordert Minder heraus

In Schaffhausen kommt es zum Duell zwischen dem bisherigen Thomas Minder (parteilos) und dem Herausforderer Simon Stocker (SP). 

Thomas Minder, der Urheber der Abzocker-Initiative, muss erstmals seit seiner Wahl in den Ständerat im Jahr 2011 zu einem zweiten Wahlgang antreten. Er landete im ersten Wahlgang nicht nur hinter seinem auf Anhieb wiedergewählten Ständeratskollegen Hannes Germann (SVP), sondern auch hinter dem SP-Kandidaten und früheren Schaffhauser Stadtrat Simon Stocker.

Dass der 62-jährige Unternehmer seinen Sitz verlieren könnte, ist deshalb durchaus denkbar. Um den 42-jährigen Stocker bildete sich nach dem ersten Wahlgang rasch ein geschlossenes Lager der links-grünen Parteien und der GLP. Die Mitte beschloss Stimmfreigabe.

Solothurn: SVP greift SP-Sitz an

Im Kanton Solothurn kämpfen SP und SVP nach dem Rückzug der FDP in der Stichwahl um den freien Sitz im Ständerat. Nationalrat Christian Imark möchte für die SVP erstmals einen Ständeratssitz erobern. Nationalrätin Franziska Roth will den Sitz für die SP verteidigen.

Frei ist der bisherige SP-Sitz, nachdem der langjährige Ständerat Roberto Zanetti nicht mehr angetreten ist. Seine Nachfolge antreten will Franziska Roth, die im ersten Wahlgang hinter dem bereits gewählten Pirmin Bischof (Mitte) die zweitmeisten Stimmen erreichte. Unterstützung erhält die 57-Jährige von einem überparteilichen Komitee aus SP, GLP und Grünen.

Diesen Sitz streitig macht ihr der 41-jährige Imark. Seine Partei unterlag bisher in mehreren Anläufen, einen Ständeratssitz zu erobern. Die SVP, die als wählerstärkste Partei im Kanton zwei von sechs Solothurner Nationalratssitzen belegt, stellte auch noch nie einen Regierungsrat.

Tessin: Bürgerliches Kopf-an-Kopf-Rennen

Nach einem sehr guten ersten Wahlgang scheint der einzige bisherige Tessiner Ständerat Marco Chiesa (SVP) für die kleine Kammer gesetzt. Weil er das absolute Mehr verpasste, muss auch er in den zweiten Wahlgang.

Im Kampf um den zweiten Sitz dürften sich Fabio Regazzi (Mitte) und Alex Farinelli (FDP) ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Die Linke hofft auf einen Überraschungserfolg der Grünen Greta Gysin.

SVP-Präsident Chiesa lag nach dem ersten Wahlgang über 10'000 Stimmen vor dem zweitplatzierten Fabio Regazzi. Deutlich geringer war der Abstand zum drittplatzierten Alex Farinelli: Die beiden bürgerlichen Kandidaten trennten nach dem ersten Wahlgang nur gerade 1500 Stimmen.

Ihren Ständeratssitz verloren geben musste die SP. Die linke Partei hatte bis vergangenen April den zweiten Tessiner Sitz im Stöckli inne. Seit der Wahl der ehemaligen Ständerätin Marina Carobbio in die Tessiner Regierung ist dieser Sitz jedoch vakant.

Nationalrat Bruno Storni, der Carobbios Sitz hätte verteidigen sollen, zog sich nach einem schlechten Resultat im ersten Wahlgang zugunsten der Grünen Greta Gysin zurück. Dass Gysin, die seit 2019 im Nationalrat sitzt, die beiden bürgerlichen Kandidaten überflügeln und den linken Sitz halten kann, gilt als eher unwahrscheinlich.

Zürich: Bürgerlicher Sitz steht auf der Kippe

Dem bürgerlichen Lager droht im Kanton Zürich eine empfindliche Niederlage: Die auch von linker Seite unterstützte GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser könnte im zweiten Wahlgang gegen SVP-Nationalrat Gregor Rutz gewinnen und so den bisher bürgerlichen Zürcher Ständeratssitz erobern.

Rutz hatte am 22. Oktober im Kanton Zürich im ersten Wahlgang hinter dem bereits gewählten bisherigen Ständerat Daniel Jositsch (SP) zwar mit Abstand das beste Resultat erzielt. Doch der 51-Jährige wird nun im zweiten Wahlgang einzig von SVP, FDP und einigen Kleinparteien sowie mehreren Verbänden unterstützt.

Es gelte, den zweiten Zürcher Ständeratssitz, der bislang vom nicht mehr antretenden Ruedi Noser (FDP) besetzt wurde, in bürgerlicher Hand zu halten, betonen SVP und FDP. Um die bürgerlichen Kräfte zu bündeln, zog der FDP-Parteivorstand auch Nationalrätin Regine Sauter aus dem Rennen zurück.