BAV-Direktorin zum SBB-Finanzloch «Es kostet nicht einfach doppelt so viel»

toko

30.11.2024

Bei der Finanzierung der Bahninfrastruktur in der Schweiz klafft ein Milliardenloch.
Bei der Finanzierung der Bahninfrastruktur in der Schweiz klafft ein Milliardenloch.
IMAGO/dieBildmanufaktur

BAV-Direktorin Christa Hostettler ist erst seit kurzem im Amt – und muss gleich ein Finanzloch beim Ausbau der Bahn verkünden. Auch sie zeigt sich «erstaunt». Von einer Verdopplung könne aber keine Rede sein.

Oliver Kohlmaier

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Milliardenloch für den Ausbau der Bahninfrastruktur hat Politik wie Öffentlichkeit in einen Schockzustand versetzt.
  • Die neue Direktorin des Bundesamts für Verkehr (BAV), Christa Hostettler, war nach eigenen Angaben zwar nicht schockiert, aber «erstaunt».
  • Hostettler betont jedoch, dass zu den ursprünglich 160 Massnahmen nun noch 80 hinzu gekommen seien: «Es kostet nicht einfach doppelt so viel.»

BAV-Direktorin Christa Hostettler ist erst seit etwas mehr als drei Monaten im Amt und war von Anfang an stark gefordert. Nun sorgt das riesige Finanzloch für die Bahninfrastruktur für den nächsten Paukenschlag. Denn der bereits geplante und beschlossene Ausbau wird fast doppelt soviel kosten, wie ursprünglich veranschlagt.

«Schockiert hat es uns nicht, das wäre übertrieben, aber erstaunt hat es uns schon», sagte Christa Hostettler im Interview mit SRF, schränkt aber ein: «Man muss aber sagen, es kostet nicht einfach doppelt so viel. Man hat ursprünglich 160 Massnahmen geplant, nun kommen 80 hinzu.»

Vor zehn Jahren sei man jedoch von sehr optimistischen Annahmen ausgegangen. Nun aber sei das System sehr komplex, das Fahrgastaufkommen deutlich gestiegen. Deshalb brauche es nun Reserven, also «zusätzliche Kreuzungen, Überführungen oder Abstellgleise».

Bahnhöfe in Basel und Luzern «nicht auf der Kippe»

Einen direkten Zusammenhang mit dem überraschenden Aus beim Autobahnausbau verneint Hostettler, dennoch habe es «gewisse Auswirkungen». Schliesslich sei klar, dass der öffentliche Verkehr das Wachstum nicht allein abfedern könne. Man arbeite daher eng mit dem Bundesamt für Strassen zusammen.

Gefragt nach einem möglichen aus der beiden Tiefbahnhöfen in Basel und Luzern sagt Hostettler: «Sie stehen nicht auf der Kippe.» Enthalten in den 14 Milliarden sei eine Milliarde vorgesehen, «um Studien weiterzuführen und die Projekte weiterzuentwickeln.»

Christa Hostettler bei der Eröffnung Einweihung der neuen Personenunterfuehrung West im Bahnhof Fribourg, zusammen mit Jean-Francois Steiert, Staatsrat Kanton Fribourg, Elias Moussa, Gemeinde Fribourg, und Vincent Ducrot, CEO SBB (von links).
Christa Hostettler bei der Eröffnung Einweihung der neuen Personenunterfuehrung West im Bahnhof Fribourg, zusammen mit Jean-Francois Steiert, Staatsrat Kanton Fribourg, Elias Moussa, Gemeinde Fribourg, und Vincent Ducrot, CEO SBB (von links).
Keystone/Peter Schneider

14 Milliarden Mehrkosten

Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Ausbau der Bahninfrastruktur bis 2035 deutlich teurer wird als vorgesehen. Neben den bereits vom Nationalrat bewilligten 16,4 Milliarden Franken fallen weitere 14 Milliarden Franken an.

Der grössere Teil der Mehrkosten in Höhe von 8,5 Milliarden Franken fällt dabei für umfangreiche Bauarbeiten wie Bahnhofsumbauten, neue Geleise und Abstellanlagen an, teilte das BAV mit.

Weitere 5,5 Milliarden Franken werden demnach für bereits beschlossene Projekte benötigt, die teurer werden. Dazu gehört etwa derBrüttener Tunnel auf der Strecke Zürich-Winterthur.