Studie belegt Wirksamkeit Neuartiger Impfstoff soll gegen Mutationen helfen

Andreas Fischer

18.5.2021

Beim französischen Pharmakonzern Sanofi kommen die Forscherinnen und Forscher nach Rückschlägen im vergangenen Jahr nun offenbar mit der Impfstoff-Entwicklung voran.
Beim französischen Pharmakonzern Sanofi kommen die Forscherinnen und Forscher nach Rückschlägen im vergangenen Jahr nun offenbar mit der Impfstoff-Entwicklung voran.
Bild: Keystone

Der Corona-Impfstoff von Sanofi liefert offenbar gute Ergebnisse. Er basiert auf einer anderen Technologie als die bislang zugelassenen Vakzine. Das könnte entscheidend sein im Kampf gegen Mutationen.

Andreas Fischer

Nach herben Rückschlägen Ende des vergangenen Jahres macht Sanofi bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs offenbar grosse Fortschritte und rechnet mit einem Markteintritt im vierten Quartal 2021. In einer Phase-2-Studie habe das Vakzin bei allen Altersklassen eine starke Wirkung gezeigt, wie der französische Pharmakonzern mitteilt.

Die Zwischenergebnisse zeigten nach der zweiten Dosis in 95 bis 100 Prozent der Fälle die Bildung von Antikörpern, berichteten die Franzosen. Getestet wurden mehr als 700 Probanden im Alter von 18 bis 95 Jahren. Die dritte Phase mit 35'000 Probanden soll gegen Ende Mai beginnen.



Sanofi entwickelt den Impfstoff-Kandidaten gemeinsam mit dem britischen Konzern GlaxoSmithKline und setzt dabei auf dieselbe Technologie wie bei seinen Grippemitteln. Anders als die bislang in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe, die auf mRNA-Basis oder mit der Vektortechnologie funktionieren, entwickelt Sanofi ein proteinbasiertes Vakzin.

Spike-Protein aus Insektenzellen

Der Impfstoff enthält ein typisches Eiweiss des Coronavirus: das für die Andockung an menschliche Zellen verantwortliche Spike-Protein. Das menschliche Immunsystem bildet dann Antikörper gegen das Spike-Protein und kann dadurch eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Das Spike-Protein ist für sich allein genommen ungefährlich und wird für den Impfstoff massenhaft in Insektenzellen reproduziert. Zur Wirkstoffverstärkung wird eine Substanz von GlaxoSmithKline hinzugenommen.



Vorteile der Technologie sind, dass sich der Impfstoff schnell in grossen Mengen herstellen und unkompliziert bei Kühlschranktemperaturen lagern lässt. Ausserdem gelten Vakzine auf Proteinbasis als mögliche Drittimpfungen zur Auffrischung – etwa, wenn neue Mutationen entstehen.

Der deutsche Virologe Michael Hoelscher, Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin des LMU Klinikums in München, rät daher im Nachrichtenmagazin «Der Spiegel», «grosse Mengen Protein-Impfstoffe zu bestellen». Dies auch, obwohl noch keines der Mittel zugelassen ist. Doch: «Mehrere seit Jahren angewendete Impfstoffe basieren bereits auf diesem System», wie Hoelscher erklärt.

Durch die lange Erfahrung wisse man, dass diese Impfstoffe «beliebig oft» verimpft werden können. «Ausserdem gibt es für Protein-Impfstoffe bereits grosse Produktionskapazitäten», erklärt Hoelscher weiter. Dies sei insbesondere dann von Vorteil, wenn man davon ausgehe, dass der Impfschutz gegen Covid-19 jedes Jahr erneuert werden müsse.

Noch kein Zulassungsgesuch bei Swissmedic

Die Schweiz jedenfalls hat bereits einen proteinbasierten Impfstoff bestellt. Mit dem US-Unternehmen Novavax wurde ein Vorvertrag über 6 Millionen Dosen abgeschlossen. Allerdings liegt dafür noch kein Zulassungsgesuch bei Swissmedic vor, wie das für die Zulassung zuständige Schweizerische Heilmittelinstitut auf Nachfrage von «blue News» bestätigt. In einer Quartalsmitteilung hatte Novavax kürzlich angekündigt, Zulassungsanträge in den USA und bei der EU erst im dritten Quartal 2021 stellen zu wollen.

Wie lange ein allfälliges Verfahren bis zur Zulassung ab Antragstellung dauern würde, könne nicht vorausgesagt werden, wie Swissmedic-Sprecher Alex Josty mitteilt: «Die Dauer der rollenden Begutachtung hängt von der Vollständigkeit der durch die Herstellerin eingereichten Daten und den Resultaten der klinischen Versuche ab.»



Bei den bislang zugelassenen mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech dauerte das Zulassungsverfahren zwei Monate. Das Vektor-basierte Vakzin von Johnson&Johnson wurde nach dreieinhalb Monaten Prüfung befristet zugelassen. Über das am 6. Oktober 2020 eingereichte Zulassungsgesuch für den Impfstoff von AstraZeneca hat Swissmedic noch nicht entschieden.

Mit Material von SDA und AFP.